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Zunehmende Verrohung So oft wurden Zugbegleiter in Sachsen-Anhalt 2021 angegriffen

Bahnbegleiter leben mitunter gefährlich. Etwa einmal wöchentlich kommt es zu Angriffen gegen Zugpersonal. Laut Bahn zeigt sich hier eine zunehmende Verrohung.

24.02.2022, 06:50
Ein Schaffner kontrolliert die Fahrkarte eines Bahnkunden.
Ein Schaffner kontrolliert die Fahrkarte eines Bahnkunden. (Foto: Franz-Peter Tschauner/dpa)

Halle (Saale)/Pirna/dpa - Im vergangenen Jahr hat die Bundespolizei 50 Körperverletzungen gegen Bahnmitarbeiter in Sachsen-Anhalt registriert. Hinzu kämen rund zehn Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Bedrohung oder Nötigung, teilte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna mit. Die Bundespolizei übernimmt im Rahmen der polizeilichen Zuständigkeiten die bahnpolizeilichen Aufgaben.

Attacken auf Zugbegleiter: Längst nicht alle Fälle erfasst

Während Körperverletzungsdelikte gegen Bahnmitarbeiter im Jahr 2021 das Niveau von 2019 erreichten, sei bei den Straftaten gegen die persönliche Freiheit in den vergangenen Jahren ein Rückgang zu verzeichnen, erklärte der Sprecher.

Allerdings umfassten die Zahlen nur von der Bundespolizei erfasste Vorgänge. Fälle, die bei der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt landeten, fanden demnach keine Berücksichtigung.

Corona-Pandemie verschärft Umgangston in Zügen

Bundesweit berichtete die Deutsche Bahn 2021 von rund 2000 Angriffen gegen Bahnmitarbeiter im Dienst. Die Zahl der Fälle erreichte damit das Niveau von 2020. Etwa ein Zehntel der Fälle stehe laut Bahn in Zusammenhang mit der Durchsetzung von Abstands- und Hygieneregeln während der Corona-Pandemie.

Der Umgangston sei rauer geworden, so die Bahn. Attacken kämen oft unvermittelt. Etwa die Hälfte der Angriffe treffe Sicherheitskräfte. Schwere Verletzungen seien mit einem Anteil von sieben Prozent allerdings die Ausnahme.

Schulungen zum Schutz der Mitarbeiter

Um die Bahn-Mitarbeiter besser zu schützen, habe das Unternehmen ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt, sagte ein Sprecher. Deeskalationstrainings gehören zur regelmäßigen Fortbildung von Bahnmitarbeitern mit direktem Kundenkontakt - für Sicherheitskräfte
zusätzlich auch Trainings zur Abwehr von Angriffen.

Dabei lernten sie, Situationen und Verhalten richtig einzuschätzen, selbstbewusst
aufzutreten, Konflikte zu deeskalieren und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Im Schnitt alle zwei Jahre durchlaufen laut Bahn Mitarbeiter mit Kundenkontakt verpflichtend diese Trainings, bei Bedarf öfter.

Abellio bietet Betroffenen Unterstützung an

Auch das in Sachsen-Anhalt tätige Bahnunternehmen Abellio bietet Mitarbeitern Trauma- und Deeskalationsschulungen an. Man arbeite mit einem psychologischen Dienst zusammen und vermittele betroffenen Kollegen Unterstützung und Beratung, teilte das Unternehmen mit.

Anfang des Jahres hatte ein junger Mann bei einer Zugfahrt zwischen Berlin und Stendal einer Zugbegleiterin auf den Kehlkopf geschlagen. Anschließend versuchte er, auch deren Kollegin zu verletzen.