Tausende Funde zur Geschichte der Burg Querfurt
Archäologen haben Ofenkacheln mit eindrucksvollen Bildern auf Burg Querfurt ausgegraben. Die Motive geben einen einmaligen Einblick in das Leben auf der Burg im 16. Jahrhundert.

Querfurt - Archäologen haben etwa 1000 Ofenkachelbruchstücke bei Grabungen auf der Burg Querfurt (Saalekreis) in den vergangenen Jahren ausgegraben. Die Stücke wurden in der Restaurierungswerkstatt rekonstruiert. Im Ergebnis entstanden interessante Bildmotive des 16. Jahrhunderts. Anhand der Darstellungen auf den Kacheln gebe es jetzt eine konkrete Vorstellung vom Leben auf der Burg, sagte Projektleiter Matthias Becker am Dienstag in Querfurt. Die Stücke stammen aus einer bis zu 130 Zentimeter mächtigen Schuttschicht, welche im Zuge der Aufräumarbeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entstand.
An Funden kamen etliche grüne Ofenkacheln aus der Zeit Kardinal Albrechts (1490-1545) mit seinem Wappen zum Vorschein. Kacheln aus dem späten 16. Jahrhundert zeigen biblische Motive und können den Angaben zufolge der Gruppe von sogenannten „Hans-Berman-Öfen“ zugeordnet werden.
Eine ganze Reihe grün glasierter Reliefkacheln zeigen Porträts von Kurfürsten, von Kaiser Ferdinand I. (1503-1564) und anderen Herrschern beziehungsweise hochgestellten Persönlichkeiten, sagte Becker. Derartige Darstellungen ersetzten im 16. Jahrhundert die noch im 15. Jahrhundert allgegenwärtigen Heiligen. Ebenso gibt es allegorische Kacheln über das Wirken Till Eulenspiegels oder mit der Darstellung von Judith und Holofernes aus dem Alten Testament. Kacheln mit floralem Dekor, einem Jagdfries oder geometrischem Dekor zeigen den renaissancetypischen Geschmack.
Die Burg Querfurt gilt als eine der am besten erhaltenen Burganlagen Europas und ist die größte in Südostdeutschland. Auf der 3,5 Hektar großen Grundfläche ist sie sieben Mal größer als die Thüringer Wartburg bei Eisenach.