Frauen-Handball, Mitteldeutsche Oberliga Rückblick der TSG Calbe Der Teamgeist ist intakt
So richtig glücklich lief die zweite Saison der Handballerinnen der TSG Calbe in der Mitteldeutschen Oberliga nicht. Eine der besten Abwehrreihen der Liga nützte am Ende nichts und die TSG rutschte aus dem gesicherten Mittelfeld auf Platz zehn ab.
Calbe l "Prinzipiell behalte ich in dieser Saison das Zittern um den Abstieg in Erinnerung", fasste Rückraumspielerin Christin Bily zusammen. Wie ein Strick legte sich die Angst um den Ligaverbleib in der Rückrunde um den Hals jeder Spielerin, raubte ihr ein paar Prozente Leistung, die am Ende zum Erfolg fehlten.
"Die vielen knappen Niederlagen waren ärgerlich", resümierte Melanie Sauer und erinnerte an die Heimspiele gegen Chemnitz oder den HC Salzland. "Wir haben gute Spiele gemacht, die dann doch knapp verloren gingen." Das Szenario wiederholte sich dutzende Male. "Wir haben bis kurz vor Schluss mitgehalten, teilweise sogar geführt", so Aufbauspielerin Stefanie Hüls.
Scheidewege einer Saison
Es waren diese Niederlagen, welche die Mannschaftsseele am Ende unheimlich verletzten. "Am meisten zu hadern hatte ich mit den Niederlagen zu Hause gegen Chemnitz, in Gera und dem Unentschieden gegen Haldensleben", benannte Christin Bily Scheidewege einer Saison, die am Ende immer weiter aus dem Ruder zu laufen drohte.
Der Rücktritt von Trainer Frank Falke, sowie die langwierigen Verletzungen von Melanie Sauer und Torhüterin Susanne Bartl rissen Löcher ins Mannschaftsgefüge. "Das waren Momente, die das Team vor neue Aufgaben gestellt hat, aber insgesamt gut lösen konnte", so Bily.
Teamgeist ist vorhanden
Es ist wohl nur dem Teamgeist zu verdanken, dass am Ende doch eine gewisse Versöhnungsstimmung in der Hegersporthalle zu herrschen scheint. "Die Stärke der Mannschaft ist ihr Zusammenhalt. Mit Sicherheit gab es viele Momente, in denen es nicht gerade einfach war, aber wir haben den Kopf oben gelassen und uns war klar, egal wie das alles hier ausgeht, wir sind eine klasse Mannschaft, die zusammen steht", beschrieb Abwehrspezialistin Mandy Wenzel.
Das Problem dabei: Zusammenhalt allein reicht nicht zum Gewinnen. "Ja, das Team steht als Mannschaft da, aber uns fehlte der nötige Egoismus in dem Sinne, dass jede Spielerin den letzten Schritt auch geht und Verantwortung übernimmt. An diesem Punkt haben wir uns im vergangenen Jahr nicht weiter entwickelt", sprach Co-Trainer Lutz Dohmke den Knackpunkt an.
Die schwache Angriffsleistung brach den Saalestädterinnen Woche um Woche das Genick. Das sahen auch die Spielerinnen so. "Meist stand die Abwehr hinten mit Kathrin zusammen gut, und man sagt ja auch, dass man in der Abwehr die Spiele gewinnt. Dazu müssten wir aber vorne einfach mehr Bälle im Tor unterbringen. Chancen dazu hatten wir", so Franziska Sprotte.
Spielerisch überzeugend
Spielerisch hatten sich die TSG-Damen sicherlich nichts vorzuwerfen und gingen gut vorbereitet in die einzelnen Begegnungen. "Wir haben aus einer stabilen Abwehr heraus ein gutes Positionsspiel gemacht. Das lief von der Sache her gut, wie wir gegen Rödertal oder Marienberg gezeigt haben", bestätigte Dohmke.
"Was wir abrufen können, haben wir getan, haben den Gegner auch ausgespielt und uns gute Chancen erarbeitet", ergänzte Hüls. Warum es aber dann an den letzten Hundertsteln gefehlt hat, darauf weiß keiner so wirklich eine Antwort.
Positive Glanzpunkte
Sicherlich prägte der Abstiegskampf die Sicht auf die Saison, es gab jedoch auch etliche Glanzpunkte. "Das kampfgeistgeprägte Spiel in Zwickau und zu Hause gegen Union Halle-Neustadt waren vier wichtige Punkte, die nicht einfach zu holen waren. Auch auf die beiden fast ungefährdeten Siege gegen den BSV Magdeburg sind wir stolz und das obwohl der BSV in der Tabelle deutlich über uns steht", sagte Bily.
Kreisläuferin Sprotte blieben der Auswärtssieg in Niederndodeleben und ebenfalls das Spiel in Westsachsen in Erinnerung. "Gerade in Zwickau, als Christin kurz vor Schluss von Rechtsaußen das Tor erzielt hat und wir es in Unterzahl geschafft haben, einen Wurf von Außen zu provozieren, den Kathrin gehalten hat, da war die Freude schon groß."
Sicherlich gehörte Torfrau Kathrin Gutsch zu den herausragenden TSG-Spielerinnen der abgelaufenen Saison. Ihr Zusammenspiel mit der Abwehr ließ in den meisten Spielen kaum Wünsche offen und in ganz entscheidenden Phasen war sie es, die ihre Mannschaft im Spiel hielt. Frustrierend nur, dass die Sicherheit in der Abwehr dann nicht mit in das Angriffsspiel übernommen wurde. Einfache Technik-Regelfehler oder halbherzige Würfe schlichen sich ein und ließen den Kopf immer weiter sinken.
Blick in die kommende Saison
"Erhofft hatten wir uns natürlich viel mehr und unsere Ziele höher gesteckt", blickte der Co-Trainer auf ein hartes Dreivierteljahr zurück. "Insgesamt muss man sagen, dass mit einem bisschen Glück und Konzentration ein paar Punkte mehr drin gewesen wären", ist sich Sprotte sicher. Doch alles Wundenlecken hilft ohnehin nichts mehr. "Wir müssen das jetzt abhaken und setzen alles daran, in der nächsten Saison nicht wieder bis zum Ende zittern zu müssen", so Hüls.
Die Motivation dazu ist definitiv da und die Mannschaft ist sich sicher, im vergangenen Jahr weiter zusammen gewachsen zu sein. "Wir mussten noch mehr Erfahrungen sammeln als in der Saison davor", erklärte Wenzel, während Bily Selbstkritik übte. "Drei Auswärtssiege sind viel zu wenig. Für Auswärtsspiele sind wir vom Kopf her nicht richtig eingestellt. Wir warten immer, was in der fremden Halle mit uns passiert, statt gleich anzugreifen und zu zeigen, dass wir gewinnen wollen."
Calbe plant mit dem neuen Trainer Frank Mühlner für die dritte Saison in der vierten Liga. Die Erwartungen an das TSG-Aushängeschild sind groß und die Damen werden ab September beweisen müssen, dass sie diesem Druck gewachsen sind. Die Mannschaft ist in sich gewachsen, so dass ein Mittelfeldplatz nicht unrealistisch erscheint, zumal der Rucksack voller Niederlagen nun abgelegt ist.