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Schlossteiche Flächenberegnung contra Notfallbrunnen

Damit nicht noch einmal Fische im Schlossteich verenden, wollen die Parchener einen neuen Brunnen setzen. Behörde versagte die Genehmigung.

Von Susanne Christmann 24.02.2021, 00:01

Genthin l Das sei der Hammer, so Parchens Ortsbürgermeister (und seit neuestem Mitglied im Genthiner Stadtrat) Hubert Schwandt. Ein Betrieb bei Lübars möchte jährlich fast eine halbe Million Kubikmeter Grundwasser fördern, will damit Mais-, Triticale- und Ackergrasflächen beregnen und bekommt dafür von der Unteren Wasserbehörde beim Landkreis die Genehmigung. Von diesem Vorhaben, so der Landkreis, sind „keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten“ und daher sei nicht mal eine Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichtend. Aber den Parchenern verwehrt die gleiche Behörde das Setzen eines einzigen neuen Brunnens, der nur in Notfällen Wasser für die Parchener Schlossteiche, genauer für die darin lebenden Fische, spenden soll. Schwandt und Andrè Siebert vom Angelverein des Ortes verstehen die Welt nicht mehr.

Das solle ihnen mal jemand glaubhaft erklären, warum die Entnahme einer halben Million Kubikmeter Wasser - und zwar jedes Jahr aufs Neue - dem Grundwasserspiegel nicht schaden würde, in Parchen aber von den paar Kubikmetern an wenigen Tagen im Sommer (2020 waren es insgesamt fünf) die nahe gelegenen Bäume absterben sollen. Da gegenüber den Parchenern auch befunden wurde, dass weder an den Wehren noch an den Biberbauten entlang des Tucheim-Parchener Baches (landläufig Beeke genannt) etwas für einen besseren Frischwasserzufluss für die Parchener Schlossteiche gemacht werden könne, drohe mit dem nächsten heißen Sommer erneut ein Fischsterben. Denn einfach wieder mit einer von der Agrargenossenschaft zur Verfügung gestellten Pumpe den nahen Feuerlöschbrunnen für diese Zwecke anzapfen - das werde nicht mehr gehen. Die Pumpe wird mit Diesel betrieben - nicht gut für die Umwelt. Sie arbeitet sehr laut - nervtötend für die Anwohner. Schließlich: ein Feuerlöschbrunnen kann und darf nicht immer wieder zweckentfremdet benutzt werden.

Das wollen Schwandt und Siebert den Verantwortlichen vom Landkreis noch einmal vor Ort klar machen. Und laden diese deshalb zum schnellstmöglichen Termin nach Parchen dazu ein. Das Tierwohl liege nämlich nicht nur den Parchenern am Herzen. Auch für die Untere Wasserbehörde ist dies, so die beiden, keine Sache des guten Willens, sondern gesetzliche Pflicht. Deshalb dürfe keiner es auf ein neuerliches Fischsterben wie im vergangenen Sommer (Volksstimme berichtete) ankommen lassen.

Denn die einzige - theoretische - Alternative, alle Fische aus den Teichen zu holen und woanders einzusetzen, sei nicht wirklich denkbar. Zum einen sei das nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Zum anderen, so merkt Andrè Siebert an: „Fußball-Kinder brauchen für ihren Sport einen Ball und ein Fußballfeld. Wir für den Angelsport den Teich“. Wenn es keinen Brunnen-Neubau geben dürfe, bliebe nur noch, die Fische zu verbannen. Was dann in etwa so sei, als würde man den Fußball-Kindern ihren Ball und ihren Platz wegnehmen würde.

Die Angelfreunde in Parchen kümmern sich zudem auch um das Areal um den einen Teich herum. Haben es mit Bänken zu einem Aufenthaltsort, an dem man sich treffen und auch grillen kann, gestaltet. Sie sorgen natürlich auch dafür, dass die Anlagen in Ordnung bleiben. „Dieses ehrenamtliche Engagement“, so Hubert Schwandt, „muss doch auch anerkannt werden“.

Das Setzen des neuen Brunnens koste die Kommune, also die Stadt Genthin, im Übrigen nicht einen Cent. Darum wollen sich die Parchener mit Spenden der Bürger und Sponsoring von Firmen komplett selbst kümmern.