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Storchenhof Sorge um Storchen-Nachwuchs

Durch Trockenheit und harte Böden finden Störche kaum Futter, um ihren Nachwuchs zu versorgen. In Loburg werden die "Abwürfe" aufgezogen.

01.07.2018, 09:30

Loburg (dpa) l Wenig Regen, harte Böden und deshalb weniger Futter: Die Störche und ihr Nachwuchs haben es in diesem Jahr schwer in Sachsen-Anhalt. Es würden wahrscheinlich deutlich weniger Storchenbabys überleben als in den vergangenen Jahren, sagte Storchenexperte Michael Kaatz vom Storchenhof in Loburg. "Ich rechne mit einem schlechten Storchenjahr." Besonders in der Altmark sei mit wesentlich weniger Nachwuchs zu rechnen.

Der durch die lange Trockenheit harte Boden macht es den Storcheneltern gerade zu Beginn der Aufzucht ihrer Jungen schwer. Die Jungstörche fressen dann vor allem Regenwürmer, die ihre Eltern im harten Boden kaum finden können, wie Kaatz erläuterte. "Wir haben deshalb schon viele Abwürfe gehabt." Das bedeutet, dass die Eltern ihren Nachwuchs aus dem Nest werfen, weil sie ihn nicht mehr versorgen können. "Das ist ihr Schutzmechanismus", sagte Kaatz.

Mehrere solcher abgeworfenen Jungvögel haben Kaatz und seine Helfer aufgesammelt, um sie auf dem Storchenhof großzuziehen. Allein in der Region um Loburg seien etwa fünf junge Störche gefunden worden, die den Absturz überlebten.

Ehrenamtliche seien bereits in zahlreiche Nester gestiegen, um die Jungstörche zu beringen. Die Kennzeichnung mit den Ringen am Bein hilft den Experten später, den Reiseweg einzelner Tiere nachzuvollziehen. Eine flächendeckende Beringung sei aber nicht möglich, sagte Kaatz. Nur etwa jedes fünfte Nest werde erreicht.

Für die schlechten Bedingungen für Störche macht der Experte auch die Landwirtschaft verantwortlich. "Je intensiver die Landwirtschaft, desto geringer fällt das Nahrungsangebot aus", sagte Kaatz. Etwa weil Blühstreifen entlang der Äcker fehlten, in denen sich viele Insekten tummeln könnten. Wenn dann noch eine Wetterlage wie in diesem Frühjahr und Sommer dazukomme, gebe es für den Storchennachwuchs schnell Probleme.

Dabei hatte die Saison eigentlich vielversprechend begonnen. Wegen des langen Winters kamen viele Störche zwar erst Mitte April aus ihren Quartieren in Südeuropa zurück. Die Nester waren Kaatz zufolge Anfang Mai gut besetzt. Doch dann habe das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im vergangenen Jahr wurden 566 Storchenpaare und 978 Jungtiere in Sachsen-Anhalt gezählt. Genaue Zahlen für 2018 liegen Kaatz zufolge erst im Herbst vor.