Unternehmen macht weltweit erstmals Gebrauch von neuer Regelung Twitter sperrt Profil deutscher Neonazis
Berlin (dapd) l Weltweit erstmalig hat das Online-Netzwerk Twitter länderspezifisch ein Nutzerprofil gesperrt. Betroffen ist das Profil der verbotenen rechtsextremen Gruppe "Besseres Hannover". Die Polizei Hannover hatte das Netzwerk zu diesem Schritt aufgefordert, wie Twitter-Sprecher Dirk Hensen gestern bestätigte. Wer die entsprechende Profilseite auf Twitter ansteuert, erhält nun den Hinweis, die Inhalte seien "unterdrückt".
Damit machte Twitter zum ersten Mal von einer neuen Regelung Gebrauch, die das Unternehmen im Januar angekündigt hatte. Twitter erklärte, Nachrichten und Profile länderspezifisch sperren zu können. Beim Profil der deutschen Neonazis wurde dies nun angewendet. Die Sperrung gilt nur für deutsche Nutzer, in anderen Ländern sind die Nachrichten weiterhin zugänglich.
Schließung der Benutzerkonten vom Innenminister angeordnet
Für Twitter ist das Sperren von Nutzerprofilen eine Gratwanderung. Demonstranten hatten den Dienst unter anderem während der Aufstände des "Arabischen Frühlings" genutzt. Sie verbreiteten Demonstrationsaufrufe und berichteten als Augenzeugen aus Ägypten oder Tunesien. Gegen Begehrlichkeiten von Regierungen wehrte sich Twitter stets. Doch im Zuge der weltweiten Expansion sieht sich das Unternehmen mit Gesetzen in anderen Ländern konfrontiert, die sich von der fast schrankenlosen Redefreiheit von Twitters Heimat USA unterscheiden. Darauf will Twitter mit der neuen Regelung reagieren.
Das niedersächsische Innenministerium hatte die Neonazi-Gruppe "Besseres Hannover" am 25. September verboten. Im Zuge des Verbots ordnete der Minister auch die Schließung sämtlicher Benutzerkonten auf sozialen Netzwerken an.