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Drastischer Schritt Zahnärzte-Streik in Sachsen-Anhalt heute: Diese Praxen bieten einen Notdienst

Am Mittwoch, 28. Juni, streiken die Zahnärzte in Sachsen-Anhalt. Dazu ist an dem Tag ab 9 Uhr auf dem Magdeburger Domplatz eine Kundgebung geplant. Unter dem Motto "Faule Politik - Faule Zähne" wollen die Ärzte auf das "Kaputtsparen" ihrer Branche aufmerksam machen.

Von Sebastian Rose Aktualisiert: 28.06.2023, 07:45
Zahnärzte streiken in Sachsen-Anhalt am Mittwoch, 28. Juni, in Magdeburg.
Zahnärzte streiken in Sachsen-Anhalt am Mittwoch, 28. Juni, in Magdeburg. Symbolfoto: dpa/Julian Stratenschulte

Magdeburg - Großer Ärger in der Zahnärztebranche in Sachsen-Anhalt. Unter dem Slogan: "Faule Politik – faule Zähne" protestiert die Zahnärzteschaft des Bundeslandes am Mittwoch, 28. Juni, ab 9 Uhr auf dem Magdeburger Domplatz, direkt vor dem Landtag. Dazu aufgerufen hatte der Freie Verband Deutscher Zahnärzte.

Größte Kritikpunkte der Ärzte sind "die Honorarkürzungen und Leistungsbudgetierung durch die Bundesregierung als auch das Nichtstun der Landesregierung angesichts des sich anbahnenden Versorgungsnotstandes – bis 2030 erreicht die Hälfte der hiesigen Zahnärztinnen und Zahnärzte das Rentenalter", heißt es von Seiten der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalts.

Zahnärzte-Streik in Sachsen-Anhalt: Diese Praxen bleiben für Notfälle offen

"Wie viele Zahnärzte und deren Belegschaften am 28. Juni streiken, wissen wir nicht genau. Entweder kommt es, da der Protest so circa bis um 11 Uhr geplant ist, zu einer Verschiebung der Sprechstunde nach hinten, oder aber zu individuellen Vertretungen", so Christina Glaser, Geschäftsführerin der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalts, am Telefon gegenüber dieser Zeitung.

Patienten sollen bei Notfällen die Ansage auf dem Anrufbeantworter der einzelnen Praxen oder auf Aushänge an den Eingangstüren achten. Einen generellen Überblick der Notdienste gibt es auf der Internetseite der Zahnärztekammer zu finden. 

Notdienst Zahnarzt Halle

In der Woche und am Wochenende steht  der zahnärztliche Notdienst der Universitätskliniken Halle bis 21.00 Uhr in der Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle/Saale zur Verfügung.

Zudem gilt: "Bitte tragen Sie beim Betreten der Zahnarztpraxis eine FFP2 Maske. Sollten Sei Symptome einer Coronainfektion haben, geben Sie dies telefonisch vor dem Besuch beim zahnärztlichen Notdienst an. Es erfolgt eine telefonische Beratung und es wird eine spezielle Notfallbehandlung für Sie organisiert."

Notdienst Zahnarzt Magdeburg

In Magdeburg hat die Praxis Daily Bravo Rangel in der Oststraße18 Notdienst. Zu erreichen ist diese unter der 0391/8117383.

Zudem gilt: "Bitte beachten Sie, dass nur akute Schmerzfälle behandelt werden. Für alle weiterführenden Behandlungen wenden Sie sich bitte dann wieder an Ihre behandelnde Zahnarztpraxis."

Notdienst Zahnarzt Bernburg

Unter der Rufnummer 03925/380555 erreichen Patienten die Rettungsstelle, von der diese über aktuelle Notdienste informiert werden.

Notdienst Zahnarzt Köthen

Unter der Rufnummer 03493 513150, die für die Region Bitterfeld und Köthen gilt, können Patienten den tagesaktuellen Notdienst erfragen.

Notdienst Zahnarzt Wittenberg

Unter der Rufnummer 034926 585941, die für die Region Wittenberg und Jessen gilt, können Patienten den tagesaktuellen Notdienst erfragen.

Notdienst Zahnarzt Schönebeck

Unter der Rufnummer 03925/380555 erreichen Patienten die Rettungsstelle, von der diese über aktuelle Notdienste informiert werden.

Notdienst Zahnarzt Stendal

In dringenden Fällen werden Patienten gebeten über die Rettungsleitstelle Stendal 03931/25850 die jeweilige Telefonnummer erfragen.

Notdienst Zahnarzt heute

Eine Übersicht aller Notdienste in den Städten und Landkreisen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist auf der Internetseite der Zahnärztekammer zu finden.

Zahnärzte im Streik: Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Erst kürzlich habe die Landesregierung in diesem Zusammenhang der Einführung einer Landeszahnarztquote, wie sie auch für Allgemeinmediziner und Öffentlichen Gesundheitsdienst eingeführt wurde, eine Abfuhr erteilt. All dies geht laut der Zahnärztekammer am Ende zu Lasten der Mundgesundheit der Bevölkerung.

Die Kritik richtet sich zudem an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser hatte im Rahmen des sogenannten GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes, durch das – vereinfacht gesagt – zahnärztliche Leistungen nicht mehr vergütet werden, wenn das Budget der jeweiligen gesetzlichen Krankenversicherung bereits aufgebraucht ist, auch eine Neuregelung der Gebührenverordnung verweigert. Hier liegt der Punktwert laut Zahnärztekammer für die Bewertung privatzahnärztlicher Leistungen seit 1988 unverändert - bei ganzen 11 Pfennig.

Zahnarztpraxen platzen in manchen Städten aus allen Nähten

Konkret fordert die Zahnärzteschaft Sachsen-Anhalts vor dem Landtag eine Abschaffung der Budgetierung und landeseigene Maßnahmen zur Sicherung der zahnärztlichen Versorgung.

Derweil ist die Situation in Sachsen-Anhalt in manchen Regionen prekär. In Haldensleben beispielsweise werden neue Patienten bei allen Zahnärzten abgewiesen. Denn die Praxen in der Stadt platzen aus allen Nähten, wie Ärztin Andrea Düerkop dieser Zeitung auf Nachfrage bestätigt.

Nur eine Uni in Sachsen-Anhalt bietet Zahnmedizin-Studium an

In Sachsen-Anhalt gibt es nur einen Ort, an dem Zahnmediziner studieren können: Die Martin-Luther-Universität in Halle. Dort werden in jedem Jahr rund 30 Zahnärzte fertig. Das Problem: Deutlich mehr Ärzte gehen in Sachsen-Anhalt in Rente.

Mit jeder  Praxisschließung stehen zukünftig 2500 bis 3000 unversorgte Patienten auf der Straße und müssten theoretisch von den jetzt schon total überlasteten Zahnärzten aufgenommen werden, so Zahnarzt Henning Frank aus Haldensleben gegenüber dieser Zeitung.

Die Lösungsvorschläge der Mediziner sind vielfältig: Von Stipendien ist die Rede, finanzielle Hilfen bei Praxisgründungen, dem Bau von medizinischen Versorgungszentren oder sogar fahrbare Zahnstationen für schlecht erreichbare Gebiete. 

Gibt es in Sachsen-Anhalt bald nicht mehr genügend Zahnärzte?

Auch in Magdeburg ist die flächendeckende Versorgung mit Zahnärzten in Gefahr. In den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte der praktizierenden Zahnärzte in Rente gehen.

In der Landeshauptstadt gab es Ende Mai 2023 188 Zahnärzte, diese Zahl beinhaltet acht niedergelassene Kieferorthopäden und 35 angestellte Zahnärzte, teilte die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Sachsen-Anhalt auf Nachfrage mit. Davon seien mehr als zehn Prozent älter als 65 Jahre, und 50 Prozent werden altersbedingt absehbar bis 2032 aus der Versorgung ausscheiden.

Auf Antrag der Linkspartei soll das Thema in der kommenden Woche in der Landtagssitzung thematisiert werden.