2.840 Kilometer vom Fußballclub entfernt Sensationelle Shirt-Sichtung: Wie kommt das Trikot des 1. FC Weißenfels nach Portugal?
Ein Retro-Trikot aus Sachsen-Anhalt in Portugal entdeckt: Podcaster Gregor Ryl findet im Urlaub ein Trikot des 1. FC Weißenfels. In einem Vintage-Laden an der Algarve wird es für einen "stolzen Preis" angeboten. Wie ist das Trikot in Albufeira gelandet? Und wer trug die Nummer 16? Die Spurensuche reicht bis nach Belgien.

Albufeira/Weißenfels. - Wie kommt ein Trikot des 1. FC Weißenfels an die portugiesische Algarve? Und was macht das Dress in der illustren Runde zusammen mit Shirts von West Ham United und Zinédine Zidane? Das fragte sich auch Autor und Podcaster Gregor Ryl, der im Urlaub ein altes Trikot des 1. FC Weißenfels fand und bei Instagram ein Foto davon postete.
Das in Gelb und Marineblau leuchtende Fußballtrikot von Nike in der Größe XL hing in einem Secondhand-Laden namens "Albufeira Sports Clothing" in dem gleichnamigen Ort im Süden Portugals.
"Nicht viele Vereine tragen Blau-Gelb", meint Uwe Abraham, Platzansager und Vorstandsmitglied des "Saale Sportclubs Weißenfels", der jetzt Auskunft über den Sensationsfund in Portugal geben kann.
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Er weiß, dass dieses Trikot in der Saison 2011/2012 von der zweiten Mannschaft getragen wurde, als der Verein noch unter dem Vereinsnamen "1. FC Weißenfels" spielte.
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Der Fußballclub hat eine mittlerweile mehr als 120-jährige Geschichte: Gegründet wurde der Fußballclub 1900 als "Weissenfelser FC Preussen 1900". Nach der Auflösung des Vereins 1945 wurde die "Sportgemeinschaft Weissenfels-Süd" ein Jahr später neu gegründet. Es folgten einige Namensänderung, bis 1991 die Sektion Fußball des Vereins als der "Erste Fußball Club Weissenfels" auflief.

Von 1991 bis 2018 blieb demnach der Vereinsname bestehen, bis sich der Fußballclub mit dem "Sportclub Uichteritz Markwerben" zusammenschloss, so Uwe Abraham weiter. Seither spielen die beiden Vereine als "Saale Sportclub Weißenfels", kurz als SSC, zusammen.
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Wie kommt das Shirt aus Weißenfels nach Portugal?
Gekauft hat Gregor Ryl das getragene Shirt nicht. Er wollte es nicht dem nächsten Weißenfels-Ultra wegschnappen, wie er auf Anfrage mit einem Augenzwinkern schreibt. Online auf der Webseite des Shops konnte das Trikot noch – zu einem, wie Ryl meint, "stolzen" Preis von 24,99 Euro – erworben werden.
Wenige Stunde nach Erstveröffentlichung des Beitrags wurde das Trikot verkauft. Wem es jetzt gehört, ist unklar.
Wie ist das Trikot aber überhaupt nach Portugal gekommen? In der Geschichte des 1. FC Weißenfels kickten häufig Spieler aus Portugal im Burgenlandkreis. Durch eine portugiesische Spielervermittlungsagentur kamen ungefähr zehn Fußballer zum Verein.
"Die wollten sich hier entwickeln und später höher spielen", erklärt Uwe Abraham. Einige von ihnen spielen mittlerweile in höheren Klassen wie der Regionalliga.
Wer trug die Nummer 16 beim 1. FC Weißenfels?
Die Fußballer trugen zur damaligen Zeit keine fest zugeordneten Trikots. Deshalb können die Mitglieder des Vorstands rund um Uwe Abraham nicht sagen, wer in der Saison 2011/2012 die Nummer 16 innehatte.
Wie das Shirt nach Portugal – genauer gesagt, mehr als 2.840 Kilometer weit von Weißenfels entfernt – kam, kann sich niemand wirklich erklären. Abraham vermutet, dass einer der vermittelten Spieler bei einem Heimatbesuch das Trikot mitnahm und einfach dort ließ. Nun stand es zum Verkauf im Shop in Albufeira.
Trikot aus Sachsen-Anhalt in Portugal: Wie Gregor Ryl zu dem Fund kam
Gregor Ryl ist gern in solchen Vintage-Läden unterwegs: "Gerade wegen solcher Funde wie dem aus Weißenfels. Die potenziellen Storys dahinter, die man sich nur ausmalen kann, sind toll." Der Podcaster kommt selbst aus Sachsen-Anhalt und ist vor allem (ost)-fußballgeistert.

Auf der Vorderseite des Trikots ist eine Krone und der Schriftzug "Café Belgiek" zu sehen. Das Café liegt im belgischen Ort Genk, in dem die zweite Mannschaft immer mal wieder für das eine oder andere Freigetränk einkehrte, wofür das Café mit einem Stick auf der Brust der Spieler belohnt wurde.
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In der Kreisliga reiche manchmal schon ein Freibier für Werbung, meint Uwe Abraham vom SSC scherzhaft. Ein Spieler sei Belgier gewesen und mit dem Team zu Freundschaftsspielen ab und an ins deutsche Nachbarland gereist, so Abraham weiter. Mittlerweile ist das Café aber geschlossen.
Zurück im Shop: Besonders schön fand Gregor Ryl den Zusatz "matchworn" auf dem Verkaufsetikett, was bedeutet, dass das Trikot während eines Spieles getragen wurde. "Vielleicht kann sich die Nummer 16 ja bei mir melden. Ich gebe ein Bier aus", meint der 31-jährige Fußballbegeisterte.
Der aus Halle stammende Ryl ist als Fernsehautor und Podcaster bekannt. Besondere Aufmerksamkeit bekam er als Sidekick des Moderators Tommi Schmitt in der ZDFneo-Sendung "Studio Schmitt", die von 2021 bis 2023 ausgestrahlt wurde.

Seine Leidenschaft für den Fußball hat der in Köln lebende Hallenser zum Beruf gemacht. Fußballverrückte können ihn regelmäßig im Podcast "Copa TS" von Tommi Schmitt hören. Seit Mitte Mai ist auch sein eigener Podcast "Der Schacht - Fussball. Kultur. Erzgebirge." über die besondere Region in Sachsen und den Drittligisten Erzgebirge Aue zu hören.
Wenn er sich nicht beruflich mit Fußball beschäftigt, dann privat: egal ob bei Spielen in der Heimat, im Osten, gern bei Kreisliga-Matches oder im Ausland. So auch im Portugal-Urlaub: Beim letzten Saisonspiel des Fünftligisten Imortal DC besuchte er Verein und Stadion. Oder wie er sagt: "Also irgendwo auch Arbeit."