Porträt der Woche Manfred Wunderling, über Jahrzehnte hinweg "das Gesicht" des Radfahrerclubs Lostau "Bin nicht komplett von der Bildfläche verschwunden"
Lostau l Bereits früh im Leben des 1942 geborenen Manfred Wunderling drehte sich nicht alles, aber in jedem Fall sehr vieles um den Radsport und dessen Facetten. "Mit zehn Jahren hab ich hineingeschnuppert", beschreibt der in keinster Weise eingerostete 71-Jährige seine ersten Schritte, damals noch ins Rennradfahren und den bis heute für viele so exotisch anmutenden Sport Radball. "Erst als ich elf Jahre alt war, schloss ich mich ¿All Heil\' Lostau an und betrieb mein Hobby im Verein", fährt er mit leuchtenden Augen fort.
Dieses Leuchten und die Art des Berichtens lassen seine tiefe Zuneigung dem Radball gegenüber sehr gut erahnen. Besonders dann, wenn er über die großen Erfolge des relativ kleinen RC Lostau spricht, die dieser gegenüber Vereinen aus den Ballungszentren wie Leipzig, Chemnitz, Berlin oder Erfurt einfuhr. Auch wenn ihm nie der ganz große Sprung gelang, war er doch immer mit dem Herzen Teil dieses Vereins und seit dem Jahr 1965, sprich im Alter von 23 Jahren, Vorsitzender des RC Lostau (ehemals Medizin und Traktor Lostau).
Seine größten persönlichen Erfolge beschreibt der zurückhaltende aber sympathische Wunderling mit dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft Magdeburg in den Jahren 1968 und 1969 mit seinem Partner Hubert Zigahn sowie 1976, als er mit Gerhard Wienke siegte. Doch zu viele Worte möchte er nicht über seine Person verlieren, gab es doch in den Lostauer Reihen noch erfolgreichere Athleten. "Wir waren stets eine Hochburg des Radballs in der Republik und haben in den Jahren zwischen 1960 und 1965 allein fünf DDR-Titel im Schüler- und Jugendbereich gewonnen." Stolz fährt es ihm über die Lippen: "Auch häufige Teilnahmen an der DDR-Oberliga und DDR-Liga (2. Liga) für Teams des RC Lostau standen zu Buche."
Selbst und endgültig übernahm Wunderling 1965 das Zepter des Vereins von seinem Bruder Erich, nachdem er bereits seit Jahren sehr erfolgreich als Übungsleiter des Radball-Nachwuchses agierte. Namen wie Wolfgang Rohrhofer, Hermann Jeske oder Günter Hoppe und Egon Rasack - allesamt ehemalige DDR-Meister - lassen Wunderlings Augen weiter glänzen.
Vor zwei Jahren jedoch kam die Zeit, in der es galt, "ins zweite Glied zurückzurücken und frischen Wind Einzug halten zu lassen", beschreibt Wunderling seinen Entschluss, das Amt des ersten Vorsitzenden abzugeben. So führt nun seit einiger Zeit Nickey Rogge, seines Zeichens langjähriges Mitglied und noch immer Aktiver beim RC, die weiteren Geschicke. "Ich bin nicht komplett von der Bildfläche verschwunden, habe weiterhin das Amt des 2. Vorsitzenden inne und Mitspracherecht im fünfköpfigen Vorstand", schildert sich der Pionier der ersten Stunde.
Das würde auch nicht zu ihm passen, gerät er noch heute ins Schmunzeln über so manche Anekdote. "Es waren mit großer Mehrheit schöne Momente", hebt er die Freundschaft zu den Sportfreunden aus Olomouc (Tschechien) und die damit einhergegangen den geselligen Reisen hervor.
Über seinen Nachfolger hat er nur Positives zu berichten: "Nicky macht das gut. Auch dank seines Engagements erfährt das Radpolo im Verein eine kleine Wiederbelebung. Es sollen zudem tiefere Kontakte zur Grundschule in Möser hergestellt werden." Das erscheint Wunderling als "sinnvoll und wichtig", vor allem in einer Zeit, in der andere Sportarten an Einfluss gewinnen. "Ich denke, wir müssen noch mehr werben und den Nachwuchs für diesen tollen Sport gewinnen." Selbst kann er es bis heute nicht lassen: "Wir treffen uns wöchentlich mit ¿alten Kempen\' und holen die Räder raus." Wunderlings Augen leuchten weiter.