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Biermann nach Suizid-Versuch in der Klinik

16.02.2012, 04:23

Von Daniel Hübner

Fußball l MagdeburgEs ist der frühe Donnerstagabend in der vergangenen Woche, als seine Ehefrau telefonisch alle möglichen Kontakte sucht, um ihren Mann zu finden. Sie wähnte ihn zum Beispiel in Berlin, bei einem befreundeten Trainer. Und sie hat ihn letztlich gefunden - rechtzeitig.

Ihr Mann ist Andreas Biermann, und er hatte am 8. Februar selbst einen Hilferuf im sozialen Netzwerk "Facebook" geschrieben: "Hat jemand eine Idee für mich, mir fällt nichts mehr ein?!" In 53 Antworten wurde ihm Trost gespendet, wurde er aufgemuntert, wurde Optimismus transportiert. Aber Biermann konnte seinen Lebensmut so schnell nicht zurückerobern. In der Nacht zum 10. Februar versuchte der ehemalige Fußball-Profi vom FC St. Pauli bereits zum dritten Mal, sich das Leben zu nehmen.

Biermann, 31 Jahre, hat vor einem Jahr seine Biografie veröffentlicht, 18 Monate nach seinem zweiten Suizidversuch auf einem Parkplatz in der Nähe von Hamburg. Das Buch heißt "Rote Karte Depression", es handelt vom Leben mit dieser Krankheit. Er ist auf Lesereise gegangen, er hat der "Neuen Zürcher Zeitung" ein Interview gegeben, "Zeit online" hat Auszüge aus dem Buch veröffentlicht. Er saß bei Markus Lanz im Fernsehtalk. Biermann war der erste Profi, der seine Krankheit öffentlich machte. Sein Beispiel führt vor allem vor Augen, wie schwer es ist, sich von dieser Krankheit zu befreien.

"Man ist beruflich weniger wert"

Andreas Biermann im "Spiegel"

Im "Spiegel" hat Biermann jüngst über seine fußballerische Laufbahn nach St. Pauli (2010 endete der Vertrag) erklärt: "Man hat den Stempel ,Depression\' auf dem Kopf und wird ihn auch nicht mehr los. Man ist beruflich weniger wert." Seit 2011 spielt der Linksfuß für den FC Spandau 06 in der Berliner Landesliga.

Bei den Amateuren von Hertha BSC begann seine Karriere, beim Chemnitzer FC galt er als riesiges Talent - bis sich bei einer Operation am Meniskus Bakterien in die Wunde drängten und Biermann zum Sportinvaliden machten. 2004 kam er zum damaligen Oberligisten MSV Neuruppin, als Co-Trainer von Christian Schreier. Und fand zurück auf den Platz. So ruhig und bescheiden, wie er heute noch wirkt, so grandios agierte er 2005 in der DFB-Pokal-Hauptrunde (0:4 verlor der MSV) gegen Bayern München - und vor allem gegen den damaligen Regisseur Stefan Effenberg.

Am Montagabend, 20.17 Uhr, erklärte er der "Facebook"-Gemeinde: "Um Gerüchten und Falschmeldungen vorzubeugen und meinen bisherigen, offenen Weg weiterzugehen, möchte ich euch mitteilen, dass ich in der Nacht vom 9. zum 10. Februar versucht habe, mir das Leben zu nehmen und mich seitdem wieder in stationärer Therapie befinde... Neben der bekannten Depression gibt es auch andere Gründe, welche ich aus Respekt vor meiner Familie und zum Selbstschutz nicht erläutern werde."