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Freizeitparks zwischen Bangen und Hoffen: Existenz bedroht

Keine Achterbahnen, kein Westernreiten, keine Karussells. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen herrscht Ruhe in den Freizeitparks. Wie viele werden durchhalten?

27.04.2020, 06:02

Leipzig (dpa) - Die Freizeitparks in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren startklar. Zu Ostern sollte die Saison beginnen. Doch Corona bremste sie jäh aus. "Wir fahren derzeit nur eine Notbesetzung", sagte Bazil El Atassi, Geschäftsführer des Freizeitparkes "Belantis" südlich von Leipzig. Nur wenige der 250 bis 300 Mitarbeiter seien da, um die Technik zu warten und das 25 Hektar große Areal in Schuss zu halten.

"Wir könnten jederzeit starten", sagte El Atassi. Die Technik sei vom TÜV abgenommen. Auch Bestimmungen im Zuge des Corona-Virus könnten eingehalten werden, etwa die Desinfektion und die Abstandsregelungen. Bei den Achterbahnen zum Beispiel könnte nur jeder zweite Wagen besetzt werden. Außerdem vertraue er auf die Vorsicht und die Verantwortung der Besucher. "Das erleben wir ja jeden Tag". Er hoffe, dass der Park im Sommer wieder öffnen könne. Allein das wegbrechende Ostergeschäft habe zu Verlusten von 15-20 Prozent geführt. Absolute Zahlen wollte er nicht nennen. Der Park zählt zu den größten in Ostdeutschland. Mehrere hunderttausend Besucher kommen jährlich.

"Wir schlagen die Zeit tot", sagte Wolfgang Hagenberger, Besitzer der Westernstadt Pullman City im Harz. 20 Mitarbeiter stünden auf Abruf bereit, 100 weitere Saisonkräfte warteten auf ihren Einsatz. Allein der Verlust des Ostergeschäftes habe einen Verlust von einer halben Million Euro gebracht. Hagenberger wartet nun auf die Entscheidungen der Politik. Die Regelungen im Zuge des Corona-Virus könnten durchaus eingehalten werden. Auch Hagenberger setzt noch auf den Sommer.

"Es ist eine Katastrophe", sagt Bernd Jahn vom Freizeit- und Erholungspark Possen im thüringischen Sondershausen. Zum Park gehören ein Zoo, ein Hochseilgarten, eine Hüpfeburglandschaft und Ferienhäuser mit insgesamt 200 Betten. Doch keiner dürfe kommen. 100 Veranstaltungen seien abgesagt worden. Die 30 Mitarbeiter hätte er in Kurzarbeit schicken müssen. Die finanzielle Soforthilfe der thüringischen Landesregierung sei zwar "sensationell schnell" geflossen, doch sie werde nicht reichen, schließlich müssten Fixkosten ohne Einnahmen weiter gezahlt werden. "Wir kämpfen ums Überleben."

"Wir werden wohl dieses Jahr gar nicht öffnen", sagte Udo Pohler, Büroleiter im Abenteuerland Thüringen in Weida. Im Januar und Februar habe es noch Anfragen gegeben, doch die seien dann storniert worden. Sein Park bietet unter anderem Teamspiele für Gruppen, so für Schulklassen und Unternehmen an. Er hofft mit Rücklagen und der beantragten Soforthilfe über die Runden zu kommen. "Es ist ein wirtschaftliches Desaster und eine Katastrophe für die sieben Mitarbeiter, die alle freiberuflich tätig sind."

Überall in Deutschland stehen Achterbahnen und Wasserrutschen still. Nicht absehbar sei, wie sich die Nachfrage entwickle, wenn die Parks wieder öffnen, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU), Jürgen Gevers. Wegen Kurzarbeit hätten manche Menschen unter der Woche vielleicht im Moment mehr Zeit, sie achteten womöglich aber auch mehr als sonst aufs Geld.

Manch ein Freizeitpark droht deswegen für immer schließen zu müssen, machte Gevers deutlich: Wenn auf den ausgefallenen Saisonstart in den Osterferien auch ein Besuchsverbot in den Sommerferien folgen sollte, könnte das für rund 40 Prozent der Parks das Aus bedeuten. "Mit rund sieben Monaten, in denen Geld verdient wird, ist die Saison kurz."