Boxen Auf den Spuren einer Legende
Viele haben es schon versucht, keiner bisher geschafft: Der legendäre
Max Schmeling erkämpfte sich als bislang einziger deutscher Profi-Boxer
die WM-Krone im Schwergewicht. Am Sonnabend könnte Francesco Pianeta aus
dem SES-Stall in Magdeburg in die berühmten Fußstapfen treten.

Magdeburg l In der Magdeburger Getec-Arena kann am Sonnabend Sportgeschichte geschrieben werden, wenn Francesco Pianeta, Nummer zwölf der Rangliste des Weltverbandes WBA, Schwergewichts-Weltmeister Ruslan Chagaev herausfordert. Verlässt Pianeta den Ring als Sieger, ginge erstmals seit 1930 wieder der WM-Titel in der "Königsklasse des Boxens" nach Deutschland. Denn seit dem Frühjahr ist der 30-Jährige, der im süditalienischen Corigliano Calabro geboren wurde und im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie nach Gelsenkirchen kam, im Besitz eines deutschen Passes.
Bislang schaffte es aus Deutschland nur Volksheld Max Schmeling auf den Thron, als er am 12. Juni 1930 in New York den US-Amerikaner Jack Sharkey durch Disqualifikation bezwang. Nach der sehr umstrittenen Niederlage im Rückkampf zwei Jahre später musste der 1995 verstorbene Schmeling den Gürtel wieder abgeben. Seinen berühmtesten Kampf bot der "Schwarze Ulan" am 19. Juni 1936, als er in New York den als unschlagbar geltenden "Braunen Bomber" Joe Louis zu Boden schickte. Allerdings ging es dabei nicht um einen WM-Titel.
Seit den großen Tagen von Schmeling haben sich Generationen von deutschen Boxern um den oder besser inzwischen die WM-Titel der vier großen Weltverbände WBA, WBC, WBO und IBF bemüht.
"Es ist eine Ehre für mich, mit so einem Mann verglichen zu werden."
SES-Boxer Francesco Pianeta
Karl Mildenberger (1966 gegen Muhammed Ali), Axel Schulz (1995 gegen George Foreman und Francois Botha, 1996 gegen Michael Moorer/alle IBF), Luan Krasniqi (2005 gegen Lamon Brewster/WBO), Marco Huck (2012 gegen Alexander Povetkin/WBA) und zuletzt Manuel Charr (2012 gegen Wladimir Klitschko/WBC) kämpften um den Titel - und standen hinterher jeweils mit leeren Händen da.
"Das Boxen im Schwergewicht ist zwar publikumswirksam, hat aber bei uns lange nicht den Stellenwert wie in anderen Ländern", sagt Axel Schulz. Der 46-Jährige aus Frankfurt (Oder) wird den Kampf als Experte für Sat.1 begleiten. Einen Boom erwartet der 46-Jährige bei einem Pianeta-Sieg für das deutsche Schwergewichts-Boxen dennoch nicht. "Es geht zwar um einen Titel, trotzdem wissen alle, dass Wladimir Klitschko als Super-Champion über allem thront", sagt Schulz, der die Chancen auf 50:50 taxiert.
Pianeta versucht die historische Tragweite auszublenden und sich auf seine zweite WM-Chance nach der Niederlage gegen Wladimir Klitschko im Mai 2013 zu konzentrieren. "Dieser Kampf ist etwas ganz Großes für mich", so der SES-Kämpfer. "Es ist eine Ehre für mich, mit so einem Mann wie Max Schmeling verglichen zu werden", sagt der Herausforderer, räumt aber auch ein: "Viele Gedanken verschwende ich nicht daran. Für mich ist es wichtig, diesen Kampf überhaupt zu gewinnen."
Edmund Gerber (Schwerin) trifft am in SES-Kampfnacht auf den Tschechen Lubos Suda. Der Amerikaner Jason Bergmann sagte kurzfristig ab.