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Stille Örtchen Wenig öffentliche Toiletten in Sachsen-Anhalt

Wer beim Stadtbummel mal muss, ist dankbar für eine öffentliche Toilette. Doch die Anlagen sind teuer und deshalb selten zu finden.

03.12.2016, 23:01

Magdeburg (dpa) | Öffentliche Toiletten sind in Sachsen-Anhalt rar. Rein rechnerisch müssen sich in Städten wie Magdeburg, Halberstadt, Wittenberg oder Stendal etwa 10.000 Einwohner eine Anlage teilen. Besonders ältere Menschen vermissen eine Toilette in der Nähe. "Man achtet darauf, wo man hingeht und plant seine Wege auch danach, wo man eine Toilette findet", sagte Hans-Dieter Hauffe vom Seniorenverband BRH in Oschersleben. Mehr öffentliche Anlagen würden gerade Senioren den Stadtbummel oder die Einkaufstour erleichtern. Es müsste deshalb auch in mehr Läden ein stilles Örtchen geben, meinte Hauffe.

Der Einzelhandel sieht indes nur wenig Handlungsbedarf. "Dass sich ein Kunde beschwert hat, weil er keine Toilette gefunden hat, habe ich noch nicht erlebt", sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands, Knut Bernsen. Einkaufscenter und große Kaufhäuser würden ohnehin Toiletten anbieten. "Die werden natürlich auch genutzt."

Läden mit nur wenig Verkaufsfläche hätten aber Schwierigkeiten, derartige Angebote vorzuhalten. Eine wichtige Rolle spielt das Thema beim Projekt "Generationenfreundliches Einkaufen". Ab einer bestimmten Ladengröße braucht es eine Toilette, sonst gibt es kein Zertifikat. Weitere Kriterien seien zum Beispiel breite Gänge zwischen den Regalen, berichtete Bernsen.

Alternativen können Restaurants und Gaststätten bieten. Offizielle Kooperationen zwischen Kommunen und Gastwirten gibt es aber nirgendwo in Sachsen-Anhalt. Verhandlungen zur Einrichtung einer sogenannten "Netten Toilette", bei der die Stadt den Gastronomen einen Betrag zahlt und diese dafür ihre Klos kostenlos für Passanten öffnen, waren bislang nicht erfolgreich.

Bundesweit gibt es das schon in rund 220 Städten und Gemeinden. In Sachsen-Anhalt wurde etwa in Magdeburg und Wittenberg über "Nette Toiletten" diskutiert, einigen konnte man sich bislang aber nicht, wie die Stadtverwaltungen berichteten.

Viele Restaurants würden den Service aber freiwillig anbieten, sagte der Präsident des Dehoga Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt. Häufig werde dafür auch kein Geld verlangt. Problematisch sei es aber in der Nähe großer Sehenswürdigkeiten. Dort könne der Ansturm auf die Klos in den Gaststätten so hoch sein, dass Betreiber die Benutzung für Passanten ganz untersagten. "Generell sind wir da aber sehr offen", sagte Schmidt. "Das ist schließlich eine Dienstleistung, die man den Leuten nicht verwehren will."

Bei den öffentlichen Toiletten zeigt sich in den Städten ein uneinheitliches Bild. In Magdeburg gibt es 16, in Wittenberg sechs und in Stendal vier. In Halberstadt gibt es nur ein städtisches öffentliches Klo. Hinzu kommen nach Angaben der Stadt aber noch Anlagen im Bahnhof, in Einkaufspassagen und beim Tiergarten. Neue Anlagen sind in keiner der vier Städte geplant. Derartige Wünsche würden nur selten an die Verwaltungen herangetragen, hieß es.

Billig ist der Betrieb solcher Klos für die Kommunen nicht. Magdeburg gibt etwa jedes Jahr rund 144.000 Euro dafür aus. Um den Unterhalt der meisten Toiletten kümmert sich der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb. In Stendal kostet allein die Reinigung der Anlagen jedes Jahr mehr als 22.000 Euro.

Gesetzliche Vorgaben zum Bereithalten von öffentlichen Toiletten gibt es nicht. Es sind freiwillige Angebote der Kommunen. Eine Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) empfiehlt, für 5000 bis 10 000 Einwohnern je eine öffentliche Sanitäranlage bereitzustellen. Bis auf Wittenberg liegen alle genannten Städte mehr oder weniger deutlich über dieser Empfehlung.