Klimawandel und Schädlinge wie Nonne oder Eichenprozessionsspinner setzen den Bäumen zu Waldzustandsbericht 2011: Eichen und Kiefern leiden unter Insektenbefall
Umweltminister Aeikens sorgt sich um Sachsen-Anhalts Wälder. Wie der Waldzustandsbericht 2011 offenbart, ist der Baumbestand zwar stabil, wird aber zunehmend durch Schädlinge, extreme Witterungsbedingungen und Schadstoffe belastet.
Magdeburg l Sie tragen respektgebietende Namen, sind aber eine Plage, wenn sie in Massen auftauchen: Nonnen, Eichenprozessionsspinner und -fraßgesellschaft haben 2011 den Bäumen in Sachsen-Anhalt ordentlich zugesetzt. Bei Eichen sind die Fraßschäden innerhalb zweier Jahre von 281 Hektar (2009) auf fast 8000 Hektar in diesem Jahr angewachsen. Vereinzelt seien durch den massiven Befall sogar Bäume abgestorben, weiß Michael Haberland von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen.
"An 500 Kontrollstellen haben wir den Eichenprozessionsspinner festgestellt, konzentriert vor allem im Norden und Osten des Landes von der Altmark bis in die Annaburger Heide", so Haberland. Die Raupen des Schmetterlings verbreiteten sich zunehmend in Städten und Gemeinden und schädigen dort nicht nur die Bäume, sondern auch die Menschen. Denn die beinahe unsichtbaren Brennhaare der Raupe können leicht über Haut und Schleimhaut des Menschen eindringen und dort Ausschläge, aber auch Bronchitis, Husten und Asthma bis hin zu allergischen Schocks auslösen. Über Jahre hinweg reichern sich die Haare an und können durch Wind über weite Strecken transportiert werden. Bei der Bekämpfung des Schädlings leistet die Forstliche Versuchsanstalt deshalb auch Amtshilfe in den Kommunen.
Neben den Eichen schauen die Experten vor allem auf die Kiefern, die rund die Hälfte des Waldbestandes im Land ausmachen. Auch dort stünden Schädlinge wie Nonne, Kiefernspinner oder Forleule vor einer Massenvermehrung. Zusätzlich geschwächt sind die Kiefern durch die Erkrankung mit dem Diplodia-Pilz.
Erhebliche Schäden durch Wind, Schnee und Dürre
Die Verbreitung solcher Pilzerkrankungen und des Schädlingsbefalls hängt für die Experten auch mit den klimatischen Veränderungen zusammen. "2011 war es wie in den vergangenen 20 Jahren auch stets zu warm, gleichzeitig gab es enorme Niederschlagsschwankungen", berichtet Johannes Eichhorn, Abteilungsleiter Umweltkontrolle in der Forstlichen Versuchsanstalt. Zwar sei der Wald grundsätzlich stabil und mit einer Absterberate von 0,1 Prozent in einem besseren Zustand als 1991. "Aber das heißt nicht, dass wir uns keine Sorgen machen müssten", warnt Eichhorn. Schadstoffe aus Industrie und Verkehr sorgten dafür, dass die Böden im Land immer saurer würden und die Nährstoffversorgung unausgewogen sei, ergab die zweite Bodenzustandserhebung. Die in diesem Jahr durchgeführten Waldkalkungen müssen deshalb fortgesetzt werden, vor allem im Harz. "Ich bin in Sorge um den Wald", erklärte Umweltminister Hermann Onko Aeikens gestern. Er sei nicht nur Erholungsraum für die Bevölkerung, Lebensraum für Pflanzen und Tiere und Rohstoffquelle, sondern auch ein wichtiger Arbeitsplatz. Aeikens kündigte deshalb an, die chemische Bekämpfung von Schädlingen aus der Luft im kommenden Jahr zu verstärken. 80000 Euro (2011: 70000 Euro) seien dafür im Haushalt eingeplant, mehr könne man im Ernstfall beim Finanzministerium beantragen.
Der Waldzustandsbericht wird in jedem Jahr von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen erstellt. Die Experten haben dazu an 274 Stellen in Sachsen-Anhalts Wäldern rund 6500 Bäume begutachtet.