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Studie So denken Gründer über Magdeburg

In Sachsen-Anhalt gründen noch immer mehr Männer als Frauen. Den Standort Magdeburg hält ein Viertel der Befragten für gründerfeindlich.

Von Massimo Rogacki 11.12.2019, 00:01

Magdeburg l Gründen ist noch immer eine Männerdomäne: Rund 80 Prozent der Unternehmensgründer in Magdeburg sind männlich. Frauen sind mit 20 Prozent in der Minderheit. Die Zahlen stammen aus einer in Magdeburg vorgestellten repräsentativen Studie der Commerzbank. Sie hat bundesweit 3000 Gründer befragt, die in den vergangenen sechs Jahren in die Selbständigkeit gestartet sind.

Die Landeshauptstadt Magdeburg liegt in puncto Geschlechterverteilung nur leicht unter dem Bundesschnitt. Das Gründungsgeschehen dominieren laut Studie auch hier Männer (78 Prozent, Frauen: 22 Prozent). Wer gründet, muss längst nicht gerade erst dem Studium oder der Ausbildung entwachsen sein. Nur jeder fünfte ist jünger als 30 Jahre. Den Weg in die Selbständigkeit wagen mit 60 Prozent mehrheitlich Unternehmer unter 40. 20 Prozent der Gründer sind zwischen 50 und 59 Jahre. Gegenüber dem Bundesschnitt starten mehr Unternehmer mit abgeschlossener Fach-/Meisterschule oder Lehre/Berufsschule in die Selbständigkeit (Sachsen-Anhalt: 60 Prozent/Deutschland: 35 Prozent).

Knapp 40 Prozent der Gründer in Magdeburg haben einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss in der Tasche. Und was sind die Motive für die Selbständigkeit? Mehr Geld verdienen wollen die Wenigsten. 27 Prozent geben an, dass finanzielle Motive für sie im Vordergrund stehen. Viel wichtiger: Etwas Eigenes aufbauen. (47 Prozent), der eigene Chef sein (41 Prozent).

Wer gründet, muss viele Hürden überwinden. Auch das ist ein Resultat der Studie. Beim Start in die Selbständigkeit macht rund 60 Prozent der Befragten die Bürokratie zu schaffen. Regulierungen und gesetzliche Vorgaben bereiten demgegenüber im Bundeschnitt nur 45 Prozent Kopfzerbrechen. Gedanken machen sich die Jung-Unternehmer aus Sachsen-Anhalt offensichtlich auch über den Mangel an qualifiziertem Personal. Für jeden Dritten ist der Mangel an Fachkräften laut Befragung der größte Hemmschuh bei der Weiterentwicklung des Unternehmens.

Dass sich der Mangel verschärft, beobachtet auch Thomas Heller, der Leiter der Firmenkundengeschäfts der Commerzbank. Selbst saisonale Betriebe könnten es sich nicht mehr erlauben, Mitarbeiter zu entlassen. Vielerorts würden sie weiterbeschäftigt, weil die Löcher sonst nicht mehr gestopft werden können, so hellers Eindruck .

Beraten lassen sich die befragten Gründer im Übrigen selten bei einem Kreditinstitut. Nur 15 Prozent geben an, sich Hilfe bei einer Bank zu holen. Ganz oben steht die Unterstützung vom Steuerberater. 69 Prozent der Magdeburger Gründer ziehen den zu Rate. An Unternehmensberater wenden sich sich 36 Prozent. Auch bei er Finanzierung kommt nur bei jedem Vierten die Bank ins Spiel. 25 Prozent nehmen einen Kredit in Anspruch, der überwiegende Teil (92 Prozent) finanziert die Gründung aus eigener Tasche. Deutlich mehr als im Bundesvergleich (78 Prozent). Dabei starten zwei von fünf Gründern aus Magdeburg mit weniger als 20 000 Euro, knapp zwei Drittel hat ein Startkapital von maximal 50.000 Euro.

Schneller als im Bundesschnitt brauchen die Magdeburger Unternehmer ihr Startkapital innerhalb der ersten sechs Monate auf (Deutschland: 46 Prozent). Und wie gründerfreundlich ist eigentlich der Standort Magdeburg? Ein Viertel der Gründer – doppelt so viele wie bundesweit – schätzen ihn als eher gründerfeindlich ein. Trotzdem würden 70 Prozent den Start in die Selbständigkeit noch einmal wagen.