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Streit um Zuwendung Webel stützt Sachsen-Anhalts Lotto-Chefin

AfD wittert Vetternwirtschaft. Lottogeld für Magdeburger Golfclub in der Kritik. Kommt jetzt ein Untersuchungsausschuss?

Von Michael Bock 08.07.2019, 06:10

Magdeburg l Der Aufsichtsratsvorsitzende der Lotto-Toto-GmbH, Verkehrsminister Thomas Webel (CDU), stärkt der unter Druck geratenen Lotto-Geschäftsführerin Maren Sieb den Rücken. „Frau Sieb hat dem Aufsichtsrat überzeugend dargelegt, dass die über die Medien kolportierten Vorwürfe haltlos sind“, sagte er der Volksstimme.

Die AfD sieht Anhaltspunkte für „dubiose Begünstigungen“ durch die Lotto-Geschäftsführerin . Die Partei erwägt sogar die Einsetzung eines Landtags-Untersuchungsausschusses. Ein Vorwurf: Die Lottogesellschaft habe den Magdeburger Golfclub mit 39.000 Euro gefördert, obwohl die Lotto-Chefin selbst im Golfclub aktiv sei. Eine Lotto-Sprecherin verweist darauf, der Beirat habe 2018 empfohlen, den Golfclub bei einem Ersatzneubau für das Trainingszentrum mit 39.000 Euro zu fördern. Zu den 15 Beiratsmitgliedern würden Vertreter aller im Landtag vertretenen Parteien gehören, also auch der AfD. Der Aufsichtsrat sei dem Vorschlag des Beirats gefolgt und habe das Geld bewilligt. Die Geschäftsführerin entscheide also nicht über die Vergabe von Lotteriefördermitteln. Dem Vernehmen nach beschloss der Beirat die Vergabe an den Golfclub nur mit knapper Mehrheit.

Die AfD hat Strafanzeige wegen des Verdachts der Veruntreuung gegen die Lotto-Chefin gestellt. Sie wittert Vetternwirtschaft. Grund: Einige Empfänger von Lottogeldern sind Kunden bei einer Werbeagentur, deren Chef der Lebenspartner der Lotto-Geschäftsführerin ist. Der AfD-Landtagsabgeordnete Jan Wenzel Schmidt hat Aufsichtsratschef Webel nun per Pressemitteilung aufgefordert, „aktiv an der Aufklärung möglicher Klüngeleien mitzuwirken und höchstmögliche Transparenz herzustellen, um eventuelle Machenschaften zu unterbinden“.

Webel sagte, bislang habe ihm die AfD „weder mündlich noch schriftlich konkrete Vorwürfe gegen die Lotto-Geschäftsführerin mitgeteilt“. Erst wenn dies geschehe, könnten etwaige Vorwürfe geprüft werden. Webel hält dann auch die Einsetzung eines Wirtschaftsprüfers für möglich.

AfD-Politiker Schmidt war selbst mal Lotto-Verkäufer, sitzt jetzt im Lotto-Beirat. 2018 war in Magdeburg eine Lotto-Bezirksleiterstelle frei. Schmidt bewarb sich – und wurde nicht genommen. Die Stelle bekam eine alte Bekannte von Sieb. Einige vermuten nun einen Rachefeldzug des AfD-Manns gegen die Lotto-Chefin. Schmidt bestreitet das.

Sieb äußerte sich in einem internen Schreiben an die Vertriebspartner und -mitarbeiter. „Ich möchte meine Verletzung nicht verschweigen und das Bedauern, dass hier eine erfolgreiche Marke einem unsäglichen Angriff unterliegt“, heißt es. Und: „Mit seriösen Prüfungsinstrumenten bin ich sehr einverstanden.“ In einer Presseerklärung von Lotto-Toto ist von „einseitigen Vorwürfen“ die Rede, die jeder Grundlage entbehrten. Die Ausstrahlung der Marke Lotto werde „bewusst beschädigt“. Etwa 400 Vereine im Land würden jährlich von den Lotto-Fördergeldern profitieren, die äußerst transparent durch den Beirat empfohlen und vom Aufsichtsrat vergeben würden.