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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt Ergebnisse vor Studie: Deutsche Flüsse in schlechtem Zustand

Von Katrin Wurm 09.08.2011, 04:33

Neun Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser an Elbe und Donau fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Flussstudie die Bundesregierung auf, für verbesserten Hochwasser- und Naturschutz an deutschen Flüssen zu sorgen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Flüsse ökologisch schwer geschädigt sind.

Magdeburg. Landwirtschaft, Industrie und Schifffahrt seien die Gründe für die schwere Schädigung der Flüsse. Das ist das Ergebnis der Studie, welche die Umweltorganisation BUND gestern vorgestellt hat. "Die Elbe ist der längste freifließende Fluss Deutschlands und steht exemplarisch für den besorgniserregenden Zustand, in dem sich die Flüsse befinden", erklärte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Zwar seien in Deutschland seit dem Hochwasser viele Deiche gebaut worden, doch es wurden zu wenig Rückzugsgebiete geschaffen.

Nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 hätten die Politiker versprochen, den Hochwasserschutz ökologisch anzugehen und den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Passiert sei aber wenig, kritisierte Weiger. "Es wird seit Jahren versucht, die Elbe als Schifffahrtsstraße noch mehr auszubauen, doch das ist der falsche Weg", mahnte er.

Der Politik wirft der BUND in seiner Studie vor, zu sehr auf den Güterschiffverkehr zu setzen. "80 Prozent des Güterschiffverkehrs findet auf dem Rhein statt. Ein weiterer Ausbau für den Güterschiffverkehr auf den übrigen größeren deutschen Flüssen kann gar nicht wirtschaftlich sein. Die Elbe ist ein Fluss für die Menschen, nicht für den Güterverkehr", so Weiger. Ziel neuer Flusspolitik sollte es sein, die Biodiversität – die biologische Vielfalt – wiederherzustellen.

In der vorgestellten Studie kritisiert der BUND, dass nur noch neun Prozent aller Auen in Deutschland naturnah seien. Es werden zu wenig Rückzugsgebiete für die großen Flüsse geschaffen. Anstatt die natürlichen Überschwemmungsflächen zu vergrößern, würden die Flüsse durch den Bau von Dämmen und Barrieren weiter eingeengt.

Der BUND fordert in seiner Studie, die Flüsse zu renaturieren und wieder zu lebendigen Gewässern umzugestalten. Zunächst müsse das an jenen Flüssen geschehen, die eine geringe Bedeutung für die Schifffahrt hätten. "So wie die Elbe", sagte Weiger. Hier müssten Deiche zurückgebaut und Auenflächen ausgeweitet werden.

"Es sind vor allem die Bürger, die von der Renaturierung profitieren. Sie erholen sich dort und tanken Kraft", sagte Sebastian Schönauer, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser. Oliver Wendenkampf, Landesgeschäftsführer des BUND, erinnerte an beliebte Veranstaltungen wie Elbebadetage: "Die Elbe bedeutet Erholung und gestaltet die Freizeit mit."

"Doch der ökologische Zustand der deutschen Flüsse verschlechtert sich weiter, wenn nicht bald etwas getan wird", so BUND-Vorsitzender Weiger. Während die Flussbaumaßnahmen und der Bau von Dämmen weiter voranschreite, würden die Deichrückverlegungen, die nach dem Hochwasser 2002 versprochen wurden, verharren.

Hinzu komme, dass Wiesen und Auenflächen in den vergangenen Jahren verstärkt für den Anbau von Biomasse genutzt würden. Dies habe für einen großen Anstieg von Schadstoffeinträgen in die Flüsse geführt.

Zusätzlich seien die Flüsse durch Einleitungen aus der Industrie geschädigt. Durch diese Belastungen seien Brut-, Laich- und Wandermöglichkeiten vieler Tiere zurückgegangen. Hinzu komme ein drastischer Rückgang der Artenvielfalt bei den kiesleichenden Fischen, die Verschlechterung der Wasserqualität und häufigere zerstörerische Überschwemmungen.

Ein Vorschlag in der Studie ist die Bürgerbeteiligung bei der Flusspolitik. Ein sogenannter Flussgebietsmanager könne laut BUND-Studie zwischen Behörden, Nutzern und Naturschutzverbänden vermitteln.