Sehnlichst erwartet: Die Gitarre aus Carbon
Werther l Die innere Beziehung zwischen Musikern und ihrem Instrument ist bisweilen eine eigenwillige Sache. Nicht selten artikuliert sich im Instrument die Seele des Musikers. Sei es in harmonischem Verschmelzen - oder auch in einer rauen Auseinandersetzung. Denken wir nur an die schmerzvollen Augenblicke, da Pete Townshend, Kopf der Rockband "The Who", am Ende eines Konzertes wieder einmal seine Gitarre zertrümmerte. Wie er sein Instrument erst mit Hingabe bearbeitet und schließlich brutal zerschlägt, ... da blutet dem Gitarrenbauer doch das Herz. Damit könnte nun bald Schluss sein.
Jörg Kleinstede aus Werther bei Bielefeld hat das quasi unkaputtbare Streichinstrument erfunden. Es besteht aus Carbon, jenem exklusiven und teuren Kunststoff, aus dem Rennwagen, Luxus-Jachten und Flugzeuge gebaut werden.
Eigentlich war es Kleinstede nur über die Jahre langweilig geworden, Geigen, Bratschen und Co. wie üblich aus Holz zu bauen. Ob er die Tragweite seiner Idee sieht? Wenn sie sich flächendeckend durchsetzt, muss niemand mehr fürchten, dass ein Jimi-Hendrix-Double seine (Carbon-)Gitarre anzündet, oder dass je wieder ein Instrument unter Townshends Aggression zu leiden hat.
Aber Carbongitarren und -geigen haben noch mehr zu bieten. Das Material aus Kohlefaser ist auch gegen hohe Luftfeuchtigkeit unempfindlich. Künftig werden wir also nicht nur unter der Dusche singen, sondern auch die Carbonvioline dazu spielen. Händels Wassermusik böte sich da an.
Über die neuen Möglichkeiten wird bestimmt auch die Sängerin Claudia Herr jubeln. Sie war mit ihrer Unterwasseroper in Dresden jüngst an die Grenzen des submarinen Musizierens gestoßen.