Lage während Corona-Pandemie verschärft Zahl der Infektionen mit Krankenhauskeimen in Sachsen-Anhalt weiter hoch
In Sachsen-Anhalt infizieren sich zwischen 9000 und 13.000 Menschen jedes Jahr mit Krankenhauskeimen. Seit Beginn der Corona-Pandemie hate sich die Situation noch verschärft.

Halle (Saale)/DUR/mad/dpa - In Kliniken und Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt infizieren sich pro Jahr bis zu 13.000 Menschen mit sogenannten Krankenhauskeimen. Für mehrere Hundert Betroffene endet eine solche Infektion sogar tödlich. Das geht aus dem aktuellen Krankenhausreport der Barmer-Krankenkasse hervor. Demnach sterben bis zu 490 Patienten an einer solchen sogenannten nosokomialen Infektion, teilte die Barmer Sachsen-Anhalt am Montag in Halle unter Hinweis auf die Auswertung anonymisierter Daten von Versicherten der Krankenkasse mit.
Seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 habe sich die Situation sogar noch verschärft. So sei die Rate der nosokomialen Infektionen während der ersten Welle bundesweit um rund zehn Prozent gestiegen. Während der zweiten Welle um 17 Prozent, heißt weiter.
Laut Axel Wiedemann, dem Geschäftsführer der Barmer Sachsen-Anhalt, mag es auf den ersten Blick überraschen, dass die Zahl der Krankenhausinfektionen trotz strenger Hygienevorschriften während der Pandemie zugenommen habe. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass während der ersten und zweiten Welle vor allem mehr ältere und kränkere Menschen auf den Stationen behandelt worden sind, die anfälliger für Infektionen waren. Weitere ungünstige Faktoren seien die hohe Arbeitsbelastung des Klinikpersonals und teilweise fehlende Schutzausrüstung, besonders während der ersten Corona-Welle.
Die Helfer seien angesichts der intensiven Behandlung der Covid-19-Patienten zusätzlich stark psychisch und physisch belastet gewesen. „Sie leisteten Enormes“, erklärte Wiedemann.
Sachsen-Anhalt: Hohe Zahl gefährlicher Infektionen mit Krankenhauskeimen
Die Pandemie habe zugleich Defizite im Hygienemanagement aufgezeigt. „Wir reden hier nicht über Masken, sondern über Hygienestrukturen und Hygienestandards“, sagte er. Diese gelte es „mehr denn je“ und über Covid-19 hinaus auszubauen, in der Aus- und Weiterbildung fest zu verankern, um auf Krankheitsgeschehen wie bei einer Pandemie zugleich besser und schnell vorbereitet zu sein.
Erreger von Krankenhausinfektionen sind den Angaben zufolge Bakterien (71 Prozent der Fälle), Viren (21 Prozent der Fälle) sowie Pilze und Parasiten. Die meisten entstünden bei Harnwegs- und Atemwegsinfektionen. Behandelt werde mit Antibiotika. Die Barmer hat nach eigenen Angaben in Sachsen-Anhalt rund 265.000 Versicherte.