DFB-Vize-Präsident Hans-Georg Moldenhauer zur Regionalliga-Reform "Am liebsten wäre mir ein Konsens"
Hohe Wellen schlägt derzeit die vieldiskutierte Regionalliga-Reform. Volksstimme-Mitarbeiter Hans-Joachim Malli sprach mit dem Magdeburger Hans-Georg Moldenhauer (68), DFB-Vize und Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), über die verschiedenen Modelle und die mögliche neue Spielklassenstruktur im Fußball.
Volksstimme: Warum steht die derzeit dreigeteilte Regionalliga schon wieder so in der Diskussion?
Hans-Georg Moldenhauer: Mit Einführung der 3. Liga und der dreigeteilten Regionalliga in der Saison 2008/09 machten die Profivereine zahlreiche Zugeständnisse zugunsten der Amateure. Denen sind jetzt jedoch die vielen zweiten Mannschaften der Profis ein Dorn im Auge.
Volksstimme: Welche Zugeständnisse meinen Sie denn?
Moldenhauer: Das betrifft natürlich vorrangig finanzielle Dinge, einschließlich der Fernsehgelder und Zuwendungen, wie Ausbildungsentschädigungen und Solidaritätsabgaben. Das ganze war ein Entgegenkommen der Lizenz- spielervereine.
Volksstimme: Und die wollten als Gegenleistung ihre U-23-Teams in der 3. Liga und der Regionalliga spielen se-hen?
Moldenhauer: Natürlich, denn die steckten in den letzten Jahren viel Geld in den Aufbau ihrer Nachwuchsleistungszentren und wollen so ihren Talenten Spielpraxis geben. So kam es zu den gültigen Regelungen.
Volksstimme: Die stehen jetzt aber heftig in der Diskussion durch die Amateure?
Moldenhauer: Das Hauptproblem ist die vermeintliche Wettbewerbsverzerrung durch die zweiten Mannschaften der Profivereine, die von Spieltag zu Spieltag mit oft sehr verändertem Kader antreten.
Volksstimme: Auf dem DFB-Bundestag am 22. Oktober in Essen stehen drei Modelle zur Abstimmung. Welches favorisieren Sie?
Moldenhauer: Ganz klar das Modell 2+1, das heißt, zwei Regionalliga-Staffeln ohne zweite Mannschaften und eine hoch angebundene deutsche Nachwuchsmeisterschaft als eigene dritte Staffel für die U-23-Teams.
Volksstimme: Was haben Sie gegen die anderen beiden Modelle?
Moldenhauer: Der Vorschlag des Bayerischen Fußballverbandes, der zunächst dem von allen Landesverbänden bevorzugten Modell 2+1 zustimmte, die bisherige Regionalliga durch acht Staffeln zu ersetzen, scheint mir wenig praktikabel. Der von den Profiklubs verkündete Status quo vertieft die Spannungen, befördert die angesprochene Wettbewerbsverzerrung weiter.
Volksstimme: Also kommt es zur Kampfabstimmung auf dem DFB-Bundestag?
Moldenhauer: Das hoffe und wünsche ich mir nicht, denke vielmehr, dass ein Kompromiss möglich ist. Soll heißen: Das Prinzip bleibt erhalten, aber die Regularien werden verändert.
Volksstimme: Wie soll das aussehen?
Moldenhauer: Die Profi-klubs wollen weiter, dass ihre Nachwuchsspieler unter Wettkampfbedingungen in der Regionalliga spielen, sind aber zu Zugeständnissen bereit. So könnte die Altersgrenze auf 21 Jahre gesenkt und künftig ein Stammkader benannt werden. Das würde dazu führen, dass im Saisonverlauf nicht mehr bis zu 40 Spieler in einer zweiten Mannschaft zum Einsatz kommen.
Volksstimme: Wie geht es jetzt konkret weiter?
Moldenhauer: Ich denke schon, dass versucht werden kann, auf der außerordentlichen DFB-Präsidiumssitzung am 27. September eine Harmonisierung herbeizuführen. Drei verschiedene Anträge zu einem Thema sind bei einem Bundestag nicht gern gesehen. Außerdem gäbe es da nur Verlierer. Am liebsten wäre mir ein Konsens.