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Kriminalität: Weniger Einbrüche, mehr Drogenkriminalität

Rein rechnerisch wurden jeden Tag 475 Straftaten in Sachsen-Anhalt angezeigt. Während es deutlich weniger Diebstähle und Einbrüche gab, stieg in anderen Bereichen die Zahl der Fälle. Der Innenminister kündigt neue Maßnahmen gegen Straßenkriminalität an.

10.03.2020, 18:41

Magdeburg (dpa/sa) - Die Polizei hat in Sachsen-Anhalt erneut weniger Straftaten registriert, doch nicht in allen Bereichen geht die Kriminalität zurück. Insgesamt wurden voriges Jahr 173 346 Taten erfasst, wie Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Dienstag in Magdeburg sagte. Das waren knapp 2300 weniger als 2018 und der niedrigste Stand der vergangenen zehn Jahre. Rechnerisch wurden 475 Taten pro Tag angezeigt. Im Vorjahr waren es noch 484 pro Tag. Etwas mehr als jeder zweite Fall konnte aufgeklärt werden (55,0 Prozent).

Stahlknecht stellte gemeinsam mit dem Landespolizeidirektor Karl-Albrecht Grewe die aktuelle Kriminalitätsstatistik vor. Während es bei Einbrüchen, Fahrraddiebstählen und schwerer Körperverletzung zum Teil deutlich weniger Fälle gab, wurden bei Internetdelikten, einfacher Körperverletzung und Drogenkriminalität steigende Zahlen gemeldet. Erstmals überhaupt wertete die Polizei in Sachsen-Anhalt aus, wie viele Straftaten mit einem Messer begangen wurden.

Es seien 873 Fälle registriert worden, sagte Stahlknecht. Davon ereigneten sich mehr als 40 Prozent im öffentlichen Raum. Die Polizei konnte mehr als 750 Verdächtige ermitteln. Anders als bei anderen Kriminalitätsbereichen gebe es bei den Straftaten mit Messereinsatz einen überdurchschnittlichen Anteil nichtdeutscher Verdächtiger. Er habe etwa bei einem Drittel aller ermittelten Verdächtigen gelegen.

Stahlknecht kündigte an, dass im Kampf gegen Straßenkriminalität zeitnah die ersten Waffenverbotszonen eingerichtet werden sollen. Derzeit werde eine entsprechende Verordnung vorbereitet. Danach sollten die Zonen so schnell wie möglich eingerichtet werden, sagte Stahlknecht und sprach von einem Zeitraum von vier bis sechs Wochen.

Infrage kämen nur Plätze, an denen die Polizei ein erhöhtes Aufkommen an Straftaten nachweisen könne. Als Beispiel nannte er den Magdeburger Hasselbachplatz oder den Riebeckplatz in Halle. Bei den regionalen Polizeiinspektionen laufe eine entsprechende Prüfung.

Die Einrichtung einer Waffenverbotszone soll es erleichtern, Waffen wie Messer sicherzustellen. So könnten den Menschen bei Kontrollen auch Messer abgenommen werden, die normalerweise nicht unter das Waffengesetz fallen, sagte Landespolizeidirektor Grewe. Entscheidend sei der "nicht bestimmungsgemäße Gebrauch". Wer also im Außenbereich eines Restaurants isst, darf das auch in einer Waffenverbotszone mit Messer und Gabel tun. Wer ohne erkennbaren Grund ein Messer dabei hat, kann entwaffnet werden.

Mehr als jede dritte Tat in Sachsen-Anhalt ist ein Einbruch oder ein Diebstahl. Damit haben diese Delikte den größten Anteil am Kriminalitätsgeschehen im Land. Seit 2015 gehe die Zahl der gemeldeten Taten in diesem Bereich zurück, sagte Grewe. Zuletzt wurden gut 62 700 Einbrüche und Diebstähle angezeigt. Das waren fast 5500 beziehungsweise fast acht Prozent weniger als noch 2018. Noch deutlicher war der Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen. Ihre Zahl sank binnen eines Jahres um 15,5 Prozent auf 2383. Dabei blieb fast die Hälfte der Fälle im Versuchsstadium stecken. Das zeige, dass die Präventionsarbeit der Polizei wirke, sagte Stahlknecht.

Einen gegenläufigen Trend verzeichnen die Ermittler unter anderem bei der Internetkriminalität. Laut Statistik wurden mehr als 12 800 Fälle registriert, das waren zehn Prozent mehr als noch 2018. Er könne bereits prognostizieren, dass sich diese Entwicklung auch in diesem Jahr fortsetze, sagte Landespolizeidirektor Grewe. Das liege daran, dass sich einige Kriminalitätsbereiche zunehmend ins Internet verlagerten. Beispiele sind etwa Betrug und Bedrohungen. Auch bei der Drogenkriminalität verzeichnete die Polizei das dritte Jahr in Folge einen Anstieg. Mehr als 9500 Fälle wurden registriert. "Wir gehen nicht davon aus, dass es mehr Konsum von Betäubungsmitteln gibt", sagte Grewe. "Wir fahren seit Jahren eine striktere Linie." Will heißen: Die Polizei kontrolliert mehr und findet deswegen auch mehr Drogen bei Konsumenten - oder Drogendealern.