Kriminalität Wiederholte Attacke: Wer zerstört die Schaufenster eines Barbiers in Weißenfels?
Innerhalb weniger Tage werden gezielt mehrere Scheiben einer Barbier-Kette in Weißenfels zerstört. Der Betreiber fürchtet um seine Sicherheit - und vermisst Untestützung durch die Polizei.

Weissenfels/MZ - Die Person mit Maske und Kapuze kommt in den Sonntagmorgenstunden aus Richtung Saalstraße. Entschlossen läuft sie auf die Schaufenster des Eckgeschäfts in der Jüdenstraße zu. Dann zückt sie einen Hammer und schlägt mit kräftigen Hieben auf mehrere Scheiben des Barbier-Salons ein. Das gesplitterte Glas weht daraufhin wie Pulverschnee ins Geschäft. Dann verschwindet der oder die Unbekannte so schnell, wie er oder sie gekommen war.
Das Betrachten dieser Überwachungsaufnahmen aus seinem Geschäft in der Weißenfelser Saalstraße/Ecke Jüdenstraße dürfte Betreiber Arkan Akram Ghulam wie ein Déjà-vu vorkommen. Denn schon wenige Tage zuvor, in der Nacht zu Neujahr, hat eine Person mit Kapuze, die gleichen Scheiben zerstört. Ist es die selbe Person? Körpergröße, Bekleidung und Tatwerkzeug legen das nahe. Doch wer sich hinter Maske und Kapuze versteckt, ist unklar. Denn die Person hat penibel darauf geachtet, nicht erkannt zu werden.
Glasfront von Barbier in Weißenfels komplett kaputt
Der entstandene Schaden jedenfalls ist beträchtlich. Denn am Sonntag sind nicht nur die Scheiben dieser Filiale von Arkan Akram Ghulam beschädigt worden. Im zweiten von ihm betriebenen Geschäft am anderen Ende der Jüdenstraße hat die Person mit Kapuze die Schaufensterfront komplett zerstört. Wer mag da noch an Zufall glauben? Der aus dem Irak stammende Arkan Akram Ghulam tut es nicht. Warum seine Barbier-Kette und er in den Fokus des unbekannten Angreifers geraten sind, kann sich der Frisörmeister nicht erklären.
„Ich habe niemandem etwas getan. Ich habe mit niemandem ein Problem“, sagt der Mittvierziger. Aber vielleicht andere mit ihm? Arkan Akram Ghulam vermutet nach den ganz gezielten Angriffen, dass ihm jemand schaden will. Vielleicht stört sich jemand an seinem Erfolg in den vergangenen Jahren. Der Unternehmer, der schon seit mehr als zwei Jahrzehnten in Merseburg lebt, hat in Weißenfels innerhalb weniger Jahre stark expandiert. Inzwischen betreibt er fünf Filialen in der Saalestadt. Hinzu kommen weitere in seiner Heimatstadt Merseburg.
Über die Motive des Täters kann nur spekuliert werden. Ein fremdenfeindliches Motiv? Neid? Unliebsame Konkurrenz? Arkan Akram Ghulam weiß nicht, wer sich da hinter Maske und Kapuze versteckt. Er weiß nur, dass das so nicht weitergehen kann. „Wer etwas will, der soll doch zu mir kommen und nicht meinen Laden kaputt schlagen“, fordert er.
Beim nun schon zweiten Angriff ist mehr kaputt gegangen als nur Glas. Der verheiratete Familienvater fürchtet inzwischen auch um die Gesundheit seiner Liebsten, hat Angst um seine Frau und seine Kinder. Etwa wenn Autos vorfahren. „Das stört mich in meinem Leben“, gesteht er. Die Polizei habe die Fälle aufgenommen, Fotos gemacht. Und darüber hinaus? „Was macht die Polizei die ganze Nacht?“, fragt der Unternehmer. Keine Frage - sein Sicherheitsgefühl hat gelitten. Und natürlich ist da die Sorge, dass sich das Erlebte wiederholen könnte. „Soll ich in meinem Laden schlafen?“, fragt Arkan Akram Ghulam entgeistert.
Neid auf Erfolg von Weißenfelser Unternehmer?
Gegen die Schäden ist der Unternehmer versichert. Doch was nützt das, wenn der Terror gegen ihn nicht aufhört? „Muss man jetzt in Deutschland Angst haben?“, fragt der Merseburger. In seinen Worten schwingt ehrliche Enttäuschung mit. Er zahle Gewerbesteuer und Umsatzsteuer, beschäftige 35 Angestellte und regelmäßig werde von den Behörden kontrolliert, ob alle Hygiene-Maßnahmen eingehalten werden. Doch ihn und seine Geschäfte zu schützen, das vermag der Staat bisher scheinbar nicht.
Auf die Frage, ob die Polizei die Filialen des Unternehmers in Weißenfels nun stärker bestreifen wird, will diese sich am Dienstag äußern. Am Sonntag nach der Tat hat man sich noch bedeckt gehalten hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs zwischen den Taten. „Zusammenhänge werden gerade geprüft“, so Polizeisprecher Alexander Junghans.
Für Arkan Akram Ghulam sind die Parallelen zwischen den zerstörten Schaufensterscheiben nicht zu übersehen. Die gleichen Klamotten, das gleiche Tatwerkzeug - all das spreche aus seiner Sicht für einen gezielten Angriff auf sein Unternehmen und ihn. Der Frisörmeister hofft nun, dass die Ermittler mithilfe von weiteren Videoaufnahmen den Weg des Angreifers oder der Angreiferin nachvollziehen und so dessen Identität feststellen können.