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Anhalt hat immer große Musikschaffende angezogen und mit Musik in die Welt ausgestrahlt Zwischen Barock und Broadway

Von Antje Rohm 29.09.2011, 04:24

Anhalt wird 800. Im Jahr 2012 begeht die Region dieses Jubiläum. Anhalt, das geprägt ist von einer bewegten Geschichte, besonderen Orten und Persönlichkeiten, Entdeckungen und Entwicklungen - und das mit all dem ausgestrahlt hat weit über die eigenen Grenzen hinaus. Das macht den Blick in Anhalts Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spannend. Die Volksstimme tut dies mit einer Serie und erkundet "Anhalt von A bis Z". Heute: M- wie Musikalisches Anhalt

Zerbst. Sie heißen Anhaltische Philharmonie, Anhaltischer Kammermusikverein, Jugendbigband Anhalt oder Anhaltinisches Zupforchester ... "Es war stets eine bewusste Entscheidung für den regionalen Bezug", so Joachim Landgraf. Der langjährige Verwaltungsdirektor des Anhaltischen Theaters Dessau war bei einigen dieser Namensgebungen dabei.

Und wenn die Zerbster Musikschule nach dem Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch benannt ist und die Musikschule Coswig nach Heinrich Berger heißt, der in der Stadt aufwuchs und etwa als Kapellmeister der Königlich Hawaiischen Blaskapelle wirkte, ist auch das ein Stück musikalisches Anhalt.

Anhalt ist (auch) Musikland. Es hat Musiker angezogen, die hier Großes schufen. Es hat Musikschaffende hervorgebracht, die aus Anhalt in die Welt gingen und berühmt wurden. Es hat heute eine lebendige und ausstrahlende Musikszene, die sich auch, wie zum Beispiel die Philharmonie, den Traditionen verpflichtet fühlt. Oder die, wie die Jugendbigband, junge Musik macht, die unter anderem auch in Mexiko, Chile, Hongkong und Brasilien schon ein begeistertes Publikum fand.

Karl Appel und Alexander von Marées, die Schöpfer des Anhalt-Liedes, waren eher lokal agierende Künstler. Siegfried Bethmann dagegen, der in Bornum geborene Komponist, hat mit Stücken wie "Bornumer Ringreiten", "Gruß aus Roßlau" oder "Die kleine Roseninsel im Wörlitzer Park" Heimatverbundenes geschaffen, sich andererseits aber mit 2000 Kompositionen für Rundfunk- und weitere Orchester oder die Musik für 30 Defa-Märchenfilme überregional einen Namen gemacht.

Johann Sebastian Bach wirkte 1717 bis 1723 als Hofkapellmeister in Köthen. Auf die Zeit gehen einige der bekanntesten Werke des Barockkomponisten zurück, wie die "Brandenburgischen Konzerte" oder "Das Wohltemperierte Clavier". Im Zwei-Jahres-Rhythmus finden heute Köthener Bachfesttage statt, jeweils in den Jahren dazwischen ein Nationaler Bachwettbewerb für junge Pianisten.

Immer noch neue Entdeckungen gibt es zu Leben und Werk von Johann Friedrich Fasch, der beinahe Thomaskantor in Leipzig, dann aber 36 Jahre Zerbster Hofkapellmeister wurde, und seines Sohnes Carl Friedrich Christian Fasch, der als Gründer der Berliner Singakademie in die Musikgeschichte einging. Dazu leisten die 2011 seit 20 Jahren bestehende Internationale Fasch-Gesellschaft und die 2013 dann 12. Mal Internationalen Fasch-Festtage einen wesentlichen Beitrag.

Jährlich und 2012 zum 20. Mal findet das Kurt Weill Fest in der Geburtsstadt des Komponisten statt. Als Sohn eines jüdischen Kantors erhielt er in Dessau ersten Musikunterricht. Berlin, Paris und New York wurden Weills weitere Lebens- und Schaffensstationen, von denen aus er von "Dreigroschenoper" bis Broadway-Musical Weltruhm erlangte.

Friedrich Schneider gilt als namhafter Komponist von Chorliedern und war während seiner Zeit in Dessau ganz vielseitig tätig. Der nach ihm benannte Chor hat sich der Pflege seines Erbes verschrieben und unter anderem 2003 mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau sein bekanntestes Oratorium "Das Weltgericht" wieder aufgeführt.

Auch der Köthen-Dessauer August Klughardt gehört zu den bedeutenden Anhalt-Komponisten. Eine CD mit Werken von ihm, eingespielt in Zerbst, bringt die Dessauer Philharmonie zum Jubiläumsjahr heraus.