1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Deutlich mehr tödliche Unfälle im Harz

Verkehrsunfälle Deutlich mehr tödliche Unfälle im Harz

Im Harzkreis gibt es einen starken Anstieg bei Unfallopfern. Zwei Beteiligte tödlicher Unfälle müssen sich nun vor Gericht verantworten.

Von Dennis Lotzmann 26.07.2018, 01:01

Badeborn/Ermsleben l Nach zwei tödlichen Unfällen, bei denen im Frühjahr im Harz drei Menschen unschuldig ihr Leben verloren haben, hat die Staatsanwaltschaft jetzt gegen die mutmaßlichen Täter Anklage erhoben. Ein 55-Jähriger aus dem Ballenstedter Ortsteil Badeborn muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten, weil er Anfang März einen Radfahrer überfahren hat. Gleich mehrere strafrechtliche Vorwürfe werden einem 24-Jährigen Ballenstedter gemacht, der am Abend des 20. April zwei Autoinsassinnen bei einem Frontalcrash getötet hat.

Beide Unfälle reihen sich in eine höchst tragische Serie ein, die die Polizei in diesem Jahr im Harzkreis registriert: Bislang verloren bei zwölf Unfällen 13 Menschen ihr Leben. Das ist mit Blick auf das Vorjahr mit insgesamt sechs Opfern nicht nur eine Verdoppelung bis zur Jahresmitte – viele Opfer waren unschuldig.

So auch beim folgenschweren Unfall auf der Bundesstraße 185 zwischen Ballenstedt und Ermsleben (Stadt Falkenstein/Harz), der über die Grenzen des Harzkreises hinaus für großes Entsetzen gesorgt hat. Beim Todesfahrer David S. handelt es sich um einen wegen Drogenhandels und anderer Delikte bereits rechtskräftig verurteilten Ballenstedter. Er sollte Ende Mai seine Haftstrafe – zwei Jahre und sechs Monate Haft und Einweisung in eine Suchtklinik – antreten. Zuvor setzte er sich am 20. April in ein nicht zugelassenes Fahrzeug und löschte – nach Informationen der Volksstimme unter dem Einfluss von Drogen – zwei Leben aus.

Er geriet laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Audi kurz vor Ermsleben auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit einem entgegenkommenden Seat. Zwei darin sitzende 58 und 69 Jahre alte Frauen starben noch an der Unfallstelle.

Die Staatsanwaltschaft in Halberstadt wirft David S. fahrlässige Tötung in zwei Fällen vor. Hinzu kommen nach Angaben von Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck Gefährdung des Straßenverkehrs, Urkundenfälschung, weil die Kennzeichen zu einem anderen Wagen gehörten, sowie Fahren ohne Fahrerlaubnis und Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Da S. zudem reichlich Drogen im Wagen dabei hatte, muss er sich vor dem Amtsgericht Quedlinburg demnächst auch wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. Nach dem Unfall, bei dem S. schwer verletzt wurde, erging Haftbefehl gegen ihn. Mittlerweile befindet er sich in einer Entzugsklinik.

Tragisch auch das Unglück am 9. März: Kurz vor 20 Uhr übersah an diesem Abend ein 55 Jahre alter Audifahrer bei Badeborn einen Radfahrer. Der 58-Jährige, ein Schweizer Staatsbürger, der im Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (Salzlandkreis) gearbeitet hat, hatte keine Chance. Auch hier geht es um fahrlässige Tötung, wie es seitens der Staatsanwaltschaft heißt. Dem Mann drohen bei einer Verurteilung eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft.