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Verkehr Autobahn 14 wird 50 Millionen Euro teurer

Demnächst starten die Arbeiten auf der nächsten Etappe der Autobahn 14 bis Lüderitz bei Stendal. Die Kosten aber klettern um 30 Prozent.

Von Jens Schmidt 25.06.2018, 01:01

Magdeburg l „Wir liegen zeitlich im Plan“, sagt Steffen Kauert. Der 35-Jährige ist Projektleiter für den Bau der A 14 in Sachsen-Anhalt. „Noch im Juni rücken die Bagger an, dann beginnt der eigentliche Streckenbau.“ Läuft alles so weiter, kann ab 2020 der Verkehr rollen. Noch im Sommer 2018 folgt der erste Spatenstich für die sich anschließende Etappe. Dann geht es bis Lüderitz kurz vor Stendal weiter. Freigabe: 2021.

Eigentlich sollte die Autobahn schon fertig sein. 2012 waren alle Pläne komplett. Kosten: 148 Millionen Euro. Doch dann klagte der Umweltverband BUND, das Gericht stellte Planungsmängel fest, und schließlich brauchten Landesregierung und Umweltverband bis 2016, ehe sie sich in einem Vergleich einigten. Derweil kletterten die Kosten. Neuer Ansatz für die gut 23 Kilometer: 197 Millionen Euro. 50 Millionen mehr.

Das Verkehrsministerium listet auf Volksstimme-Nachfrage Ursachen auf: Gestiegene Baupreise, höhere Ausgaben für Grundstückskäufe (für die Piste und vor allem für den Umweltausgleich müssen Areale gekauft werden), höhere Umweltauflagen. Zwischen Tangerhütte und Lüderitz etwa bekommt der Ziegenmelker - ein lärmempfindlicher Piepmatz - eine 20 Hektar große Schutzfläche. Dafür wird Wald gerodet, weil der Vogel zum Brüten Freiflächen benötigt.

Allein im Abschnitt von Colbitz nach Tangerhütte werden fünf Brücken gebaut. Zwei für Menschen - aber auch drei nur für Tiere. Das ist eine Besonderheit auf dieser Etappe. Während sonst auf Grünbrücken oft auch Forst- und Wirtschaftswege verlaufen, sind diese drei Übergänge einzig für Fuchs, Hase und Fledermäuse reserviert. So sollen die Tiere gefahrlos ihre Reviere wechseln können. Die Brücken werden bepflanzt, damit Fledermäuse Orientierung haben. So sind die Vorschriften.

Zwei dieser Übergänge fallen mit über 50 Metern Länge zudem größer aus als anderswo. Sie überspannen nicht nur die Autobahn, sondern auch die parallel verlaufende Bundesstraße 189 gleich mit. Hinzu kamen zusätzliche Ausgaben von drei Millionen Euro, um den BUND von einer weiteren Klage abzubringen. Dazu gehören ein „dichter Waldmantel“ für Feldermäuse, Amphibien-Fangzäune sowie mehr Lärmschutz für die Orte Schleuß und Lüderitz.

Straßenbau dauert und dauert. Spatenstich war im August 2017. Erst zogen die Munitionsräumer durch, dann die Archäologen. Im Winter wurden 47 Hektar Bäume gefällt – das ist nur zwischen Oktober und Februar erlaubt. Dann starteten die Brückenbauer. In den nächsten Tagen rollen die Bagger an. Sie müssen sich bis zu neun Meter tief in die Heide fressen, damit die Piste mal in der richtigen Lage durch die Landschaft führt. Danach werden Dämme geschüttet, Regenrückhaltebecken errichtet und Kanäle gebaut. Etwa ein Jahr dauert das Ganze. Im nächsten Sommer folgen eine Schicht Asphalt und Beton.

Wer auf der Bundesstraße 189 an der Baustelle vorbeifährt, sieht Maschinen, Schalungen, Kräne. „Viele Leute bekommt man an Autobahnbaustellen heutzutage nicht mehr sehen“, sagt Kauert. Technik dominiert. Gearbeitet wird, so lange es hell ist. Nachtschichten werden vereinbart – aber nur, wenn es nennenswerte zeitliche Vorteile bringt, erklärt Kauert. Beim Betonieren etwa, aber eben nicht beim Böschungsbau.

An drei Stellen dieser Piste herrscht ohnehin Nachtbau-Verbot. Die Tiere dürfen nicht gestört werden. So sind die Vorschriften. Und die sind streng: So muss an den Tier-Übergängen bis zu ihrer Vollendung ein schmaler Waldstreifen stehen bleiben, damit Reh und Wildschwein während der Bauzeit die Reviere wechseln können.

Die A 14 zwischen Magdeburg und Ostsee soll Anfang der 20er Jahre befahrbar sein. Im Norden, zwischen Karstädt und Wismar, rollt der Verkehr bereits auf 109 Kilometern. In Sachsen-Anhalt ist erst ein kleines Stück bei Colbitz fertig, ähnlich mau sieht es in Brandenburg aus. Gegen den Abschnitt Wittenberge wird geklagt. Die kalkulierten Gesamtkosten von 1,3 Milliarden Euro sind nicht mehr zu halten.