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Neutralität in Frage gestellt Chef der WADA vor Wiederwahl unter Druck

Craig Reedie stellt sich erneut zur Wahl als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur. Aber mächtige Kräfte in der olympischen Bewegung halten den Briten offensichtlich für den falschen Mann.

16.11.2016, 14:52

Lausanne (dpa) - Craig Reedie droht als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zum Buhmann rund um den russischen Doping-Skandal zu werden.

Kurz vor dessen möglicher Wiederwahl am 20. November hat der einflussreiche Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah, Präsident der Vereinigung Nationaler Olympischer Komitees (ANOC), die Eignung Reedies massiv in Frage gestellt. Der Scheich forderte bei der ANOC-Generalversammlung in Doha/Katar, der nächste WADA-Vorsitzende müsse eine neutrale, nicht von anderen Interessen geleitete Person sein.

Reedie ist seit 2014 WADA-Chef und zugleich Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Reedie strebt nun eine zweite Amtszeit über weitere drei Jahre an. Bis zum Sommer war Reedie gar IOC-Vize unter Thomas Bach.

Al-Sabah führt die Interessenvertretung der 206 Nationalen Olympischen Komitees an. Er kritisierte die Verquickung der Ämter von Reedie. Eine Reform der WADA sei schwierig, "wenn wir nicht einen neutralen Vorsitzenden für die nächsten drei Jahre haben".

Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) erwartet mittelfristig, dass an der WADA-Spitze eine neutrale Persönlichkeit steht. "Während des Treffens hat Sir Craig diesen Ansatz akzeptiert und erklärt, solch einer Lösung nicht im Wege zu stehen", sagte ein IOC-Sprecher in Lausanne. "Daraufhin hat er von der IOC-Exekutive die Unterstützung für die Wiederwahl als WADA-Präsident bekommen."

Wie der Sprecher weiter erklärte, wird das IOC gemeinsam mit den Regierungen in dem Sinne arbeiten, künftig einen neutralen WADA-Präsidenten zu haben. Was genau unter neutral zu verstehen ist, präzisierten weder der Scheich noch das IOC.  

Die WADA steht weiter in der Kritik, zu spät auf den Doping-Skandal in Russland reagiert zu haben. Nur Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hatte der unabhängige Ermittler Richard McLaren im WADA-Auftrag einen Bericht über systematisches, staatlich gedecktes Doping während der Winterspiele 2014 im russischen Sotschi vorgelegt.

Die WADA hatte daraufhin einen kompletten Ausschluss des russischen Teams von den Sommerspielen empfohlen. Das IOC hatte sich trotz scharfer Kritik gegen die Empfehlung entschieden und stattdessen eine Einzelfallprüfung russischer Athleten vorgezogen.

Auf Kritik beim ANOC-Kongress stieß auch, dass die WADA quasi mit Beginn der Generalversammlung verkündet hatte, dass das Anti-Doping-Labor im gastgebenden Doha wegen Mängel für vier Monate suspendiert werde. Reedie entschuldigte sich und nannte den Zeitpunkt der Ankündigung unabsichtlich, wie ihn der Branchendienst "insidethegames" zitierte.

Homepage der ANOC

Homepage der WADA

Bericht von "insidethegames"