Schwimmen Der DSV wählt seinen neuen Chef
In Leipzig wird der neue Chef des Deutschen Schwimmverbandes gewählt. Sachsen-Anhalt unterstützt Kandidatin Gabi Dörries.
Magdeburg l Johannes Kelle feiert am Wochenende im Kongresszentrum in Leipzig eine Premiere. Er bestreitet seinen ersten Verbandstag des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) – und wohl den spannendsten der letzten 20 Jahre. Viele Anträge wurden angekündigt, viele Diskussionen werden erwartet, womöglich heftige Kontroversen. Die Medien wurden vorab bereits zur Sitzung aus- und zur Pressekonferenz am späten Sonnabendnachmittag eingeladen.
Und nicht zuletzt erlebt Kelle, seit 2014 Vizepräsident des Landesschwimmverbandes Sachsen-Anhalt (LSV), erstmals eine Wahl eines neuen Präsidenten und damit Nachfolgers von Christa Thiel. Die 62-Jährige hat nach 16 Jahren und zwei Olympischen Spielen in Folge ohne Medaille für die Beckenschwimmer genug. Für Kelle kann es da nur eine Wahl geben: Gabi Dörries. „Sie hat in ihrem Konzept am besten aufgezeigt, wie man den Verband einfach und vernünftig führen kann“, sagte der 26-Jährige.
Dörries ist Vorsitzende der Fachsparte Schwimmen. Sie führt mit ihrem Mann zudem ein Software-Unternehmen in Schleswig-Holstein. Sie tritt an gegen Vico Kohlat (DSV-Vize Recht) und Dieter Schott, Präsident des Hamburger Verbandes. Sie hat seit Jahren den Kontakt zur Basis. Und sie kann sich der Unterstützung von Prominenz und Verbänden sicher sein. So haben, wie das Fachportal „swimsportnews.de“ berichtete, Baden, Bayern und Nordrhein-Westfalen ihr Votum pro Dörries zugesagt. Die drei Verbände stellen aufgrund ihrer großen Mitgliederzahl (eine Stimme pro 1 500 Mitglieder) knapp die Hälfte der wahlberechtigten Delegierten aus 18 Landesverbänden (insgesamt 403 Stimmen). Sachsen-Anhalt hat selbst fünf Stimmen: Neben Kelle werden Edda Kaminski (LSV-Präsidentin), Oliver Busch (Schwimmwart), Andreas Wels (Wassersprungwart) und Paul Biedermann den LSV vertreten.
Biedermann (Halle), der nach den Rio-Spielen seine Karriere beendet hat, hat fleißig Stimmen für Dörries mobilisiert. Von ihr liegt bislang auch das konkreteste Konzept vor. „Sie unterstütze ich auf jeden Fall“, hatte Biedermann erklärt. Zwischenzeitlich haben der 30-Jährige und Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin von Peking, für eine Anschubfinanzierung durch die 600 000 DSV-Mitglieder geworben, die eine Beitragserhöhung von 50 Cent jeweils für 2017 und 2018 vorsieht. 300 000 Euro pro Jahr würden übrigens den Betrag, den der DSV aus dem Vertrag mit den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten erhält, decken und somit eine Termin-Unabhängigkeit bedeuten. Bislang hat sich der DSV auch nach den Sender-Wünschen gerichtet.
Das Konzept von Dörries lässt sich laut Kelle in drei Punkten zusammenfassen: „Den DSV auf finanziell stabile Beine stellen, sportlich erfolgreich sein und den Verband als Marke zu kommunizieren.“ Dörries wünsche sich den „offenen Dialog“, der in der Vergangenheit zwischen Präsidium und Fachsparten offenbar eingeschlafen war. Biedermann hatte deshalb betont: „Es muss Veränderungen im DSV geben, am besten von oben herab.“ So oder so: Am Wochenende wird eine neue Zukunft des deutschen Schwimmens beginnen.