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Suche nach Mutter Zweiter Gentest zu totem Baby in Weißenfels

Eineinhalb Jahre ist es her, dass in Weißenfels ein getötetes Neugeborenes entdeckt wurde. Ein zweiter Gentest soll zur Mutter führen.

Von Matthias Fricke 10.10.2018, 10:23

Weißenfels l Es muss während der Ostertage im vergangenen Jahr gewesen sein, als der kleine tote Junge in Weißenfels in einem Garten einer Gemeinschaftspraxis in Weißenfels abgelegt worden ist. Er war nur wenige Tage auf der Welt und ist mit „massiver Gewalt“ getötet worden. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen haben den Ablagezeitpunkt inzwischen auf die Zeit um Karfreitag herum eingrenzen können. Entdeckt haben die Babyleiche später Gärtner auf einem Grundstück am 24. April 2017 – das Datum steht auch auf dem Gedenkstein. Das Grab bezahlte im Juni des Jahres die Stadt Weißenfels.

Doch wer hat dem kurzen Leben des kleinen Jungen ein Ende gesetzt? Vermutlich war es die eigene Mutter. Die aufgefundenen Spuren sprechen laut Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang dafür. „Wir haben an dem Körper keine dritte DNA gefunden“, sagt er. Angesichts der Tatsache, dass die Babyleiche offensichtlich zumindest mit einer „rudimentären Ortskenntnis“ in dem Garten abgelegt wurde, gehen die Ermittler von einer Mutter aus der 40.000-Einwohner-Stadt aus. Zumindest könnte sie sich dort längere Zeit aufgehalten haben.

Aus diesem Grund hatte die Staatsanwaltschaft Naumburg bereits im vergangenen Jahr einen ersten Reihen-Gentest im Umkreis von 250 Metern bei 200 Frauen um den Fundort herum gestartet. „Wir haben zusätzlich alle Varianten der kriminalistischen Arbeit ausgeschöpft. Auch Spürhunde wurden eingesetzt“, sagt der Oberstaatsanwalt. Doch die Bemühungen brachten keinen Erfolg. „Ohne dem hätten wir auch keinen richterlichen Beschluss für den zweiten Reihen-Gentest bekommen“, sagt Neufang. Die erbetenen  Speichelproben gehen nach der Entnahme im Polizeirevier  zum Landeskriminalamt (LKA) und werden dort auf Übereinstimmungen untersucht. Unter Umständen kann das LKA auch ein Fremd-Labor damit beauftragen.

So ist es auch bei diesem zweiten Test in einem weit größeren Umkreis von 2,5 Kilometern um den Fundort herum, bei denen die DNA von 2000 Frauen abgeglichen werden sollen. Die Proben seien inzwischen alle genommen, sie müssen nun untersucht werden. „Auch wenn wir in diesem Fall eine relativ hohe Verweigererquote haben“, sagt der Oberstaatsanwalt. Sie liege aber dennoch nur im zweistelligen Bereich.

In diesen Fällen, auch bei inzwischen verzogenen Frauen, sei nun die kriminalistische Kleinarbeit gefragt. Die Polizisten müssen im Umfeld der Frauen klären, ob diese als Täterin in Frage kommen könnten und im Zeitraum vor Ostern 2017 schwanger waren.

Mit einem Abschluss der DNA-Tests rechnet die Staatsanwaltschaft erst im späten Frühjahr. Sollte sich auch dann kein Treffer ergeben, hält Neufang eine nochmalige Erweiterung des Radius aber für unwahrscheinlich.

Ohnehin gibt der Fall den Ermittlern Rätsel auf, weil die Leiche nicht wie sonst üblich in solchen Fällen in Behätnissen, Tüchern oder Decken abgelegt wurde. „Es wurde absolut nichts dergleichen bei dem Baby gefunden“, sagt der Oberstaatsanwalt. Es habe nichts auf Reue gedeutet.

Einen Zusammenhang mit einem ähnlichen ungeklärten Fall im nur 20 Kilometer entfernten Zeitz im Jahr 2008 schließt die Polizei aus. Damals kam die Mutter vermutlich aus dem südosteuropäischen Bereich. Die Weißenfelser Mutter dürfte aus Mitteleuropa stammen.