2. Bundesliga FCM erkennt das Risiko
Beim 1. FC Magdeburg klappt vieles richtig gut. Doch Blau-Weiß fängt sich wie auf Schalke zu viele Gegentore. Hier gilt es, unbedingt anzusetzen.

Magdeburg - Auf die Offensive des 1. FC Magdeburg, der mit 16 Treffern nach sechs Partien den besten Angriff der 2. Bundesliga stellt, ist Verlass. Die Kehrseite der Medaille sollte den Elbestädtern, die starker Tabellenfünfter sind und bis dato lediglich ein Pflichtspiel verloren, allerdings stark zu denken und einige Hausaufgaben mit auf den Weg geben: Denn zwölf Gegentore, davon alarmierende acht in den zwei jüngsten Duellen gegen Hertha BSC (6:4) und den FC Schalke 04 (3:4), sind eindeutig zu viel.
Doch zunächst das Positive: Torwart Dominik Reimann agiert als elfter Feldspieler und leitet aktiv und häufig weit aufgerückt die Angriffe mit flachen Pässen mit ein. Lange, hohe Bälle? Eher unerwünscht. FCM-Trainer Christian Titz bevorzugt es, dass seine Akteure im Ballbesitz bleiben und sich den Gegner – selbst wenn er eng am Mann ist – zurechtlegen.
Und das funktioniert oft klasse – auch in den ersten 35 Minuten auf Schalke. Reimann baute mit auf, fand nicht nur die beiden Innenverteidiger Daniel Heber und Jamie Lawrence, sondern auch die immer wieder einrückende „schwimmende Sechs“ Jean Hugonet sowie die Mittelfeldspieler Silas Gnaka und Amara Condé, die anspielbar waren und den Sechserraum besetzten. „Bis zu dem Fehler haben wir es gut gelöst“, analysierte Titz.
Ein drittes Tor des FCM wäre wohl die Vorentscheidung gewesen. Doch diese gelang nicht. Und es folgte der individuelle Fehler zum Schalker 1:2-Anschlusstreffer durch Sebastian Polter, bei dem Reimann und Lawrence die Hauptrolle spielten. Letzterer geriet nach einem riskanten Reimann-Pass in den freien Raum unter Druck und verlor die Kugel. Titz formulierte es am Sonnabend kritisch und meinte damit auch den Ballverlust von Jean Hugonet vor dem 2:2: „Wir haben Geschenke verteilt.“ Und falsche Entscheidungen getroffen.
Nicht nur Fehler im Spielaufbau
Wie laut des Trainers auch Condé. Der Kapitän stand gegen Schalke häufig richtig, hätte nach Meinung von Titz vor dem 1:2 jedoch nicht eingreifen dürfen. Sah er dies auch so? „Absolut nicht“, meinte der Kapitän im „MDR“ und ergänzte zu seinem Laufweg nach hinten: „Ich bin gekommen, um zu helfen, hatte einen langen Weg und war mir eigentlich sicher, dass meine Mitspieler das sehen.“
Stichwort Übersicht: Den fehlenden Überblick von Reimann, der wiederum häufig stark pariert und grundsätzlich technisch versiert ist, bemängelte Titz bereits nach der Auswärtspartie beim FC St. Pauli (0:0). Fehlt etwa dem Keeper im klar durchgetakteten Magdeburger Spielaufbau die Übersicht? Manchmal – besonders dann, wenn der Gegner Räume zustellt und eng am Mann ist. Könnte es denn sein spielstarker Torhüter-Kollege Julian Pollersbeck, der das Spielsystem aus seiner Zeit beim Hamburger SV unter Coach Titz kennt, besser lösen? Vielleicht.
Vielleicht sollte der FCM aber auch das Risiko minimal dosieren. Denn wer dauerhaft mutige Pässe spielen möchte, sollte es auch in jeder Situation meistern. Daran arbeitet der Club, der sich in seiner zweiten Zweitliga-Serie am Stück wohlgemerkt noch im Entwicklungsprozess befindet, noch.
Daniel Heber ein Spiel gesperrt
Wie er auch noch unbedingt daran arbeiten muss, Gegentore zu verhindern. Diese fallen derzeit zu häufig nach eklatanten Fehlern im Spielaufbau. Oder auch durch schlechtes Defensivverhalten, das bislang besonders Lawrence auf die Füße fällt. Der 20-Jährige, der sich in der vorigen Rückrunde noch steigerte, sah bei einigen Gegentoren in dieser Saison schlecht aus. Dies verbessert den Stand des 2,01-Meter-Mannes in der Innenverteidigung gegen starke Konkurrenten – wie Heber - nicht unbedingt.
Jener Heber erlebte in der Veltins-Arena einen Abend zum Vergessen. Der Ex-Essener spielte dreimal Foul. Für eines sah er Gelb – was zum Freistoß-Gegentor (3:3) führte. Und daraufhin Rot, was den Strafstoß zum 3:4 bedeutete. Damit fehlt er gegen den SC Paderborn im kommenden Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky).
Im Duell mit den Ostwestfalen gibt es seitens des FCM also Steigerungsbedarf in der Defensive. Auch die Gäste verfolgen den Ansatz, zu pressen. Also gilt unter anderem, was auch schon Titz meinte: Situativ einfach mal den Ball wegschlagen.