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Unternehmenskrise FAM plant Stellenabbau

Der Magdeburger Förderanlagenbauer FAM ist wegen geplatzter Großaufträge und niedriger Rohstoffpreise in eine tiefe Krise gerutscht.

12.05.2017, 23:01

Magdeburg l Dreieinhalb Stunden lang hat die FAM-Geschäftsführung am Freitag in Magdeburg mit Arbeitnehmer-Vertretern Sondierungsgespräche über Sparmaßnahmen geführt. In den kommenden Monaten will der Anlagenbauer Mitarbeiter im zwei- bis dreistelligen Bereich entlassen und seine Geschäftsfelder restrukturieren. Das teilte der Geschäftsführer der IG Metall Magdeburg, Axel Weber, am Freitagabend auf Volksstimme-Anfrage mit.

Weber zufolge will das Unternehmen außerdem darum verhandeln, tariflich zugesagte Lohnerhöhungen zu verschieben. Um jeden Preis will die IG Metall das aber nicht mittragen: „Wir verlangen ein belastbares Konzept von der Geschäftsführung, wie der Betrieb in Zukunft fortgeführt werden soll“, sagte Weber. „Hier stehen wir erst am Anfang.“

Bereits am Donnerstag hat der Betriebsrat die derzeit rund 750 Mann starke Belegschaft am Standort Magdeburg über die angespannte wirtschaftliche Lage informiert. In einem Mitarbeiter-Schreiben, das der Volksstimme vorliegt, erklärt der Betriebsrat, dass die Bereiche Konstruktion und Produktion besonders vom Stellenabbau betroffen sein sollen. Im Gespräch sei auch die Gründung einer Transfergesellschaft.

Am kommenden Dienstag will die FAM-Geschäftsführung die Belegschaft über die Lage näher informieren. Offen blieb bis Freitagabend, ob sie das im Rahmen einer Betriebsversammlung machen wird. Ende kommender Woche wollen sich Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter erneut treffen, um weiter über die Sparmaßnahmen zu verhandeln.

FAM-Sprecher Matthias Ulrich erklärte auf Anfrage, die FAM-Geschäftsführung werde keine Stellung nehmen, da mit dem Betriebsrat und der IG Metall Stillschweigen während der Verhandlungen vereinbart worden sei. „Daran wird sich die Geschäftsführung halten, um zügig zu einem tragfähigen Ergebnis zu kommen.“

Weltweit vertreibt FAM Tagebau-, Lager- und Umschlagtechnik, zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen 14 Tochtergesellschaften und insgesamt 1500 Beschäftigten noch einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Gleich mehrere Entwicklungen sollen die wirtschaftliche Krise bei FAM ausgelöst haben: In den vergangenen Jahren sind Öl- und Rohstoffpreise stark gefallen. Das führte dazu, dass die Großkunden weniger Anlagen beispielsweise zur Ölförderung beim Magdeburger Unternehmen bestellten. Vor zwei Jahren musste deshalb schon die südamerikanische Tochterfirma von FAM wegen eines Preisverfalls bei Kupfer 395 von 875 Stellen abbauen.

Zuletzt erlitt FAM Rückschläge im Geschäft mit Ölsanden in Kanada. Diese Sande zu fördern, um daraus Öl zu gewinnen, lohnt sich bei einem niedrigen Rohölpreis von gegenwärtig 50 Dollar kaum.

Ein weiterer Grund für die Krise beim Anlagenbauer ist der Krieg in der Ukraine. Wegen der anhaltenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen brachen die Osteuropa-Geschäfte massiv ein. FAM-Geschäftsführer Lutz Petermann bezifferte zuletzt den Schaden durch entgangene Aufträge für Hafenprojekte auf 25 Millionen Euro jährlich.