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So schlimm wie noch nie: Waldschäden in Mitteldeutschland

Trockenheit, Käfer und Stürme haben in den Wäldern in der Mitte Deutschlands große Schäden angerichtet. Wie ist die Situation und wie agieren die drei Länder, um das Waldsterben einzudämmen?

05.01.2020, 11:18

Erfurt/Dresden/Magdeburg (dpa) - Die Schadensbilanz für die mitteldeutschen Wälder fällt für 2019 dramatisch aus: Trockenheit, Borkenkäfer und Stürme haben den Forsten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zugesetzt, Millionen Bäume sind abgestorben. Die drei Länder versuchen mit eigenen Mitteln das Waldsterben einzudämmen, erwarten aber auch eine angemessene Unterstützung des Bundes.

"Wir machen uns weiter dafür stark, dass die Mittel nach Betroffenheit der Länder verteilt werden", teilte Thüringens geschäftsführender Agrarminister, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), mit. Sachsen-Anhalts Agrarministerin, Claudia Dalbert (Grüne), hofft ebenfalls auf mehr Geld aus Berlin als bisher zugesagt. Mitte 2020 solle nochmals über einen Ausgleich verhandelt werden.

Wie ist die Situation in den drei Ländern?

Etwa zehn Prozent der bundesweiten Waldschäden in den vergangenen zwei Jahren entfallen laut Magdeburger Umweltministerium auf Sachsen-Anhalt. Besonders schlimm sei die Situation im Harz. Der Waldzustand sei nach dem aktuellen Bericht so schlecht wie noch nie seit Beginn der Erhebung Anfang der 1990er Jahre. Das gilt auch für Thüringen: Nur noch 15 Prozent der Bäume in Thüringen werden danach als gesund eingestuft. In Sachsen ist laut Waldzustandsbericht noch jeder vierte Baum ohne Schäden.

Wie hoch sind die Schäden in den Wäldern der drei Länder?

In Sachsen ist die Rede von den größten Borkenkäferschäden seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Menge an Schadholz belaufe sich mittlerweile auf rund 2,6 Millionen Kubikmeter. Mehr als eine Million Kubikmeter entfielen auf Privat- und Körperschaftswald. In Sachsen-Anhalt bezifferte Agrarministerin Dalbert die Kahlflächen auf mehr als 8200 Hektar. Allein im landeseigenen Wald müssen nach Einschätzung des Landesforstes in den nächsten Jahren 25 Millionen Bäume aufgeforstet werden. In Thüringen summieren sich die Schäden durch Trockenheit, Käfer und Stürme laut Forstministerium bisher auf insgesamt 5,7 Millionen Festmeter. Neben einigen Millionen Fichten sind auch rund 600 000 Buchen abgestorben.

Wie agieren die Länder?

Priorität überall hat, abgestorbene Bäume aus den Wäldern zu schaffen, damit der Schädlingsbefall eingedämmt werden kann. Auch Wiederaufforstung wird organisiert - statt Monokulturen sollen Mischwälder herangezogen werden, die dem Klimawandel besser trotzen können. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sagte nach der Vorlage des Waldzustandsberichts: "Wir brauchen in den kommenden zehn Jahren rund 500 Millionen Euro und 200 Millionen Bäume, damit wir den Wald retten können."

In Sachsen werden jährlich im Schnitt etwa 1300 Hektar Wald in Mischwald umgewandelt - 2019 wurden wegen der Trockenheit allerdings nur 1100 Hektar geschafft. Sachsen-Anhalt will die Wälder auch gegen Sturmschäden wappnen. Diese seien besonders groß, wenn Böen am Waldrand direkt auf hohe Baumreihen stießen. Der Landesforst setzt in einem Versuch darauf, Pufferzonen aus Kräutern, Sträuchern und niedrigen Bäumen zu gestalten. 100 Kilometer sollen bis Ende 2021 so entstehen, ein Drittel sei geschafft.

Ist das Waldsterben vorbei - wie sind die Prognosen?

Vieles hängt davon ab, ob die Trockenheit anhält. Experten gehen jedoch davon aus, dass das Waldsterben auch 2020 weitergeht. "Erfahrungen aus früheren Dürreperioden legen nahe, dass sich die Störungen in den kommenden Jahren fortsetzen", sagte kürzlich der Professor der Nordwestdeutschen Versuchsanstalt in Göttingen, Johannes Eichhorn. Auch der Borkenkäfer werde weiterwüten.

Waldzustand Sachsen-Anhalt

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