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Landwirte befürchten fehlende Erntehelfer wegen Coronavirus

Spargel ernten und Saat ausbringen - auf den Feldern im Land ist jede helfende Hand gefragt. Wegen des Coronavirus befürchten die Betriebe nun fehlende Saisonkräfte. Lösungen für die Ausfälle gibt es schon.

20.03.2020, 04:39
Andreas Arnold
Andreas Arnold dpa

Magdeburg (dpa/sa) - Die Landwirte in Sachsen-Anhalt rechnen wegen der Corona-Krise mit Ausfällen bei den Saisonkräften. "Die Befürchtung ist, dass es nicht genug Erntehelfer geben könnte", sagte der Sprecher des Landesbauernverbands, Erik Hecht, in Magdeburg. Die Landwirtschaft sei ein sehr arbeitskräfteintensiver Bereich. Viele der Erntehelfer würden nur während der Saison nach Sachsen-Anhalt kommen und auf den Feldern anpacken. "Wir eruieren gerade, wie viele Kräfte im Land ausfallen werden oder bereits fehlen."

Derzeit würden vor allem Saisonkräfte für die Spargelernte benötigt, erklärte Hecht. Auch für die Pflege der Felder und in der Tierhaltung seien Helfer unverzichtbar. Die Ausmaße des Coronavirus könnten derzeit noch nicht eingeschätzt werden. Alle Akteure und Beteiligten seien in engem Austausch und würden über Maßnahmen nachdenken.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, sicherte in einer Videobotschaft derweil zu, die Bevölkerung weiterhin mit Lebensmitteln zu versorgen. "Grundnahrungsmittel wie Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse wird es weiterhin in ausreichender Menge geben", so Rukwied.

Die Politik müsse jedoch handeln, sagte Hecht. Die Landwirte müssten sichergehen können, dass Erntehelfer aus dem Ausland die Grenzen für die Arbeit passieren könnten. Sonst könne es zu Engpässen auf den Feldern kommen. Laut Agrarministerium in Magdeburg sind derzeit berufsbedingt Reisen unabhängig von der Staatsangehörigkeit zugelassen - das betreffe auch Saisonarbeiter, teilte das Ministerium online mit. Außerdem sei die Agrarförderung 2020 um einen Monat verlängert worden. Landwirte könnten die Anträge zur Unterstützung ihrer Betriebe bis zum 15. Juni stellen, so das Ministerium.

Bei den Obstbauern sei die Lage derzeit "noch erträglich", sagte Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverbands "Sächsisches Obst", der auch Erzeuger in Sachsen-Anhalt betreut. Die Situation werde sich jedoch zuspitzen. Anfang Mai beginne die Erdbeerernte. "Das ist alles Handarbeit", erklärte Jentzsch. Jeder Saisonarbeiter werde gebraucht.

Die Politik sei deshalb gefordert, betonte Jentzsch. Neben Transitvereinbarungen, damit ausländische Saisonhelfer einreisen könnten, brauche es auch Rechtssicherheit für andere potenzielle Arbeitskräfte - etwa Menschen mit Arbeitslosengeld. "Wer sich Geld bei der Ernte dazuverdienen will, muss sicher sein, dass er keine Abzüge zu befürchten hat."

Die Obstbauern bräuchten Planungssicherheit. "Teilweise kommt es auf die Stunde an", sagte Jentzsch mit Blick auf bestmögliche Ernteerfolge. Die Verbände arbeiteten bereits selbst an Lösungen. So könnten etwa vorübergehend Arbeitskräfte aus anderen Branchen, die wegen der Krise derzeit ohne Job dastünden, angeworben werden, so Hecht. Auch Studierende, deren Semesterstart verschoben wurde, könnten sich als Saisonarbeiter melden. "Wer freiwillig kommen will, ist herzlich willkommen", betonte auch Jentzsch.

Videobotschaft deutscher Bauernverband

Mitteilung des Agrarministeriums