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Ruhestand Sparkassenchef geht in Rente

Horst Eckert wechselt nach 15 Jahren an der Spitze des größten Kreditinstituts Magdeburgs in den Ruhestand.

Von Alexander Walter 12.12.2017, 00:01

Magdeburg l Nach 15 Jahren an der Spitze der Magdeburger Sparkasse wechselt der Rheinländer Horst Eckert in den Ruhestand. Im Interview erzählt er von seiner ersten Begegnung mit der Landeshauptstadt, seiner Verbundenheit dem 1. FC Magdeburg gegenüber und seiner Entscheidung trotzdem nach Düsseldorf zu ziehen.

Volksstimme: Herr Eckert, haben Sie ein Konto bei der Sparkasse?

Horst Eckert: Ja, seit frühester Kindheit und bis heute aus Überzeugung. Das fing bei mir mit einem Spargeschenk- gutschein an. Mein erstes Girokonto hatte ich dann zu Beginn meiner Berufsausbildung. Ich habe zu einer Zeit zu lernen begonnen, als das Girokonto noch nicht üblich war. Da gab es noch viele, die haben ihr Geld mit der Lohntüte bekommen. Heute geht es ohne Girokonto ja gar nicht mehr.

Das stimmt, trotzdem ist die Magdeburger Sparkasse heute in einer ziemlich schwierigen Situation ...

Ich glaube nicht, dass diese Einschätzung richtig ist. Sicher gibt es mal bessere und mal schwierigere Phasen. Am Ende aber geht es darum, ob etwas solide ist oder nicht.

Und die Sparkasse ist solide?

Ja.

Seit Jahren sind die Zinsen im Keller, viele Kunden steigen aufs Online-Banking um. Ist das keine schwierige Situation?

Bedroht waren wir in der Finanzkrise 2008. Sie hatte das Potenzial, durch Domino-Effekte die gesamte Wirtschaft in die Krise zu reißen. Glücklicherweise hat die Bundesregierung damals mit ihrer Politik einen Domino-Effekt vermieden. Schwierig war es auch, als zur Jahrtausendwende viele Möglichkeiten wegfielen, Gebäudesanierungen steuerlich abzuschreiben. Bis dahin gab es in Magdeburg ja einen Boom auf dem Immobilienmarkt. Der war abrupt beendet. Aber selbst damals war die Sparkasse als großer Immobilienfinanzierer nie substanziell bedroht.

Die aktuelle Niedrigzinspolitik ist also kein Problem?

Doch, sicher. Allerdings haben wir gerade unsere Prognose für die nächsten fünf Jahre fertiggestellt. Die geht davon aus, dass wir bei gleichbleibenden Zinsen auch noch 2022 sehr auskömmliche Ergebnisse erreichen. Das ist für uns das Entscheidende. Im Übrigen deuten Vorhersagen darauf hin, dass sich die Zinsen wieder leicht erhöhen werden, weil die Zentralbank eine veränderte Geldpolitik verfolgen wird. Insofern bin ich auch über die fünf Jahre hinaus optimistisch.

Trotzdem hat auch die Magdeburger Sparkasse Filialen zusammengelegt und geschlossen. Ist das Ende der Fahnenstange dabei erreicht?

Es gibt im Moment keine weitergehenden Pläne, etwas zu verändern. Man muss diese Maßnahmen aber auch einordnen: Die aktuellen Nullzinsen bedeuten für uns eben nicht Nullzinsen, sondern wir müssen 0,4 Prozent zahlen, wenn wir Geld ohne Risiko bei der Zentralbank anlegen wollen. – Das sind erhebliche Beträge. Außerdem hat sich das Verhalten der Kunden drastisch verändert. Eine Analyse hat ergeben, dass ein Kunde im Schnitt nur noch einmal jährlich das persönliche Gespräch mit einem Sparkassenmitarbeiter sucht, zugleich aber 120-mal das Online-Banking nutzt. Gleichwohl werden wir auch in Zukunft immer Filialen haben. Es gibt eben auch Leute, die sagen, ‚Online-Banking ist nicht mein Ding‘.

Die Sparkasse Stendal hat langjährigen Kunden Sparverträge mit hohen Zinsen gekündigt. Müssen sich auch Magdeburger Kunden darauf einstellen?

Wir haben gesagt, unsere Verträge laufen maximal 25 Jahre. Daran halten wir uns.

Auftrag der Sparkassen ist ja auch die Pflege des Gemeinwohls, etwa durch Sponsoring. Sind hier Einschnitte geplant?

Nein, das haben wir mittelfristig nicht vor. Ab 1. Januar bin ich allerdings nicht mehr zuständig. (lacht)

Wie wichtig ist der Sparkasse das Engagement etwa beim 1. FC Magdeburg?

Wir haben zum FCM gestanden, als er vor 500 Fans im Ernst-Grube-Stadion gespielt hat. Da waren wir natürlich der wichtigste Sponsor. Jetzt ist der Erfolg da. Da kommen auch viele andere, die mit dem Sponsoring auch eine überregionale Wirkung erzielen wollen. Unsere Philosophie ist im Übrigen möglichst viele lokale Vereine zu unterstützen. Insofern sind wir ein verlässlicher Partner – in guten wie in schlechten Zeiten.

Sie sind Anhänger von Borussia Mönchengladbach, waren früher aber auch im Vorstand des FCM. Wie stehen Sie privat zum Verein?

Ich drücke ihm fest die Daumen, dass er den Aufstieg in die zweite Bundesliga schafft. Ich kenne da ja noch ganz andere Zeiten. Ich will den FCM gern eines Tages in Gladbach spielen sehen – ohne dass die Borussia dazu absteigen muss (lacht).

Sie selbst sind Rheinländer. Hatten Sie Probleme, sich auf die Mentalität der Magdeburger einzustellen?

Ich bin eigentlich nur Halbrheinländer, meine Eltern stammen aus Breslau in Schlesien. Darum war ich nie auf die rheinische Mentalität fixiert und habe mich vom ersten Tag an in Magdeburg wohlgefühlt.

Und doch war Ihre erste Begegnung mit Magdeburg für Sie speziell. Können Sie sie für uns noch einmal schildern?

Ja, das war 1992. Als ich aus dem Bahnhof kam, war da nichts – kein City-Carré, kein Allee-Center, kein Ulrichhaus – gar nichts. Magdeburg hat sich seitdem wirklich fantastisch entwickelt. Durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs ist das Altstadtflair zwar eingeschränkt. Aber es gibt mittlerweile wirklich schöne Ecken, rund um den Dom etwa. Die Neugestaltung der Ecke „Blauer Bock“ und die Neubauten südlich der ehemaligen Reichsbank werden die Stadt weiter aufwerten.

Nach 15 Jahren als Sparkassenchef gehen Sie jetzt in den Ruhestand, mit welchen Gefühlen?

Das ist keine einseitige Sache. Aber ich bin natürlich auch hier optimistisch. Ich habe jedenfalls nicht vor, mich auf die Couch zu setzen, sondern aktiv zu bleiben.

Haben Sie konkrete Pläne?

Meine Frau und ich wollen viel reisen, aber auf einem anderen Niveau als bisher. Bislang lief das so ab, dass ich abends nach Hause kam, meine Sachen in den Koffer geschmissen habe und dann ging’s los. Wir sind keine Strandurlauber, wir schauen uns gerne Kunst – vor allem in Italien – an. Um einen Nutzen daraus zu ziehen, muss man sich aber emotional auf das Ziel einlassen können. Dafür braucht es Zeit.

Werden Sie Magdeburg erhalten bleiben?

Leider nein. Meine Frau und ich werden unseren Lebensmittelpunkt nach Düsseldorf verlegen. Dort wohnen viele Mitglieder meiner Familie. Das ist aber keine Entscheidung gegen die Stadt, das will ich betonen. Ich komme ja aus einer ländlichen Region im Rheinland. Erst in Magdeburg habe ich die Vorzüge einer Großstadt schätzen gelernt.

Eines können wir Ihnen zum Schluss nicht ersparen: Eine persönliche Bilanz. Wie zufrieden sind Sie mit sich als Sparkassen-Chef?

Natürlich bin ich nicht 1000-prozentig zufrieden. Man kann Dinge immer besser machen. Aber wir haben ein Leitbild, das lautet zusammengefasst: Wir müssen auskömmliche Erträge erwirtschaften, und unserer Verpflichtung den Mitarbeitern und Kunden gegenüber nachkommen. Ich denke, das ist insgesamt gut gelungen.