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Frauenfußball-Hallenpokal DFB-Vize-Präsidentin Hannelore Ratzeburg lobt das Konzept und den Standort Magdeburg "Alle zwölf Teams an einem Tag - wo gibt es das sonst?"

15.01.2013, 01:32

Am kommenden Sonnabend (Beginn 10 Uhr) findet in der Magdeburger GETEC-Arena bereits zum vierten Mal der DFB-Hallenpokal der Frauen statt. Volksstimme-Redakteur Uwe Tiedemann sprach darüber mit der für Frauen- und Mädchenfußball zuständigen DFB-Vize-Präsidentin Hannelore Ratzeburg (61/Hamburg).

Volksstimme: Frau Ratzeburg, mehr als 3600 Karten wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt. Das Turnier entwickelt sich also erneut zu einem Zuschauermagnet. Worauf führen Sie das zurück?

Hannelore Ratzeburg: Weil das Konzept stimmt. An einem einzigen Tag alle zwölf Bundesligisten beisammen - wo gibt es das sonst? Hinzu kommt die Nähe, beispielsweise zu den Nationalspielerinnen. Das ist ein tolles Erlebnis für die Fans. Ferner können sich Sponsoren entsprechend präsentieren. Und - ganz wichtig - die Halle in Magdeburg mit den freien, begehbaren Flächen oberhalb der Tribünen ist optimal. Wobei wir stets daran feilen, ob nicht doch noch etwas zu verbessern ist.

Volksstimme: Können Sie da ein Beispiel nennen?

Ratzeburg: Da handelt es sich nur um Feinheiten. Mal geht es um eine bessere Ausleuchtung für Sponsorenränge, oder Standorte müssen verlegt werden, weil es zum Verweilen dort zu eng ist.

Volksstimme: Der sportliche Part ist also nicht betroffen.

Ratzeburg: Nein.

Volksstimme: Es gab immer mal wieder Diskussionen darüber, eine Mannschaft aus der Region teilnehmen zu lassen, um den Lokalkolorit zu erhöhen.

Ratzeburg: So etwas wird bei Privatturnieren gerne praktiziert, war beim DFB-Hallenpokal aber nie ein ernsthaftes Thema. Auch Vereine aus der 2. Liga spielen keine Rolle. Es bleibt bei den zwölf Bundesligisten.

Volksstimme: Sind Sie am Sonnabend ebenfalls anwesend?

Ratzeburg: Selbstverständlich.

Volksstimme: Wie hat sich denn der Frauenfußball seit der WM hierzulande entwickelt?

Ratzeburg: Positiv. Die WM war ein ganz entscheidender Wettbewerb, der in 153 Länder weltweit übertragen wurde. Es sind viele Menschen neugierig geworden. Das zeigt sich auch daran, dass in manchen Vereinen die Zuschauerzahlen erkennbar gestiegen sind.

Volksstimme: Elfie Wuttke, Vize-Präsidentin im Landesverband Sachsen-Anhalt, beklagte kürzlich den fehlenden Ehrgeiz junger Spielerinnen auf Leistungsebene. Die Bereitschaft, sich zu quälen, sei nicht mehr da. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ratzeburg: Da ist etwas Wahres dran. Allerdings ist die Perspektive bei Jungs eine ganz andere. Ich sage aber auch: Ich war bei der U-17-EM in Aserbaidschan und bei der U-20-WM in Japan selber dabei und total begeistert, wie sich die jungen Spielerinnen einbrachten. Diejenigen, die Talent haben und wirklich wollen, fangen wir schon ein.

Volksstimme: Highlight im Jahr 2013 ist die EM in Schweden. Welche Chancen hat unsere Mannschaft?

Ratzeburg: Viele europäische Nationen haben bei der Talentförderung nachgelegt. Die Leistungsdichte ist größer geworden. Ein Abo auf den Titel gibt es jedenfalls nicht.

Volksstimme: Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger war ja ein bekennender Frauenfußball-Anhänger. Wie sieht\'s bei seinem Nachfolger Wolfgang Niersbach aus?

Ratzeburg: Er stellt sich vielleicht nicht so in den Vordergrund, sondern überlässt das eher mir. Aber er wird in diesem Bereich nichts zurückdrehen, sondern steht für Kontinuität und ist ein Fürsprecher des Frauenfußballs.