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Kreuch: Neue Schlösserstiftung Länder verbindenden Inhalt

In Gotha steht mit Schloss Friedenstein ein imposantes Bauwerk des Frühbarocks. Das Gebäude könnte Teil einer neuen länderübergreifenden Schlösserstiftung werden. Das schmeckt Gothas Oberbürgermeister nicht so recht, die Stiftungsidee lehnt er aber nicht grundsätzlich ab.

30.05.2020, 08:32

Gotha (dpa/th) - Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) hält eine gemeinsame Schlösserstiftung von Sachsen-Anhalt und Thüringen unter bestimmten Voraussetzungen für möglich. "Man müsste noch einmal ehrlich über alles sprechen. Die Stiftung bräuchte eine Doppelspitze, damit beide Länder gleichermaßen vertreten sind und vor allem muss die Inhaltsfrage prioritär angegangen werden", sagte Kreuch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

So ergebe eine gemeinsame Stiftung nur Sinn, wenn dieser auch ein gemeinsamer, verbindender Inhalt zur Grunde liege. Ähnlich wie sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eben auf das gemeinsame preußische Kulturerbe berufe, wäre aus Kreuchs Sicht für eine gemeinsame Stiftung zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt das wettinische Erbe eine Option. Das Adelshaus der Wettiner und seine Zweige prägten unter anderem die Geschichte beider Bundesländer mit.

Unter anderem mit dem großen Schloss Friedenstein ist in Gotha eine Liegenschaft beheimatete, die nach bisherigen Plänen Teil der sogenannte Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten (KMSG) werden sollten.

Mit der Forderung nach einem Doppelsitz bezieht sich Kreuch auch auf die schon von vielen Seiten genannte Kritik, dass die sogenannte Kulturstiftung Mitteldeutschland Schlösser und Gärten (KMSG) ihren Hauptsitz in Halle in Sachsen-Anhalt haben soll. In Thüringen dagegen soll lediglich in Rudolstadt der Verwaltungssitz angesiedelt werden.

In Rudolstadt sitzt auch die aktuelle Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die den Plänen nach in der KMSG aufgehen soll. Zur Thüringer Stiftung gehört auch die Immobilie von Schloss Friedenstein - Sammlungen und Museen dagegen sind Teil der von Stadt und Land getragenen Stiftung Schloss Friedenstein.

Widerstand gegen die KMSG wird derweil immer lauter. So hat etwa die CDU-Fraktion im Landtag bereits signalisiert, den bisherigen Plänen dafür so nicht zu zustimmen. Die rot-rot-grüne Minderheitsregierung ist aber auf die Opposition angewiesen, um bei einer Abstimmung im Landtag genügend Stimmen für das Vorhaben zu sammeln. Er würde Thüringens Tafelsilber aufs Spiel setzen, wurde Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) während der Diskussion um die neue Stiftung unter anderem schon vorgeworfen. Hoff setzte dagegen und erklärte, dass es ein unverzeihlicher Fehler wäre, die Chance für das Thüringer Kulturerbe nicht zu ergreifen.

Hintergrund ist ein Sonderinvestitionsprogramm, mit dem Bund und beide Länder 400 Millionen Euro für den Erhalt und die Instandsetzung von Schlössern ausgeben wollen. Der Bund übernimmt eine Hälfte, die andere teilen sich die Länder. Voraussetzung für das Geld aus Berlin ist die Gründung einer gemeinsamen Stiftung.

"Hoff verwaltet nur einen Mangel", nahm Kreuch den Minister derweil in Schutz. Die Grundlagen für die Schlösser-Problematik Thüringens sei lange vor der aktuellen Regierung gelegt worden. Dass es bei der KMSG um einen möglichen Geldsegen für Thüringen geht, ist auch Kreuch klar. Der Sozialdemokrat sagte aber auch: "Die Politiker in Erfurt stehen so natürlich unter großem Druck; aber die Frage ist, ob man dem Druck des Geldes alles unterwerfen muss."

Das Residenzerbe in seiner Stadt möchte Kreuch am liebsten aber auch nicht in einer neuen gemeinsamen Stiftung sehen. Stattdessen wünsche er sich eine gestärkte Stiftung Schloss Friedenstein, als separate Stiftung von Stadt, Land und Bund, zu der etwa auch das Schloss als Immobilie gehören sollte.

"Gotha ist das Neuschwanstein Thüringens", sagte Kreuch. Dem Umfang und Bedarf zum Erhalt des Erbes könne nur eine komplett eigenständige Stiftung gerecht werden. Das sei auch fairer anderen Einrichtungen gegenüber, die innerhalb einer Organisation sonst einen Löwenteil an Geldern allein der Größe wegen immer für Gotha abstellen müssten.

Ernst I. (1601 - 1675), Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, ließ das barocke Schloss Friedenstein einst erbauen. Der Herzog entstammte der ernestinischen Linie der Wettiner.

Stiftung Schloss Friedenstein Gotha