Selbst Islamisten sind vor Eitelkeit nicht gefeit
Kairo (pw) l Eitelkeit ist eine menschliche Eigenschaft, gewiss auch eine recht weit verbreitete. Dass es den Anschein hat, besoders häufig trete sie - Stars und Sternchen sowie den Jetset einmal außen vor gelassen - bei Politikern auf, ist wohl deren zahlreichen öffentlichen Auftritten geschuldet, denn Eitelkeit drängt ins Rampenlicht.
In dieses ist nun ein ägyptischer Parlamentsabgeordneter, Mitglied der radikal-islamistischen Partei des Lichts, geraten. Freilich nicht ganz so, wie es seiner Eitelkeit geschmeichelt hätte.
Wie dpa aus der ägyptischen Hauptstadt meldet, war der Abgeordnete Anwar al-Balkimi nach eigener Aussage in der vergangenen Woche auf einer Straße zwischen Kairo und Alexandria Opfer eines Raubüberfalls geworden. Gegenüber der Staatsanwaltschaft gab er an, fünf maskierte Männer hätten sein Auto gestoppt, ihn verprügelt, ihm die Nase lädiert und 100000 ägyptische Pfund (etwa 12500 Euro) abgenommen.
Peinlich nur, dass sich später der Direktor einer Schönheitsklinik in Kairo meldete. Er erklärte, er habe al-Balkimi wenige Stunden vor dem angeblichen Überfall die Nase verkleinert. Der Patient habe darauf bestanden, die Klinik auf eigene Verantwortung schon in der Nacht, nur wenige Stunden nach der Operation, zu verlassen.
Wie der Abgeordnete, der einen langen Backenbart und ein braunes Gebetsmal auf der Stirn trägt, auf die Anschuldigung reagieren wird, ist noch offen. Die Partei des Lichts hat auf jeden Fall erst einmal ein Parteiausschluss-Verfahren gegen ihr Fraktionsmitglied eingeleitet.
Doch damit ist es beileibe nicht getan. Das politische Ägypten über alle Parteien hinweg ist in Aufregung. Grundsätzliche Fragen sind aufgeworfen, die wohl auch die islamischen Rechtsgelehrten noch beschäftigen werden: Darf sich ein langbärtiger Islamist heimlich die Nase verkleinern lassen? Und verliert ein Lügner automatisch sein Abgeordnetenmandat?