Interview der Woche: Handballerin Victoria Göpel über ihre Rückkehr zum HC Salzland 06 "Angekommen? Ich war nie weg"
Linkshänderinnen im Frauen-Handball sind selten. Victoria Göpel vom HC Salzland 06 ist eine von ihnen. Die 26-Jährige kehrte vor Saisonbeginn vom damaligen Zweitligisten HC 2000 Magdeburg zu den "Wildgänsen" in die Mitteldeutsche Oberliga zurück. Bereits 2009/2010 trug sie das Trikot des HCS 06, nachdem sie in einem der beiden Vorgängervereine, Lok Aschersleben, mit dem Handballspielen begann. Im Gespräch mit Volksstimme-Mitarbeiter Björn Richter sprach die Rechtsaußen-Spielerin über die Rückkehr an alte Wirkungsstätte, den bisherigen Saisonverlauf und darüber, wohin es mit den Salzländerinnen noch gehen könnte.
Volksstimme: Frau Göpel, wer sich die Partien des HC Salzland 06 anschaut, stellt fest, dass sich kaum eine andere Spielerin nach einem Fehlwurf so schön ärgert wie Sie. Würden Sie sich als emotionalen Menschen bezeichnen?
Victoria Göpel: Stimmt, das kann man so stehen lassen. Allerdings würde ich auch sagen, dass sich das bei mit nicht nur auf den Handball beschränkt.
Volksstimme: Nach einem einjährigen Gastspiel beim HSC 2000 Magdeburg sind Sie wieder zum HCS 06 zurückgekehrt. Fühlen Sie sich schon angekommen?
Göpel: Angekommen? Ich war ja nie so wirklich weg, entfremdet habe ich mich jedenfalls nicht. Somit musste ich mich auch nicht wieder hereinfinden, ich kannte ja die Mädels. Menschlich passt es ohnehin bei uns, ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft.
Volksstimme: Was war ausschlaggebend für Ihren Wechsel zurück zu den "Wildgänsen"?
Göpel: Einerseits war da sicherlich der Abstieg mit dem HSC aus der 2. Bundesliga. Ob ich nun in der 3. Liga oder in der Mitteldeutschen Oberliga spiele, macht für mich keinen großen Unterschied. Aber es war auch ein ziemlicher Aufwand, von meinem Wohnort Aschersleben oder von der Arbeit in Hecklingen zum Training und zu den Spielen nach Magdeburg zu pendeln.
Volksstimme: Dem HC Salzland 06 gelang am vergangenen Sonnabend im Derby gegen Calbe der erste Saisonsieg. Warum hat es diese Anlaufzeit von zwei Spielen gebraucht?
Göpel: Darüber haben wir uns natürlich auch innerhalb der Mannschaft unsere Gedanken gemacht, so richtig weiß es aber auch keiner. Die Vorbereitung lief super. Wir haben beim Salzland-Cup tolle Spiele abgeliefert, darunter auch der Sieg gegen Ligakonkurrent Haldensleben, vor dem wir großen Respekt hatten. Natürlich geht man dann auch mit einiger Nervosität an das erste Punktspiel heran, aber wir waren schon sehr enttäuscht, wie das dann gelaufen ist.
Volksstimme: Haben Sie den Eindruck, dass der Knoten nach dem ersten Sieg geplatzt ist?
Göpel: Das hoffen zumindest alle. Klar ist jedenfalls, dass in dieser Liga für uns etwas drin ist, solange wir das abrufen, was wir können. Mal schauen, jetzt kommt mit dem HC Rödertal einer der Meisterschafts-Favoriten, das wird ein hartes Ding für uns.
Volksstimme: Spielt nicht zuletzt auch das Selbstvertrauen eine Rolle?
Göpel: Natürlich, man geht mit einem Sieg im Rücken ganz anders an das nächste Spiel heran. Damit meine ich jetzt nicht, dass wir leichtsinnig werden können. Aber nach jeder Niederlage setzt man sich auch wieder unter Druck, das müssen wir jetzt nicht.
Volksstimme: Sie haben in Magdeburg und zuvor auch in Markranstädt einiges an Zweitligaerfahrung sammeln können. Profitiert man davon auch in der Mitteldeutschen Oberliga?
Göpel: Natürlich kommt einem das zu Gute. Ich bin ja auch nicht die einzige im Team, die Zweitligaerfahrung besitzt. Das macht sich beispielsweise im Spielfluss klar bemerkbarer, was nicht zuletzt auch an den Verstärkungen liegt. Ich denke auch, dass dies positiv für unsere gesamte Mannschaft ist. Wenn ich da an unsere Kreisläuferin Mareike Fiedler denke. Sie ist sehr froh, sich auch mal den ein oder anderen Tipp von Kristin Schüler (spielte zuletzt ebenfalls beim HSC 2000, Anm. d. Red.) holen zu können.
Volksstimme: Als mittel- fristiges Ziel des HCS 06 kann sicher der Aufstieg in die 3. Liga bezeichnet werden. Wie wahrscheinlich beurteilen Sie die Chance, dort irgendwann mit der Mannschaft spielen zu können?
Göpel: Da bin ich auf alle Fälle optimistisch. Das Potenzial ist da, um schon einmal einen Schritt weiter zu denken. Natürlich müsste dazu auch die Mannschaft in dieser Konstellation zusammenbleiben. Wenn dann noch die ein oder andere Verstärkung hinzukommt, glaube ich, dass wir auch problemlos in der 3. Liga bestehen können.
Volksstimme: Schaut man auf Ihre Tore in den bisherigen Saisonspielen, zeigt auch Ihre Formkurve nach oben. Gegen Chemnitz sind Sie noch ohne Treffer geblieben, in Magdeburg waren es vier und zuletzt gegen Calbe sieben Tore. Wie viele hat man gegen den HC Rödertal zu erwarten?
Göpel: Es ist nicht so, dass man sich vor einer gewöhnlichen Ligapartie vornimmt, auf so und so viele Treffer zu kommen. Selbstverständlich freut man sich über jeden einzelnen. Schlecht für das Selbstvertrauen sind Tore jedenfalls nicht.