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Corona schränkt das öffentliche Leben in Sachsen-Anhalt ein

Keine Schule, keine Kita und reihenweise Absagen von Veranstaltungen: Die Einschränkungen wegen der Ausbreitung von Sars-CoV-2 werden gravierender. Viele stellt die Situation vor ungeklärte Fragen. Ein Überblick.

13.03.2020, 18:03

Magdeburg (dpa/sa) - Die Auswirkungen der Corona-Epidemie lähmen immer weitere Teile des öffentlichen Lebens. In Sachsen-Anhalt schießen wie in vielen anderen Bundesländern wegen des Coronavirus von Montag an alle Schulen. Hierzulande gilt die Entscheidung bis zum Ende der Osterferien. Das hat das Kabinett am Freitag in einer Sondersitzung in Magdeburg beschlossen.

"Weiteres Zögern bringt nichts", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitag in der Landeshauptstadt. Jetzt gehe es um den Schutz von Leib und Leben. "Ziel all unserer Bemühungen ist es, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen."

In Sachsen-Anhalt sind bislang mehr als 30 Erkrankungen bestätigt. Nach Angaben von Sozialministerin Grimm-Benne befinden sich derzeit rund 1200 Menschen in Sachsen-Anhalt in Quarantäne. Von den bisher nachweislich Infizierten seien Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. Keiner müsse im Krankenhaus behandelt werden.

In dem Bundesland gibt es laut Statistischem Landesamt rund 870 allgemeinbildende Schulen mit mehr als 197 100 Schülerinnen und Schülern. In den etwa 1700 Kitas werden gut 150 000 Kinder betreut. Die einwöchigen Osterferien beginnen am 6. April. Damit würden die Schulen gut vier Wochen geschlossen bleiben.

"Die Schulen richten unterrichtliche Angebote ein", heißt es in einer Mitteilung der Landesregierung. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sagte, für die Kinder, die keine andere Möglichkeit hätten, werde es eine Betreuung geben. Zudem betonte er, dass keiner Schülerin und keinem Schüler Nachteile wegen bevorstehender Abschlüsse entstünden.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte, es werde landesweit eine Notbetreuung eingerichtet. In Halle habe sich gezeigt, dass viele Eltern nicht wissen, wo sie mit ihren Kindern hinsollen. Die Stadt werde aufgefordert, eine Notbetreuung einzurichten, sagte Grimm-Benne. In Halle sind schon seit Freitag alle Schulen, Kitas und Horte geschlossen. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hatte gesagt, es werde keine Notbetreuung geben, um Infektionsketten zu unterbrechen.

Halle war die erste deutsche Großstadt, die zu der weitreichenden Maßnahme gegriffen hatte. Es war auch verfügt worden, dass keinerlei öffentliche Veranstaltungen mehr stattfinden sollen. Ziel ist auch hier, die Ausbreitung des Erregers Sars-CoV-2 zu verlangsamen. In den Krankenhäusern in Halle gilt ab sofort ein Besuchsverbot.

Die Stadt Magdeburg richtete eine Notbetreuung für Kinder von Eltern aus "systemrelevanten" Berufsgruppen ein. Dazu zählen medizinisches Personal, Pflege- und Rettungskräfte sowie Beschäftigte von Polizei und Feuerwehr, wie aus einer Mitteilung der Stadt hervorgeht. Amtsarzt Eike Hennig sagte: "Die gesundheitliche Lage in Magdeburg ist stabil, es gibt keine Grund für Unruhe." Er sagte aber auch: "Die Zahl der Intensivbetten ist so gering, dass wir uns Sorgen machen." Eine genaue Zahl nannte er auf Nachfrage nicht, nur dass es 50 Isolierbetten gebe.

Unterdessen wurden immer mehr Veranstaltungen abgesagt und öffentliche Einrichtungen geschlossen. Grimm-Benne riet auch davon ab, Tanzveranstaltungen und Clubs zu besuchen. Auch das Land verzichtet laut Haseloff auf seine Veranstaltungen. Zudem rief er dazu auf, Operationen, die nicht unbedingt notwendig seien, zu verschieben, um die Kapazitäten freizuhalten für "das, was kommt". Die Landesregierung empfahl auch, bis zum 13. April keine Veranstaltungen in geschlossenen Räumen durchzuführen.

In vielen Städten im Land, etwa in Magdeburg und Halle, sind zudem Schwimmbäder geschlossen worden. Auch zahlreiche andere öffentliche Einrichtungen wie Museen oder Theater haben ihre Türen geschlossen. Größere Veranstaltungen wurden nahezu flächendeckend abgesagt.

Einige Tafeln in Sachsen-Anhalt stellen ihre Arbeit für einige Zeit ein, um Mitarbeiter und Bedürftige vor dem Coronavirus zu schützen. "Diese Entscheidung gilt zunächst vorläufig für vier Wochen", teilte der Landesverband der Tafeln am Freitag in Quedlinburg mit. Betroffen seien die von der Arbeiterwohlfahrt im Harz betriebenen Tafeln in Quedlinburg, Halberstadt und Wernigerode. Die Ausgabe der Caritas in Halberstadt bleibe weiterhin offen.

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