Boxen WM-Sieg für Bösel: Entthronter Krasniqi droht mit Klage
Nach zwölf engen Runden holte sich Dominic Bösel die IBO-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht von Robin Krasniqi zurück. Der Verlierer fühlt sich allerdings um den Sieg betrogen - und redet von rechtlichen Schritten.

Magdeburg - Nach seiner Entthronung als Weltmeister baute sich Robin Krasniqi in den Tiefen der Magdeburger Getec-Arena vor seiner Kabine auf und holte zum großen Rundumschlag aus. „Es ist einfach sehr traurig für das deutsche Boxen. Man hat gesehen, dass ich nur durch K.o. gewinnen konnte. Die ganze Welt hat gesehen, dass ich gewonnen habe. Ich fühle mich verarscht“, sagte Krasniqi kurz vor 2 Uhr am Sonntagmorgen und wählte deutliche Worte in Richtung seines Promoters Ulf Steinforth: „Ich habe mich in elf Jahren immer bei Ulf bedankt. Aber das möchte ich jetzt klären lassen, was das für ein Geschäft ist. Das gibt es mit Anwalt. Ich möchte Gerechtigkeit.“
Zwölf Runden lang hatten sich Krasniqi und der neue Weltmeister Dominic Bösel eine packende Ringschlacht geliefert. Am Ende sah nur einer der drei Punktrichter Krasniqi vorn, was dieser nicht verstand. „Das war keine gute Werbung für das deutsche Boxen. Als Titelträger wäre ein Unentschieden das Mindeste. Ansonsten habe ich keine Ahnung vom Boxen“, sagte der 34-Jährige. Auch Box-Idol und ARD-Experte Henry Maske meinte, eher ein Unentschieden gesehen zu haben.
Promoter Steinforth nahm Krasniqis Emotionen gelassen hin. „Menschlich ist die Reaktion verständlich. Es war ein hauchdünnes Ding, aber Bösel hatte die Nase vorn“, sagte der Magdeburger. Die Drohung mit rechtlichen Schritten beeindruckte Steinforth ebenfalls nicht. Es sei Krasniqis gutes Recht, das zu versuchen. „Aber letztlich war das Kampfgericht bekannt, es gab ein Meeting und da hat niemand etwas dagegen gesagt.“
Vor 3500 Zuschauern war Krasniqi in der Anfangsphase durchaus der aktivere Boxer. Doch seine Schläge trafen in vielen Fällen nur die Deckung Bösels, dessen Taktik auf Konter ausgelegt war. Die klareren Treffer landete Bösel, der ab der Mitte des Kampfes den Ton angab. „Ich bin einfach ruhig geblieben und habe gemerkt, dass ich Stück für Stück die besseren Treffer habe“, sagte der 31-Jährige.
Durch den Sieg holte er sich nicht nur den Gürtel der IBO sowie die Interims-WM der WBA zurück, sondern rettete auch seine Laufbahn. „Bei einer Niederlage wäre meine Karriere zu Ende gewesen“, betonte der Freyburger. Von daher sei es ein riesen Druck, der abfalle. „Ich brauche jetzt erst einmal zwei, drei Wochen, um das mental zu verarbeiten.“ Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war Bösel gegen Krasniqi noch in der dritten Runde K.o. gegangen.
Danach sah es an diesem Abend nicht einmal im Ansatz aus. Bösel wirkte unglaublich fokussiert, verkniff sich seine Arroganzanfälle und erledigte seinen Job im Ring. Das habe ihm sein neuer Trainer Georg Bramowski, langjähriger Assistent von Ulli Wegner, über Monate eingetrichtert.
Was bleibt, ist zudem ein weiterer Zahltag für alle Beteiligten. Denn Krasniqi hatte sich eine Rückkampfklausel gesichert. „Das schreit nach Teil drei“, betonte auch Steinforth. Weshalb auch davon auszugehen ist, dass Krasniqi seinen Anwalt nicht anruft und die Dinge mit seinem Promoter intern klärt.