Leichtathletik Deutsche WM-Hoffnungen: Erst Hausaufgaben, dann Medaillen
Bei der WM in Tokio setzt das deutsche Team wieder auf die Olympiasiegerinnen Malaika Mihambo und Yemisi Ogunleye. Beide wollen nach den nationalen Titeln noch an spezifischen Dingen arbeiten.

Dresden - Die eine muss den richtigen Schritt finden, die andere will weiter am richtigen Dreh feilen. Außer den nächsten Meister-Urkunden nehmen die deutschen Olympiasiegerinnen Malaika Mihambo und Yemisi Ogunleye aus Dresden auch Hausaufgaben auf ihre Wege zum Saisonhöhepunkt mit. Beide gehören bei den Weltmeisterschaften in Tokio vom 13. bis 21. September zum überschaubaren Grüppchen der deutschen Hoffnungsträger - das unterstrichen sie bei den deutschen Titelkämpfen. Doch nun steht viel Arbeit an.
Mihambo tritt am Brett zu häufig über, zwei verpatzte erste Versuche wie in Dresden können in einer WM-Qualifikation mit nur drei Chancen arg die Nerven strapazieren. „Ich habe - glaube ich - noch nie so viele ungültige gehabt wie in diesem Jahr“, sagte Mihambo. „Ich hoffe, dass ich es in den nächsten Wettkämpfen schaffe, mein Potenzial auf das Brett zu bekommen, dann werden in Tokio die Karten neu gemischt“, fügte sie nach dem Sieg mit 6,82 Metern an.
Blick geht auch auf die Konkurrenz
In Japans Hauptstadt sprang die 31-Jährige 2021 zu Olympia-Gold - dort und auch danach bewies die zweimalige Weltmeisterin immer wieder ihre unglaubliche Nervenstärke in entscheidenden Momenten. Über die sieben Meter ist Mihambo auch in dieser Saison bereits hinaus gesegelt. Das dürfte in Tokio ebenfalls nötig sein: Paris-Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall wurde bei den US-Trials am vergangenen Wochenende Meisterin mit 7,12 Metern - auch sie hatte wie Mihambo mit zwei Fehlversuchen begonnen.
„Natürlich bekommt man das mit, was die Konkurrenz macht“, sagte die letztjährige Europameisterin und Olympia-Zweite. In Paris machten ihr die Folgen einer Corona-Infektion so zu schaffen, so dass sie wegen Atemproblemen in einem Rollstuhl aus dem Stade de France gebracht wurde. Zuletzt zwickte ein wenig der Oberschenkel, daher freute sich Mihambo, dass sie alle sechs Sprünge absolvieren konnte. Eine Woche zuvor beim Istaf waren es nur vier.
Ogunleye will „weitermachen, weitermachen, weitermachen“
Die technischen Probleme, von denen Yemisi Ogunleye noch in Berlin berichtete, waren nun nicht mehr zu sehen. Alle gültigen Stöße übertrafen die WM-Norm. Mit ihren 19,29 Metern ist sie auf dem Niveau wie vor Olympia. „Jetzt kommt noch mal ein richtiger Trainingsblock“, sagte die 26-Jährige aus Mannheim. Nach überstandener Mandelentzündung und Problemen mit der Achillessehne geht es nun in den Kraftraum, und das mit höherer Intensität. „Ich denke, da ist noch Luft nach oben. Deswegen einfach weitermachen, weitermachen, weitermachen“, betonte sie.
Mit höheren Lasten soll ihr Körper noch einmal auf eine neue Ebene kommen. Das werde dann beim Stoßen selbst auch sehr, sehr helfen, erklärte Ogunleye. Bei der sensiblen Drehstoßtechnik kommt es auf die kleinsten Details an. Passen sie wie bei den genau 20 Metern im letzten Stoß in Paris, kann das Gold wert sein. Verändern will Ogunleye ihre Herangehensweise an die nächste internationale Meisterschaft nicht, das Gebot heißt Lockerheit und Freude in Training und Wettkampf – und bei der gläubigen Athletin natürlich Gottvertrauen.
Immer Kick bei den Höhepunkten
„Ich werde jetzt einfach nur mit diesem Namen Olympiasieger vorgestellt. Ich denke, die letzten Jahre haben gezeigt, dass ich zu den Höhepunkten immer noch einen Kick setzen konnte“, sagte die Hallen-EM-Zweite dieses Winters. Sie denke nicht daran, ob es eine Medaille werden könne. „Was kommt, kommt – lassen wir uns überraschen.“