Bildungseinrichtung bereits unter den besten 15 der Republik / Delegation am 10. Juni bei Verleihung des Deutschen Schulpreises Wolmirstedter Gutenberg-Schule will in Berlin den Spitzenplatz erobern
Noch neun Tage wird das Geheimnis strengstens gehütet. Erst am 10. Juni erfährt die Öffentlichkeit, welche sieben bundesweiten Bildungseinrichtungen den "Deutschen Schulpreis 2011" erhalten. Die Gutenberg-Sekundarschule aus Wolmirstedt (Landkreis Börde) wurde unter 119 Bewerbern schon zu den 15 besten Schulen der Republik gekürt und darf sich Hoffnungen auf den Sieg machen. Deshalb fährt eine zehnköpfige Delegation nach Berlin zur Preisverleihung mit dem Bundespräsidenten.
Wolmirstedt. Mittlerweile haben sich die Gutenberg-Sekundarschüler daran gewöhnt, dass Kamerateams und Journalisten mit Fotoapparaten durch ihr Schulgebäude laufen. Seit sich die Wolmirstedter Bildungseinrichtung um den "Deutschen Schulpreis 2011" beworben hat, ist ihr Bekanntheitsgrad über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus gestiegen. Das nahm weiter zu, als publik wurde, dass es die "Gutenberger" aus bundesweit 119 Bewerbern unter die besten 15 geschafft haben.
"Das enorme Interesse hat mich ehrlich überrascht", gesteht Schulleiter Helmut Thiel. Er war kürzlich als Referent zu Gast auf dem Transferforum in Halle an der Saale. Dort trafen sich Bildungs-Vertreter mehrerer Bundesländer, die ihn alle auf die Verleihung des "Deutschen Schulpreises" ansprachen. Thiel selbst ist der Rummel schon etwas zu viel, er will lieber den Ball flachhalten. Dass innerhalb der Stiftungen, die über den Preis entscheiden, die Sieger schon feststehen, steigert seine Neugier nicht. Er muss nicht nur bis zum 10. Juni warten – er will es auch. "Das ist eine Typfrage. Ich schaue mir auch keine Fußballergebnisse an, bevor die Sportschau kommt", erklärt der Pädagoge.
Zu einer Sache, die er eigentlich nicht wollte, hat er sich aber überreden lassen: Weil er nur zehn Vertreter der Schule mit zur Preisverleihung nehmen kann, diese aber live im Fernsehen übertragen wird, erlaubt er ein "Public Viewing". Gut 280 Sekundarschüler werden sich in der Aula versammeln und ihrer Delegation vor der Leinwand die Daumen drücken. Dass sie die Gutenberg-Vertreter in den Reihen gut erkennen, dafür sorgen hellgrüne Polo-Shirts, die extra für den Ausflug nach Berlin angefertigt wurden.
Der beginnt für Helmut Thiel, drei Vertreter der Lehrerschaft, einen Elternvertreter und fünf Schüler schon am 9. Juni. "Zum Programm für die 15 Besten gehört an diesem Tag eine freiwillige Fortbildung mit Berliner Schülern und Lehrern zum Thema ¿Individualität‘. Ich glaube, das wird toll und sehr authentisch. Denn dass Schüler, Lehrer und Elternvertreter zusammen eine Fortbildung absolvieren, das hatten wir so noch nicht", freut sich der engagierte Schulleiter. "Uns begleitet Frau Dr. Wolters vom Kultusministerium, die uns bei dem Antrag zum Schulpreis sehr unterstützt hat. Außerdem kommt Professor Jerusalem von der Humboldt-Uni Berlin, der unseren pädagogischen Weg mehrere Jahre angeleitet und begleitet hat", nennt Thiel weitere Namen.
"Sollten wir gewinnen, gibt es noch in diesem Schuljahr eine riesige Party"
Er freut sich besonders, dass mit Dezernent Heinrich Schulze auch ein Vertreter vom Landkreis Börde, dem Schulträger, mitfährt. "Normalerweise unterhält man sich mit dem Schulträger über die Ausstattung, also Fenster, Türen und Dach. Wir werden hier auch inhaltlich unterstützt, das ist herausragend und beispielhaft."
Mit ihrem pädagogischen Konzept wurden sie beim Deutschen Schulpreis zuerst aus allen Bewerbern unter die besten 50 gewählt. Danach kam eine Jury nach Wolmirstedt. Zwei Tage lang beobachtete die Fachjury im Januar den Unterricht, kam mit Lehrern, Schülern und Eltern ins Gespräch. Die Bewertung erfolgte nach festen Kriterien und mit Buchstaben, von "A" wie exzellent bis "C" wie ausreichend. Das Ergebnis des Besuches wurde an die Hauptjury weitergeleitet, die dann zuerst die besten 20 Schulen ermittelte und diese dann noch einmal um fünf reduzierte.
Juror Thomas Oertel, der am Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern arbeitet, fand damals nur lobende Wort für die Wolmirstedter, war "beeindruckt von der Selbständigkeit und dem Selbstbewusstsein der Schüler und dem Weg, den man hier in den vergangenen 20 Jahren beschritten hat". Besonders hervorgehoben wurde die Berufsvorbereitung der Sekundarschüler sowie das Modell "SOL" – das "Selbst organisierte Lernen".
Wenn die Gutenberger am 10. Juni einen der sieben Preise bekommen, steht eine Sache schon fest: "Dann gibt es noch in diesem Schuljahr eine riesige Party für alle", verkündet der Schulleiter. Den Termin legt er aber erst dann fest, wenn die Preisverleihung gelaufen ist. "Sollten wir einen der Geldpreise gewinnen, dann würden wir die Summe gern in die Entwicklung der Schule einbringen – wir planen, beurufsorientierende Werkstätten einzurichten", blickt Thiel in die Zukunft.
Einen Scheck wird er aus Berlin aber auf jeden Fall mitbringen. "Neu ist in diesem Jahr, dass jede der 15 Schulen, wenn sie nicht zu den 7 Preisträgern gehört, einen Anerkennungspreis von je 2000 Euro bekommt", erklärt Katharina Burger Springwald von der Robert Bosch Stiftung.