Volksstimme-Serie "Unsere Vereine" Judo-Club Burg feiert heute sein 50-jähriges Bestehen BSG-Sektion schreibt wechselvolle Historie
Wenn heute Abend in der Burger Stadthalle die Lichter angehen, wird Geschichte geschrieben. Der Judo-Club Burg feiert sein 50-jähriges Vereinsbestehen - und blickt auf große sportliche Erfolge, schmerzliche Trennungen und neue Perspektiven zurück.
Burg l Er hat geschrieben, gestrichen und umformuliert: Ingo Fremberg hat lange an seiner Festrede zum Jubiläum gefeilt, mit der er heute Abend die Feierlichkeiten eröffnen wird. "Es gibt nicht viele Vereine, die durchgängig auf 50 Jahre zurückblicken können", sagt der Vorsitzende, in dem Bewusstsein, den richtigen Ton treffen zu müssen. Schließlich gilt es bei all den Erfolgen der Sportler, den Verdiensten der Trainer, Funktionäre und Kampfrichter sowie der langjährigen Treue der Eltern und Sponsoren, niemanden außer Acht zu lassen.
Einer, der unter den 110 Gästen genau zuhören wird, ist Reinfried "Charly" Liebthal. Der heute 70-Jährige ist der Gründer des Judosports in der Ihlestadt. Er rief 1962 mit 14 Frauen und Männern der sogenannten FDJ-Ordnungsgruppe des VEB Schuhfabrik Roter Stern eine Interessengemeinschaft ins Leben. "Trainiert wurde in der Diesterweg-Oberschule auf Filzmatten", erinnert Fremberg.
Schnell fand die Gruppe, die fortan als Sektion in der BSG Fortschritt Burg organisiert war, Zulauf. Mit Fritz Grund stieß 1964 ein zweiter Sportfreund hinzu, der als Vorsitzender und Trainer bis 1997 die Geschicke des JC Burg entscheidend prägen sollte.
Zahlreiche Burger Judokas zu Sportschulen "delegiert"
Gemeinsam mit Peter Wegner und Uwe Kliemann wurde ab Mitte der 60er-Jahre das Trainings- und Wettkampfniveau deutlich erhöht. Mit Erfolg: Die Judokas Ursula Schott und Edeltraut Schultze errangen bei DDR-Meisterschaften erste und zweite Plätze (Volksstimme berichtete). Hinzu kamen etliche Titel bei Bezirksmeisterschaften, internationalen Turnieren und dem hoch angesehenen DFD-Pokal.
Bereits 1968 wurde die Sektion Judo zum Trainingszentrum des Judoverbandes innerhalb des Bezirkes Magdeburg erklärt. "Durch den unermüdlichen Einsatz unserer Übungsleiter und Trainer wurden im Laufe der Jahre viele leistungsstarke Judokas zu den damaligen Sportschulen zum ASK Frankfurt/Oder und zum SC Leipzig delegiert. Hier sind Frank Conrad, Erhard Grund, Heinz Günter Freie, Peter Klinger und Sören Labs zu nennen. In den neunziger Jahren gelang der Sprung Remo Fischer", zählt Fremberg auf.
Parallel trieb die Sektion die Ausbildung von Trainern und Kampfrichtern voran. Mit Fritz Grund legte 1969 der erste Burger seine Prüfung zum 1. Dan ab.
Durch die Gründung von weiteren Sportgruppen, darunter für die Gymnastik-Frauen, wuchs die Abteilung in den 80er Jahren auf 150 Mitglieder. Auch das Vereinsleben kam nicht zu kurz. "Ob bei den Zeltlagern am Niegripper See, im Harz und in Altenplatow oder bei den Feierlichkeiten zum 1. Mai, uns war immer wichtig, die Sportler und ihre Familien mit einzubinden", betont der Vorsitzende.
Dieser Zusammenhalt spiegelte sich 1984 beim Bezug der ersten eigenen Sportstätte wider. In rund 4500 Arbeitsstunden vieler ehrenamtlicher Helfer wurde der ehemalige Tanzsaal im Haus des Sports in der Bürgermark saniert. "Ein Schmuckkästchen", wie Fremberg noch heute schwärmt.
Freizeitsportler erhalten zunehmend "Gewicht"
Nach der Wende orientierten sich die Judokas neu. 1993 löste sich die Abteilung aus der BSG Fortschritt und gründete den Judo-Club Burg. Im gleichen Jahr musste der Verein "aufgrund parteipolitischer Wirrungen", wie es Fremberg ausdrückt, vom Haus des Sports in einen Sportraum der neuen Kaserne umziehen. "Vier Jahre später zwangen uns steigende Kosten dazu, in die Sporthalle am Platz des Friedens zu wechseln", so der Vorsitzende.
Auch sportlich orientierte sich der JC Burg neu. "Neben dem Wettkampfsport erhalten Freizeitsportler zunehmend ¿Gewicht\'", klärte Fremberg auf. Unter anderem fanden sich Volleyballer und Fußballer zusammen, Fritz Grund gründete eine Jiu-Jitsu-Abteilung. Unter Leitung von Uwe Kliemann wurde zudem eine Judogruppe für Menschen mit Handicap ins Leben gerufen.
"2003 war ein Jahr, das wir am liebsten aus dem Kalender streichen würden", deutet Fremberg die schwierigste Phase der Vereinsgeschichte an. Nach unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Ausrichtung des Clubs trennten sich die Wege vieler Vorstands- und Vereinsmitglieder.
Roland-Turnier ist fester Bestandteil des Vereins
Dennoch gelang es dem JC Burg in den folgenden Jahren, die Mitgliederzahl konstant bei 90 zu halten. Das eigene Roland-Turnier (seit 1993) und regelmäßig stattfindende Familiensportfeste bilden die Konstanten des Vereins. Auch wenn er bis auf wenige Ausnahmen (Jessica Martin im Nachwuchs und Christian Supplie im Erwachsenenbereich) im Landesmaßstab derzeit nicht zur Judospitze gehört, bilanziert Fremberg zufrieden: "Unser Verein ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil im Kreissportbund Jerichower Land und ein würdiger Vertreter unserer schönen Stadt Burg."
Übrigens: Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten gibt der JC Burg eine große Festzeitung heraus. Dann wird wieder Geschichte geschrieben...