Aschersleben Hohes Verkehrsaufkommen am Zollberg: Verursachen Autos und Lkws Risse im Haus?
Anwohner Aschersleben sind besorgt wegen des hohen Verkehrauskommens am Zollberg. Es zeigen sich sogar schon Risse in den Hauswänden. Die Behörde sieht keinen Handlungsbedarf.

Aschersleben/MZ - Doreen Baldauf ist besorgt. Das Haus, in dem sie wohnt, steht auf dem Zollberg in Aschersleben. Täglich fahren hunderte, vielleicht tausende Autos an ihrer Haustür vorbei und verbreiten dabei einen unheimlichen Lärm. Besonders laut wäre es, wenn Lkw über die metallenen Straßenabläufe am Bordsteinrand rollen.
Doch was die junge Frau noch mehr sorgt, sind die Vibrationen, die dabei entstehen. Denn die wären nicht nur eine Belästigung, sondern sie würden in ihrer ständigen Wiederholung auch das Haus beschädigen.
Zollberg in Aschersleben: Risse in der Hauswand
Zum Beweis zeigt sie gesprungene Fliesen, Risse in den Wänden, Spalten in den Decken. „Ich habe es teilweise übertapeziert, weil ich es nicht mehr sehen kann“, erzählt Doreen Baldauf. Auch andere Häuser wären davon betroffen.
Als sie das Thema im Januar auf Facebook anspricht, ist das Echo unter den Anwohnern des Zollbergs groß. Eine Nutzerin berichtet beispielsweise von Rissen in den Wänden, die beim Hauskauf vor zwei Jahren noch nicht da gewesen wären. Und tatsächlich: geht man die Straße entlang, weisen viele Fassaden solche Beschädigungen auf.
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Doreen Baldauf sieht vor allen Dingen die Fahrbahn als Problem. Seit der Wende hätte die Zahl und die Last der Lkw enorm zugenommen. Die Anwohnerin fürchtet, dass die Straße dem hohen Verkehrsaufkommen nicht gewachsen sei.
Im Asphalt würden ständig Risse entstehen, die notdürftig geflickt würden, nur um ein paar Monate später erneut aufzureißen. Vor ein paar Jahren hätte sich ein Nachbar beschwert, woraufhin ein Stück Straße erneuert worden wäre – „allerdings nur direkt vor seiner Haustür“, bemängelt Doreen Baldauf. „Muss sich erst jeder Anwohner einzeln beschweren, bevor hier etwas unternommen wird?“
Anwohner durch hohes Verkehrsaufkommen gestört: Behörde sieht keinen Handlungsbedarf
Die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Michael Schanz, Regionalbereichsleiter im für Aschersleben zuständigen Bereich West, erklärt: „Für einen bestimmten Fahrbahnzustand gibt es keinen Rechtsanspruch Dritter.“
Zwar könne man bei seiner Behörde Anträge wegen eingetretener Schädigungen an vorhandener Bausubstanz oder Lärmbelästigung einreichen. In der Regel hätten diese jedoch keinen Erfolg.
Alle Straßen im Zuständigkeitsgebiet würden regelmäßig durch die Straßenmeisterei kontrolliert werden. Zudem erfolge eine regelmäßige Zustandserfassung und -bewertung aller Bundes- und Landesstraßen.
Bei der jüngsten Erhebung aus dem Jahr 2020 wurde laut Michael Schanz für den Zollberg ein Gebrauchswert zwischen 3,5 und 5 ermittelt, was – wie er zugibt – einen schlechten Fahrbahnzustand dokumentiert.
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Allerdings stellt der Regionalbereichsleiter West gleichzeitig klar: „Dies heißt aber ausdrücklich nicht, dass die Straße nicht anforderungsgerecht und insbesondere verkehrssicher genutzt werden kann.“ Erst wenn dieser Fall eintrete, würde mit entsprechender Beschilderung in Form einer Geschwindigkeits- oder Lastenbeschränkung reagiert werden.
Neue Ortsumfahrung Aschersleben-Quenstedt soll für Entlastung sorgen
Michael Schanz verweist in Bezug auf das hohe Verkehrsaufkommen am Zollberg auf die entstehende Ortsumgehung Aschersleben-Quenstedt.
Sobald diese fertiggestellt sei, würde keine Bundesstraße mehr durch Aschersleben verlaufen und damit auch der Durchgangsverkehr abnehmen.
Gleichzeitig bedeute dies aber auch, dass der Bund, der die Ortsumfahrung finanziert, bis dahin an Bestandsbundesstraßen wie dem Zollberg nur noch zu Unterhaltsaufwendungen verpflichtet sei. „Dies schließt insofern bereits aktuell grundhafte Um- und Ausbaumaßnahmen ausdrücklich aus“, erläutert Michael Schanz.
Die Fertigstellung der Ortsumgehung kommt mit dem von Michael Schanz angegebenem Zeitraum Ende 2025, Anfang 2026 für Doreen Baldauf zu spät. Sie fürchtet sogar noch mehr Verkehr, wenn die Baumaßnahmen an der Ermslebener Straße anlaufen.
Schon jetzt könne sie nicht mehr schlafen. „Man weiß genau, wann es drei Uhr ist“, sagt sie. Denn dann würde der Lärm draußen wieder losgehen. Neue Fenster hätten da nur bedingt geholfen und seit dem Einbau hätten sie sich sogar schon ein wenig verzogen. „Wir können nicht warten“, betont Doreen Baldauf und hofft auf eine zeitnahe Lösung.