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Olympia 2021 "Hol die Kameltreiber!" - Rassismus-Eklat um deutschen Radsportdirektor Patrick Moster

Beim Einzelzeitfahren der Männer kam es zu einer rassistischen Äußerung durch den deutschen Leistungssportdirektor des Bunds Deutscher Radfahrer.

Von Samantha Günther Aktualisiert: 29.07.2021, 08:15
Sportdirektor Patrick Moster wollte Nikias Arndt beim Olympischen Zeitfahren motivieren. 
Sportdirektor Patrick Moster wollte Nikias Arndt beim Olympischen Zeitfahren motivieren.  Archivfoto: picture alliance/dpa | Maurizio Gambarini

Oyama - Beim olympischen Zeitfahren der Männer ist es zu einem Rassismus-Eklat am Mittwochvormittag gekommen. Der Leistungssportdirektor des Bunds Deutscher Radfahrer Patrick Moster motivierte seinen Fahrer Nikias Arndt mit rassistischen Äußerungen, die im Fernsehen zu hören waren.

"Hol die Kameltreiber! Hol die Kameltreiber! Komm!", schrie Patrick Moster seinen Schützling hinterher und wollte ihn damit antreiben. Vor Arndt fuhren zu diesem Zeitpunkt Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea.

ARD-Kommentator Naß reagiert umgehend 

ARD-Kommentator Florian Naß reagierte umgehend. "Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich das so richtig verstanden habe, was er da gerufen hat, dann war das total daneben. Da fehlen mir die Worte“, kommentierte Naß die Szene.

"Was er da gerufen hat, dann war das total daneben."

Florian Naß

Der Kommentator mach deutlich, das so etwas überhaupt nichts im Sport verloren hat. "Das ist absolut unterirdisch. Pardon, da fällt mir nichts ein. Und dessen muss man sich bewusst sein, wenn man an einem internationalen Rennen teilnimmt, bei dem Kameras und Mikrofone aufgestellt sind. Das ist unwürdig", so Naß.

Moster entschuldigte sich nach dem Rennen

Moster hat sich inzwischen entschuldigt. "Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten, sagte Moster der Deutschen Presse-Agentur.

"Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen."

Patrick Moster

Der 54-Jährige wollte niemanden diskreditieren. "Wir haben selbst viele Bekannte mit nordafrikanischen Wurzeln, wie gesagt, es tut mir leid", betonte der Leistungssportdirektor.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) reagierte umgehend und kündigte Konsequenzen an. "Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf entschuldigt hat. Wir werden noch heute das persönliche Gespräch mit ihm suchen und die Situation aufarbeiten", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

UPDATE: Rad-Sportdirektor Patrick Moster muss nach seiner rassistischen Entgleisung bei den Olympischen Spielen in Tokio vorzeitig die Heimreise antreten. Das entschied der Deutsche Olympische Sportbund am Donnerstag.

Azzedine Lagab kontert Moster-Rufe

Der algerische Radprofi Azzedine Lagab hat die rassistischen Anfeuerungsrufe während des olympischen Zeitfahrens durch BDR-Sportdirektor Patrick Moster gekontert.

"Es gibt bei den Olympischen Spielen kein Kamelrennen. Deshalb habe ich mich für den Radsport entschieden. Zumindest war ich in Tokio dabei", schrieb der 34-jährige Lagab bei "Twitter".