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Fußball Trotz langer Leidenszeit: Aufgeben ist für Ex-FCM-Spieler Bytyqi keine Option

Der ehemalige FCM-Jugendspieler Bytyqi hält trotz mehrerer schwerer Verletzungen am Traum Profifußball fest.

Von Yannik Sammert 08.06.2024, 09:27
Als Teenager durfte Bytyqi bei den FCM-Herren mittrainieren. Christian Schroedter
Als Teenager durfte Bytyqi bei den FCM-Herren mittrainieren. Christian Schroedter FOTO: Schroedter

Magdeburg - Verletzungen haben die Laufbahn von Enis Bytyqi entscheidend beeinflusst. Auch aktuell muss der 27-Jährige aussetzen. Doch Aufgeben ist für den ehemaligen Nachwuchsspieler des 1. FC Magdeburg keine Option. „Ich kann meine Verletzungen nicht beeinflussen, aber den Weg zurück auf den Rasen“, betont der Angreifer, der im Nachwuchs erst bis 2009 für den Burger BC spielte und 2014 dann vom FCM zur A-Jugend des SV Werder Bremen wechselte.

In den vergangenen Jahren erlitt er heftige Rückschläge, nach denen viele andere ihre Fußballschuhe an den Nagel gehängt hätten. 2020/2021 riss ein Syndesmoseband, eine Serie später ein Kreuzband. Im Sommer 2023 dann der nächste Nackenschlag: Wieder zog sich der Offensivakteur einen Kreuzbandriss zu – und das im Probetraining beim FSV Zwickau. Eine Operation folgte. „Weil es der zweite Kreuzbandriss war, lasse ich mir für die Genesung noch mehr Zeit als auch schon beim ersten Mal“, schildert Bytyqi.

Ich werde mich nicht brechen lassen.

Enis Bytyqi

Dass er den Kampfgeist aufbringt, erneut fürs Comeback zu schuften, verwundert viele aus seinem Bekanntenkreis. „Ich kann das sehr gut verstehen, aber ich werde mich nicht brechen lassen“, sagt der 1,79-Meter-Mann. Seit 2022 ist er vereinslos. Zuletzt stand der gebürtige Kosovare bei Regionalligist TSV Steinbach unter Vertrag. Trotz der tristen Lage verfolgt der Rechtsfuß seinen Traum: „Ich möchte eine dieser schönen Fußball-Geschichten schreiben. Ich bin in einem Tunnelblick drin, weil ich es unbedingt schaffen will.“

Kontinuierlich ackert er für sein großes Ziel. Doch Bytyqi weiß: „Es geht nur Schritt für Schritt. Man muss extrem viel Leistung bringen für einen Ertrag.“ Anfang des Jahres arbeitete er individuell an Kraft und Stabilität. Inzwischen bringen ihn die Mitarbeiter der Sportklinik Halle ins Schwitzen. Er absolviert dort eine Reha. Zudem arbeitet er mit Kickboxen an Spritzigkeit und Fitness. Die Fortschritte freuen Bytyqi, der als Kind mit seiner Familie aufgrund des Kosovo-Krieges aus seinem Geburtsland floh.

Dieses lange Warten ist mental herausfordernd.

Enis Bytyqi

Gleichwohl verdeutlicht er: „Dieses lange Warten ist mental herausfordernd.“ Und ehrlich ergänzt der Akteur: „Es gibt Phasen, in denen ich mich frage, warum ich mir das antue. Diese Phasen sind nicht oft da. Aber wenn sie da sind, kicken die sehr.“ In diesen Momenten stärkt ihn die Unterstützung von Familie und Freunden. Er wohnt wieder in Magdeburg und schwärmt davon, zurück in der Heimat zu sein.

Und ist Bytyqi frustriert, führt er sich vor Augen, warum er sich quält. „Wenn ich hadere, schaue ich Fußball und denke, dass es das noch nicht gewesen sein kann“, so der ehemalige kosovarische U-21-Nationalspieler, der auch für das deutsche U-18-Team auflief. Und bildsprachlich ergänzt er: „Ich nehme die Partie an und werde 90 Minuten plus Nachspielzeit alles probieren. Ich möchte mich am Ende nicht fragen, was gewesen wäre, wenn ich es weiter versucht hätte.“

In den schwierigen Jahren seiner Karriere hat er indes gemerkt, wer wirklich an seiner Seite ist. „Vieles ist Schein. Hast du Erfolg, sind viel mehr Leute um dich herum“, äußert Bytyqi dazu. Mit einem Lächeln hebt er etwas anderes hervor: „Da ich diese ganzen Rückschläge erlebt habe, kann ich Personen jetzt viel mitgeben und so helfen.“

Zeitplan im Blick

Und dies beschränkt sich beileibe nicht auf Fußball: „Ich will gar nicht wissen, mit wie vielen Personen ich schon zusammensaß und wie oft ich Seelenklempner war.“ Auf „TikTok“ hat er Beiträge über seine Situation hochgeladen. Zahlreiche Nachwuchskicker aus der Bundesrepublik schrieben ihn danach über die Plattform an. Das berührte ihn: „Es ist traurig, in dem Alter schon einen solchen Druck zu verspüren, was zu leisten.“

Es lässt sich feststellen: Bytyqi möchte seinen Traum nicht nur für sich wahr werden lassen. Er will es auch den besagten Nachwuchsfußballern „zeigen, dass man es trotz solcher Rückschläge schaffen kann“. Konkret hofft der in Prizren geborene Akteur, bei einem Verein in vier oder fünf Monaten im Mannschaftstraining dabei zu sein. In zwei Monaten will er die obligatorische Belastungsprüfung absolvieren, den „Return-to-Sport“-Test.

Ich will wenigstens sagen können, alles versucht zu haben

Enis Bytyqi

Hoffnung macht ihm, mittlerweile mit dem Ball am Fuß arbeiten zu können. Für den weiteren Genesungsprozess würde er gern mit einem persönlichen Athletiktrainer malochen. Doch gefunden hat Bytyqi noch keinen. Dabei wäre das nützlich, denn: „Verletzungen bei Sportlern sind so unfassbar komplex. Da muss ein Zahnrad ins nächste greifen.“ Umso mehr freut er sich über den Ablauf seiner Reha. Der Fußballer hält große Stücke auf die dortigen Mitarbeiter.

Und diese würden sich gewiss riesig mit ihm übers Comeback freuen. Für den leiderprobten Sportler selbst wäre es das größtmögliche Glücksgefühl, wieder aufzulaufen. Ganz zu schweigen davon, wenn ihm noch einige schöne Jahre als Aktiver bevorstehen sollten. „Aber selbst, wenn ich mich nochmal verletze, will ich wenigstens sagen können, alles versucht zu haben“, betont Bytyqi. Und genau aus diesem Grund ist Aufgeben für ihn eben keine Option.