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Handball Saison für SCM-Rückraumspieler Natek beendet / Rojewski & Co. im Schockzustand "Das ist der Super-GAU, für Jure und fürs Team"

Von Janette Beck 23.03.2012, 03:15

Auf dem 37:27-Kantersieg gegen den Bergischen HC liegt ein dunkler Schatten, denn mit gnadenloser Härte hat das Schicksal erneut beim SC Magdeburg zugeschlagen: Nach Kapitän Fabian van Olphen fällt nun auch Jure Natek mit einer schweren Knieverletzung etliche Monate aus. Die Lücke soll und muss mit "Bordmitteln" gefüllt werden.

Magdeburg l Nachdem feststand, wie schwer es Jure Natek bei dem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler in der elften Spielminute erwischt hatte, glich die Stimmung im Umfeld des SCM zunächst der bei einer Beerdigung. Die Hoffnungen, allen voran die des Trainers, dass der Slowene vielleicht doch Glück im Unglück haben könnte, hatten sich angesichts der MRT-Bilder zerschlagen: Deren gestrige Auswertung in der Uni-Klinik Magdeburg, die Natek noch am Mittwochabend aufgesucht hatte, ließen keine Zweifel zu: Nicht nur das Kreuzband, auch der Meniskus im linken Knie hatte Schaden genommen. "Das ist natürlich eine Katastrophe für mich", war der Nationalspieler traurig, aber erstaunlich gefasst. "Was soll ich machen, es ist passiert, und jetzt muss ich sehen, dass ich irgendwie wieder auf die Beine komme. Wie lange das dauert, kann jetzt noch keiner sagen - lange jedenfalls."

Andreas Rojewski zeigte sich gestern Mittag tief getroffen vom Schicksal seines Rückraum-Pendants und Freundes: "Erst ,Tulpe\', jetzt Jure, das ist der absolute Super-GAU - natürlich zu allererst für Jure selbst, aber auch für die Mannschaft. Mir fehlen die Worte, und es ist schwer zu beschreiben, was man fühlt - wir sind momentan noch alle im Schockzustand und müssen erst mal mit dieser schlimmen Nachricht fertig werden."

Van Olphen wusste nur zu gut, was die Schwere der Verletzung für den Linkshänder bedeutet. "Das ist ganz bitter für Jure, ich weiß genau, wie er sich jetzt fühlt. Aber ich weiß auch, dass es nach dem ersten Schock weitergeht, man wieder nach vorn schaut und dass es eine Zukunft gibt. Damit versuche ich, ihn zu trösten", so van Olphen, dessen "durchweg positive Erfahrungen" mit seiner eigenen Kreuzband-Operation in Bad Griesbach (Bayern) dazu führen, dass Natek sich ebenfalls in die Hände des Kniespezialisten Dr. Heinz-Jürgen Eichhorn begeben will. Bereits Mitte kommender Woche ist der Eingriff geplant.

Auch für die Führungsetage des Vereins war der Sieg gegen den BHC und die wichtigen zwei Punkte im Kampf um einen EC-Platz zu teuer erkauft: "Es ist alles noch so frisch, das müssen wir erst einmal ein, zwei Tage sacken lassen", erklärte Manager Marc Schmedt. "Man kann sich ja verletzten und auch mal einen Monat ausfallen - aber muss es gleich wieder die absolute Katastrophe sein. Denn Kreuzbandriss plus Meniskusschaden, da kann die Wiederherstellung schon mal neun Monate bis ein Jahr dauern", haderte Schmedt mit dem Schicksal - auch, weil es "kurzfristig keinen Ersatz geben wird, wir das bis zum Saisonende also teamintern schultern und dabei besonders auch ,Rojes\' Schutz vor Überlastung im Auge haben müssen. Aber ich hoffe, dass diese prekäre Situation bei den anderen zusätzliche Kräfte freisetzt. Und das schon beim wichtigen EC-Rückspiel am Samstag".

Trainer Frank Carstens bezeichnete Nateks Verletzungspech als "besonders tragisch", weil dieser nach seiner Leisten-OP gerade wieder in Schwung gekommen war. "Sicher trifft uns der Ausfall hart, aber dennoch werden wir jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern wir wollen so lange wie möglich an unseren Saisonzielen festhalten und am Samstag den ersten Schritt gehen." Da die Transferliste seit Mitte Februar geschlossen habe, werde es keine Verstärkung von außen geben. "Wir müssen also versuchen, die Lücke mit Bordmitteln zu schließen, auch wenn die Luft dünner wird und wir besonders auf Andreas aufpassen müssen", so der Cheftrainer, der vor allem auf die Allrounder-Qualitäten von Bennet Wiegert als Rechtshänder im linken Rückraum setzt. Aber auch ein Damir Doborac oder ein Tim Hornke wären als Alternativen denkbar.