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Wachstum Baubranche trotzt der Konjunkturschwäche

Der Konjunkturabschwung bereitet vielen Branchen großes Kopfzerbrechen. Das Baugewerbe in Sachsen-Anhalt hingegen brummt noch immer.

Von Massimo Rogacki 20.09.2019, 01:01

Magdeburg l Der deutschen Wirtschaft geht langsam die Puste aus – doch die Baubranche lässt sich von der schwächelnden Konjunktur derzeit noch nicht beeindrucken. „Die Auftragsbücher sind gefüllt, die Lage ist unverändert gut“, sagt Giso Töpfer, Geschäftsführer des Baugewerbe-Verbands Sachsen-Anhalt. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 legte der Umsatz im Baugewerbe um rund 15 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro zu. Ein Motor sei die hohe Nachfrage im Wohnungsbau. Im zweiten Quartal 2019 gab es laut Zahlen des Statistischen Landesamtes ein kräftiges Auftragsplus von rund 17 Prozent.

Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg (HWK), befürchtet aktuell keine konjunkturelle Flaute. Vor allem im Bauhandwerk werde das Wachstum durch das niedrige Zinsniveau und die hohe Bau- und Sanierungsnachfrage gestärkt. Das gelte auch für den öffentlichen Bereich.

Auch die Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe steigt leicht an (+0,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2018). Ein Resultat des Baubooms der vergangenen Jahre, sagt Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. Problem: Immer mehr Beschäftigte gehen in Rente. Es dauere immer länger, freie Stellen zu besetzen. Arbeitgeber vertrauten deshalb vermehrt auch auf ausländische Arbeitskräfte. Ob die schwächelnde Konjunktur auch die Baubranche erfasst, sei schwer zu prognostizieren. Im Moment ließen sich Arbeitgeber häufiger zum Kurzarbeitergeld beraten. Es gebe einen leichten Anstieg der Anzeigen für Kurzarbeitergeld. Experten deuten die Zunahme von Kurzarbeit als einen Vorboten für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Die Beratungen zeigten vor allem, dass Unternehmen sich darauf vorbereiten, was im Falle von Auftragsrückgängen oder gar -einbrüchen zu tun sei, erklärt Behrens. Von Krise im Bau also keine Spur? Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hob die Prognose für das Umsatzwachstum der Branche 2019 kürzlich von sechs auf 8,7 Prozent an. 2020 sollen es fünf Prozent werden. Erwartet wird allerdings, dass die Dynamik bei den Ordern in allen Bausparten nachlasse, heißt es.

Aufgrund langfristiger Planungen komme die Konjunkturentwicklung ein bis zwei Jahre später in der Baubranche an, so Töpfer. Sorgen macht er sich für die kommenden ein bis zwei Jahre nicht. Die Bauwirtschaft in Sachsen-Anhalt sei durch ihre Kleinteiligkeit besonders flexibel und könne auf Krisen gut reagieren. Zudem sei sie nicht so stark export-orientiert.

Wirtschaftsinstitute sehen derweil eine akute Rezessionsgefahr in Deutschland. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bemisst das Rezessionsrisiko derzeit auf fast 60 Prozent – der höchste Wert seit dem Winterhalbjahr 2012/13. Auch das Ifo-Institut rechnet mit einer weiter schrumpfenden Wirtschaftsleistung im Sommerquartal.