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„Tag der Tora“ mit Schreiben einer neuen Rolle begangen

Von dpa 14.07.2021, 18:48

Berlin/Eisenach - Mit dem Schreiben einer neuen Tora-Rolle ist am Mittwoch auf dem Platz der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge Eisenach ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt worden. Wie die Stadt mitteilte, besuchten bereits am Vormittag Schulklassen die Gedenkstätte. Um gegen den Regen geschützt zu sein, schrieb der Rabbiner der Sephardischen Gemeinde in Berlin, Reuven Yaacobov, der seit einer Weile an der Umsetzung arbeitet, die Tora-Rolle in einer Pagode. Die Kinder durften ihm dabei über die Schulter schauen.

Der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wird die neue Rolle im Rahmen des Themenjahrs „Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen“ von der Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und dem Bistum Erfurt als Zeichen der Versöhnung geschenkt.

Ministerpräsident Bodo Ramelow und Oberbürgermeisterin Katja Wolf (beide Linke) erinnerten am Nachmittag an die Schändung der Eisenacher Synagoge vor 83 Jahren durch die Nationalsozialisten. Wolf wiederholte die Worte der Zeitzeugin und Ehrenbürgerin Eisenachs Avital Ben-Chorin von ihrem Besuch im Jahr 2012. „Ihr tragt keine Schuld, aber die Verantwortung dafür, dass so etwas in Eisenach nicht wieder passiert.“ Den Kindern legte ans Herz, die Geschehnisse nicht zu vergessen. „Das, was an Wunden geschlagen wurde, kann nur heilen, wenn wir darüber sprechen und uns erinnern“, sagte Ramelow.

Auf dem Platz der heutigen Karl-Marx-Straße 30 stand von 1885 bis zur Pogromnacht 1938 die Synagoge von Eisenach. An diesem Ort versammelten sich die Menschen jahrzehntelang zu Gebet und Austausch. Im Jahr 2021 ist das Schreiben an der neuen Tora-Rolle die erste rituelle Handlung seit 83 Jahren auf dem Platz der Gedenkstätte. Die Tora sind die fünf Bücher Mose und somit der erste Teil der hebräischen Bibel. Die neue Rolle soll mehrere Jahrhunderte lang halten und von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen genutzt werden.

Das Themenjahr hätte ursprünglich am 30. September enden sollen, soll aber bis Ende 2021 verlängert werden. Dann soll die neue Tora-Rolle feierlich in die Erfurter Synagoge eingebracht werden.