Schwierig: Die Analog-Digital-HD-TV-Umstellung

In zwei Wochen stehen wichtige TV-Neuerungen bevor. Die gute Nachricht: ARD und ZDF weiten ihr HD-Angebot erheblich aus. Doch Unterschiede bei Kabel-TV-Anbietern und Fernsehgeräten erschweren den Umstieg.

Magdeburg l Am 1. Mai wird das analoge Satelliten-Fernsehen abgeschaltet. Weil damit teure Kapazitäten auf den Satelliten-Transpondern frei werden, kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk ebenfalls ab dem 1. Mai zehn seiner Programme zusätzlich in besonders scharfer HD-Bildqualität abstrahlen (Infokasten). Beides zusammen macht nicht nur bei Sat-Nutzern, sondern auch bei vielen Kabel-TV-Abonnenten erhebliche Programmplatz-Umbelegungen am Fernsehgerät notwendig.

Bei Magdeburgs Kabel-TV-Anbieter MDCC herrscht deshalb beim Gedanken an den Tag X vorsichtige Anspannung. "Wir haben eine generelle Urlaubssperre verhängt. Und es stehen zusätzlich Techniker externer Unternehmen bereit, um im Bedarfsfall Kunden zu unterstützen", erzählt MDCC-Geschäftsführer Guido Nienhaus. 55000 Haushalte versorgt MDCC in Magdeburg mit Fernsehen. Einheitliche technische Empfehlungen an die Kunden auszugeben sei schwierig. Nienhaus: "Wir wissen nicht, mit welchem TV-Gerät oder welchem Receiver unsere Kunden fernsehen. Die Menüs in diesen Geräten unterscheiden sich zum Teil erheblich."

Programmsuchlauf am 1. Mai eine gute Entscheidung

In jedem Fall ist - das gilt für alle Fernseh-Konsumenten - ein Programmsuchlauf am TV-Gerät oder an der Receiverbox am 1. Mai eine gute Entscheidung. Bei MDCC sogar gleich zweimal: In der Nacht zum 24. April werden in der Kopfstation des Anbieters die ersten Programme umgelegt, in der Nacht zum 1. Mai alle anderen. Anschließend müssen die Sender manuell auf den gewünschten Programmplatz gespeichert werden.

Für Technikmuffel hat der MDCC-Chef noch eine gute Nachricht - und die gilt erfreulicherweise für Kabel-TV-Nutzer aller Anbieter gleichermaßen: "Wer bislang via Kabel analog ferngesehen hat - für den ändert sich überhaupt nichts." Dies wird vor allem ältere Fernsehkonsumenten erfreuen, denen HD und Digital-TV ziemlich schnuppe sind. Bei MDCC sind das 42500 Kunden. Der Grund ist: Die Kabel-Gesellschaften wollen ihre Analog-Kunden nicht vergrämen und schicken zukünftig ursprünglich digitale TV-Signale über den analogen Verbreitungsweg zum Analog-Kunden. Von einer "Abschaltung" analoger Fernsehsignale kann beim Kabel-TV also keine Rede sein. Lediglich der Satelliten-TV-Nutzer muss mit einem Bildausfall rechnen, wenn seine Sat-Schüssel oder der Receiver am TV-Gerät älter als zehn Jahre sind.

Wer aber jüngst einen großen Flachbildfernseher gekauft hat, wird die Freischaltung der neuen HD-Programme von ARD und ZDF sehnlichst erwarten. Nach der HD-"Offensive" der Öffentlich-Rechtlichen zum Jahresbeginn 2010 - damals gingen mit dem Ersten HD, ZDF HD und arte HD nur drei Programme an den Start - bringt die Freischaltung von jetzt zehn Programmen das frei empfangbare HD-Fernsehen tatsächlich einen großen Schritt voran.

Kabel Deutschland führt "Gespräche auf Arbeitsebene"

Immer vorausgesetzt, das TV-Gerät bekommt das HD-Signal auch weitergereicht. Kunden von Kabel Deutschland kommen vorerst nicht in diesen Genuss. Über die Gründe schreibt der Anbieter auf Nachfrage: "Kabel Deutschland ist mit den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten auf Arbeitsebene in Gesprächen, um einen Vertrag über die HD-Einspeisung der dritten Programme ins Kabelnetz zu vereinbaren. Sobald es Konkretes zu vermelden gibt, werden wir die Öffentlichkeit umgehend informieren."

Hintergrund der ausbleibenden Einigung mit den Sendeanstalten sind vermutlich unterschiedliche Auffassungen über die Höhe der Einspeisungsentgelte, die Kabel Deutschland verlangt. Und dieser Streit kann dauern. Im Gegensatz zu anderen Kabel-TV-Anbietern konnte sich Kabel Deutschland bis heute auch nicht mit der RTL-Gruppe über die Verbreitung von deren HD-Angeboten einigen. Aktuell empfangen Kabel-Deutschland-Kunden 26 HD-Programme - davon aber nur Das Erste HD, ZDF HD und arte HD unverschlüsselt und ohne Zusatzgebühr.

Kabel-TV-Anbieter Primacom wird laut einer Kundeninformation ab dem 1. Mai vier der zehn neuen HD-Sender anbieten, SWR HD in zwei Regionalfenstern. Eine Anfrage der Volksstimme, warum in Sachsen-Anhalt zwei SWR-HD-Programme aber nicht zum Beispiel ein NDR-HD-Programm verbreitet werden soll, blieb von Primacom unbeantwortet.

Eine vollständige und mehrkostenfreie Verbreitung der zehn neuen HD-Sender haben in dieser Woche die Telekom ("Entertain" via IPTV) und Tele Columbus angekündigt. MDCC in Magdeburg - deren Gesellschafter sind Tele Columbus und der kommunale Energieversorger SWM - bietet seinen Kunden daneben noch zwei NDR-HD-Regionalfenster - aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Ratgeber