Halle-Fluchtversuch: Untersuchungskommission beginnt Arbeit
Magdeburg (dpa/sa) - Knapp zwei Monate nach dem gescheiterten Fluchtversuch des Halle-Attentäters hat eine Expertenkommission zur Aufklärung der Justizpanne am Donnerstag bei einem ersten Treffen in Magdeburg die Arbeit aufgenommen. Ende September sollen sie einen Bericht vorlegen, wie das Justizministerium am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Die Kommission soll demnach den Aufbau und die Abläufe in der JVA Halle untersuchen. Auch die Meldeketten und die generelle Zusammenarbeit mit dem Justizministerium soll untersucht werden.
Die Kommission besteht aus Sicherheitsexperten der Landesjustizverwaltungen Niedersachsen, Thüringen und Sachsen. Zusätzlich kann sich die Kommission laut Ministerium auch von Spezialisten zur Überwindung von Hindernissen, wie SEK-Beamten oder einem Parcoursläufer, beraten lassen.
Am Pfingstwochenende hatte der Angeklagte im Halle-Prozess, Stephan Balliet, versucht, aus der JVA Halle zu fliehen. Möglich war das, weil ihn seine Bewacher während eines Hofgangs allein gelassen hatten. Der 28-Jährige war daraufhin über einen 3,40 Meter hohen Zaun geklettert und hatte fünf Minuten ohne Aufsicht nach Auswegen aus dem Gefängnis gesucht, bevor ihn Justizbedienstete wieder schnappten. Der Untersuchungshäftling wurde daraufhin in die JVA in Burg gebracht.
Der Mann steht seit Dienstag in Magdeburg vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, am 9. Oktober aus rassistischen Motiven versucht zu haben, ein Massaker in der Synagoge von Halle anzurichten und als das scheiterte, zwei Menschen erschossen zu haben. Ihm drohen im Falle einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung.